IHK Schwaben | Grenzüberschreitende Pendelströme

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IHK-Pendleratlas 2022: Die Allgäuer Wirtschaft ist stark verflochten – auch über die Landesgrenzen hinweg.

In 82 Prozent der bayerisch-schwäbischen Gemeinden und nahezu allen Landkreisen verlassen mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte den Wohnort als parallel einpendeln. Das gilt auch für das Allgäu. Wie stark das Ausmaß der Pendlerverbindungen nach Österreich und Oberbayern sind, zeigt der Pendleratlas 2022 der IHK Schwaben.

 

So pendeln knapp 500 Beschäftigte aus Österreich in den Landkreis Ostallgäu. Für 370 österreichische Pendler ist Lindau am Bodensee Ziel ihres Arbeitsweges. Das Oberallgäu verzeichnet rund 200 Einpendler aus dem Nachbarland.

Starke Verbindungen im Inland existieren auch zwischen Lindau und dem baden-württembergischen Landkreis Ravensburg und dem Bodenseekreis. Insgesamt verlassen mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte die südlichste Region Bayerisch-Schwabens als im Gegenzug einpendeln. Die Landkreise Oberallgäu (-9.700), Ostallgäu (-8.400) und Unterallgäu (-10.600) weisen ein negatives Pendlersaldo auf. Viele pendeln zur Arbeit in die Region München und den Landkreis Landsberg am Lech. Einzig im Landkreis Lindau am Bodensee ist die Differenz von Ein- und Auspendlern lediglich marginal negativ und kann somit als ausgeglichen bezeichnet werden. Im Gegensatz zu den Allgäuer Landkreisen weisen die kreisfreien Städte positive Pendlersalden auf. So verzeichnet beispielsweise Memmingen mit einem Plus von 12.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Augsburg den zweithöchsten Pendlersaldo.

Großer Bedarf an Fachkräften vor Ort

Dabei ist Bedarf für Fachkräfte auch im Allgäu hoch: Die Unternehmen im Allgäu suchen in allen Branchen nach Menschen, die den Weg der beruflichen Bildung gegangen sind oder eine akademische Laufbahn hinter sich haben. „Vor Ort leben viele gut ausgebildete Fachkräfte. Wenn es uns gelingt, ihnen auch im Allgäu mehr berufliche Perspektiven zu geben, könnten wir im Wettbewerb um die besten Köpfe Boden gutmachen“, sagt Björn Athmer, IHK-Regionalgeschäftsführer für das Allgäu. Denn das Problem wird immer größer. In der IHK-Konjunkturumfrage ist der Fachkräftemangel, nach den stark steigenden Energie- und Rohstoffpreisen, das von den Unternehmen am häufigsten genannte Risiko.

Wirtschaftskraft und Verkehrsanbindung sind entscheidend

Wie attraktiv die Orte für Beschäftigte sind, liegt zunächst an der Arbeitsplatzdichte. Damit wird das Verhältnis von Arbeitsplätzen zur Bevölkerung pro 1.000 Bewohner beschrieben. Diese wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hat eine Sogwirkung. „Damit die Menschen aus anderen Gemeinden aber tatsächlich jeden Tag einen längeren Arbeitsweg in Kauf nehmen, ist eine gute Verkehrsanbindung ebenso entscheidend“, sagt Niklas Gouverneur, Wirtschaftsforscher bei der IHK Schwaben. „Der Zusammenhang ist klar zu sehen: Orte mit einem deutlich positiven Pendlersaldo finden wir entlang der Verkehrsachsen und Verkehrsknotenpunkte.“

Erhalt und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur nötig

Für die Menschen, die sich täglich von ihrem Wohnort an ihren Arbeitsplatz auf den Weg machen, spielt die Verkehrsinfrastruktur eine immense Rolle. „Wir sollten in eine moderne Verkehrsinfrastruktur investieren. Das funktioniert am schnellsten, wenn Planungs- und Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden, wie von der Bundesregierung angekündigt“, betont Markus Anselment, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben und Regionalgeschäftsführer für Lindau, Memmingen und das Unterallgäu. Er ist sich sicher: Auch wenn das mobile Arbeiten nach Corona weiterhin stark genutzt werden sollte, bleibt der Bedarf an eine starken Verkehrsinfrastruktur trotzdem hoch.

Hinweis: Die komplette Studie samt allen Zahlen und Grafiken finden Sie hier.