Bad Grönenbach – Schulerloch | Tierquälerei: Rund 650 Tierschützer bei Mahnwache vor Milchvertrieb

-

14. März 2025 – Eine Woche ist vergangen, seit die Staatsanwaltschaft Memmingen gemeinsam mit Kriminalbeamten, Veterinären und einem Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes eine Durchsuchung auf dem Milchviehbetrieb E. in Bad Grönenbach durchführte. Hintergrund der Ermittlungen sind Videoaufnahmen, die von einem verdeckten Ermittler der Tierschutzorganisation SOKO Tierschutz während seiner dreimonatigen Anstellung auf dem Hof angefertigt wurden. Die Bilder sollen gravierende Missstände und Tierquälerei dokumentieren. Die genauen Ermittlungsergebnisse wurden bisher nicht veröffentlicht.

Foto: Pöppel

Mahnwache mit 650 Demonstranten

Die Vorwürfe haben eine Welle der Empörung ausgelöst. Am Freitagnachmittag, 14.03.2025, versammelten sich rund 650 Tierschützer zu einer Mahnwache auf der Zufahrtstraße zum Hof. Die Polizeiinspektion Memmingen sicherte die Veranstaltung und sorgte für eine geordnete Verkehrslenkung. Die Demonstranten kritisierten nicht nur die Zustände auf dem Betrieb, sondern auch die ihrer Meinung nach zu laschen gesetzlichen Rahmenbedingungen im Tierschutz.

In den Knast mit den Tierquälern“, lautete eine der Parolen, auf den Transparenten. Besonders heftig fällt die Kritik am Juniorchef des Betriebs aus, der laut den Tierschützern auf den Videoaufnahmen wiederholt zu sehen sei.

Foto: Pöppel

Politik in der Kritik – Justiz lässt auf sich warten

Die Demonstranten zeigten sich auch von der Politik enttäuscht. „Die Gesetzeslage ist zu schwammig und lückenhaft“, hieß es aus den Reihen der Tierschützer. Besonders brisant: Bereits in der Vergangenheit gab es Verfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gegen den Betriebsleiter, auch diese wurden von der SOKO Tierschutz aufgedeckt. Doch bis heute sind nicht einmal diese Fälle vor dem Landgericht Memmingen terminiert. Nun gibt es neues belastendes Material, das ein weiteres Verfahren nach sich ziehen könnte. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, könnte dies strafrechtlich jedoch zugunsten des Beschuldigten ausfallen, da beide Verfahren unter einem Strafzusammenhang behandelt werden könnten.

Foto: Pöppel

Milchabnehmer geraten unter Druck

Nicht nur die Betreiber des Milchviehbetriebs geraten zunehmend unter Druck, sondern auch deren Abnehmer. Besonders im Fokus stehen die Bad Wörishofener Milchwerke, die die Milch des Betriebs weiterhin abnehmen. Der Protest hat sich mittlerweile auf das Unternehmen ausgeweitet: Zahlreiche Mails von Tierschützern aus dem In- und Ausland sollen die Server der Milchwerke lahmgelegt haben. Bisher hält das Unternehmen am Milchviehbetrieb E. fest und möchte ein rechtskräftiges Urteil abwarten. Doch die Frage bleibt: Werden die Bilder der Missstände schneller Wirkung zeigen als die Justiz?

UPDATE, 15.03.2025 | Die Milchwerke Bad Wörishofen haben auf Weisung von ihrem Mutterhaus in Belgien den Milchabnahmevertrag ausgesetzt.

Auch die mit dem Betrieb kooperierenden Schlachthöfe in Buchloe und München geraten zunehmend in die Kritik. Sollte der öffentliche Druck weiter steigen, könnte dies zu wirtschaftlichen Konsequenzen führen.

Foto: Pöppel

Die Ware Tier – ein Systemproblem?

Der Fall wirft erneut die Frage auf, wie mit Tieren in der industriellen Landwirtschaft umgegangen wird. Tierschützer mahnen an, dass es sich nicht um einen Einzelfall handle, sondern um ein strukturelles Problem.

Der Protest von Freitag dürfte den Betreibern des Milchviehbetriebs nicht spurlos vorbeigehen. Die Menschenkette war eindrucksvoll, die Sprechchöre deutlich zu hören. Doch ob sich an den Zuständen etwas ändert, bleibt abzuwarten.

 

 

Bad Grönenbach | SOKO Tierschutz veröffentlicht Videomaterial aus dem Milchviehbetrieb

spot_img