Unterallgäu – Simulator Fahrtraining für Feuerwehren – Blaulicht schützt nicht

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Lkrs. Unterallgäu/Mindelheim + 27.08.2013 + 13-1532

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Einsatzfahrten mit Blaulicht und Martinshorn sind gefährlich. Der Fahrer eines Feuerwehr-Einsatzfahrzeugs weiß nie genau, wie sich die anderen Menschen im Straßenverkehr verhalten. Zudem steht er unter Stress. Ein „Trainingsgerät“ soll mehr Sicherheit vermitteln.

Freiwillige, die Blaulichtfahrten behindern und sich notfalls auch ohne spätere Schadenansprüche anfahren lassen, wird die Feuerwehr wohl kaum finden. Zudem lassen sich Blaulichtfahrten nicht im Straßenverkehr üben. Blaulichtfahrten gibt es nur bei realen Einsätzen, und nur dann. Gerade für junge Fahrer jedoch ist es keine leichte Aufgabe, sicher und gleichzeitig schnell zum Einsatzort zu kommen. Deshalb hat sich Karl Felbinger, Brandoberinspektor und Fachbereichsleiter für Technik, Maschinistenausbildung und die Fahrschule bei der Berufsfeuerwehr München, mit Rupert Saller, Stadtbrandrat und Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, zusammengetan:

Für Freiwillige Feuerwehren läuft seit 2013 ein Projekt der Versicherungskammer Bayern und des bayerischen Staatsministeriums des Innern in Zusammenarbeit mit dem Landesfeuerwehrverband Bayern, das genau auf diese Problematik der Blaulichtfahrt zielt. Bis zum Jahr 2016 können Freiwillige Feuerwehren für eine Woche ein Sondersignal-Fahrt-Trainer (SFT) der Firma IFE Systems GmbH anfordern. Einen Simulator, der Übungsfahrten ermöglicht, bei denen garantiert niemand verletzt wird.

Für eine Woche (26.08.2013 – 29.08.2013) steht der Simulator nun im Landkreis Unterallgäu, bei der Freiwilligen Feuerwehr Mindelheim. Täglich werden hier junge Fahrer Unterallgäuer Feuerwehren über vier Stunden geschult. Dabei geht es nicht nur um die Fahrt im Simulator, sondern auch um Rechtsgrundlagen und generelle Hinweise.

Im späteren Praxis-Teil steht die Konzentration aufs Fahren, die Früherkennung der Situation und das Erlangen von einer gewissen Handlungssicherheit im Vordergrund. Dafür fährt jeder Teilnehmer drei Einsatzfahrten. Im Anschluss an jede Fahrt wird analysiert: Wie hast du dich gefühlt? Was lief gut? Wo gab es Probleme und warum?

Insgesamt 48 Kräfte aus dem Landkreis Unterallgäu werden von diesem Projekt profitieren. Sie haben sich in dem simulierten Sprinter (TSF) den Herausforderungen auf den drei großen Bildschirmen gestellt:

Ein paar Autos warten an der roten Ampel. Die Straße ist zweispurig. Alle Autos stehen auf der rechten Fahrspur. Super für den Fahrer des roten Fahrzeugs. Er schaltet das Martinshorn zum Blaulicht dazu und schwenkt auf die linke Spur. Gibt vorsichtig Gas.

Vollbremsung!

Da schert doch tatsächlich einer aus der Autoreihe auf die linke Spur aus. Diesmal ging es gerade noch gut. Das Auto fährt über Rot, bleibt so halb auf der Kreuzung stehen und lässt den Einsatzwagen vorbei. Der junge Fahrer im Feuerwehrwagen tritt aufs Gas und dann ist der Einsatzort in Sicht. Die Polizei ist schon da – und plötzlich direkt vor der Motorhaube…

Bremsen, Gas geben – der Simulator reagiert anders als ein echtes Auto. Doch bei der dritten Fahrt läuft es bei den Teilnehmern des Fahr-Trainings schon deutlich besser als am Anfang. Sie fahren deutlich vorsichtiger und können mit Bremse und Gas besser umgehen. Sie wissen auch, dass bei einer Simulation mit allem zu rechnen ist. Auch mit Unmöglichem. Mit „Schnecken hinterm Lenkrad“ ebenso wie mit lebensmüden Fußgängern.

Nach der Fahrt gibt es den persönlichen Fahr-Film am Computer zu sehen. „Warum ist das jetzt passiert?“ Der Trainer hält den Film an und spult noch mal zurück. Der Einsatzwagen schwenkt kurz nach links und ruckelt über eine Verkehrsinsel, fängt sich dann wieder. Nocheinmal spult er zurück und hält im entscheidenden Moment an. „Du hast hier das Martinshorn zugeschaltet.“ Dadurch war der Fahrer für wenige Sekunden nicht ganz auf der Straße. Gedanklich und mit dem Einsatzwagen.

Zu lange überlegen – das ist schlecht. Zu unbedacht fahren ebenfalls. Es ist schwer, alle Bildschirme und dann noch die Rückspiegel im Auge zu behalten. Die Straßen sind kurvenreich, die anderen Verkehrsteilnehmer nicht immer ganz aufmerksam, mache sogar rüpelhaft.  Aber so ähnlich kann es einen auch im Ernstfall gehen.


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Link zur Technik des Simulators vom Hersteller


Feuerwehren üben in Burgebrach im Sondersignal-Fahrt-Trainer