Landratsamt Unterallgäu | Nachhaltige Wärmeversorgung: „Kommunen nehmen Schlüsselrolle ein“

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Fachstelle für Klimaschutz zieht nach Veranstaltungsreihe Bilanz

Welche Alternativen gibt es zu Gaslieferungen aus dem Ausland? Besonders seit dem Ukraine-Krieg ist diese Frage allgegenwärtig. Kürzlich hat die Fachstelle für Klimaschutz am Landratsamt Unterallgäu im Rahmen der Wärmeoffensive eine vierteilige Veranstaltungsreihe angeboten mit dem Schwerpunkt Wärmenetze. Teilnehmende waren vor allem Kommunalpolitikerinnen und -politiker, Energieteam-Mitglieder, Energieversorger, Energiegenossenschaften und potenzielle Wärmelieferanten.

Stefan Kreidenweis vom Bayerischen Landesamt für Umwelt stellte Alternativen zu Öl und Gas vor: Eine Möglichkeit sei die grundstückbezogene Wärmeversorgung, zum Beispiel mit Solarthermie, einer Holzheizung oder einer Wärmepumpe, die die Wärme aus Luft, Erdreich oder Grundwasser nutze. Eine andere Lösung sei eine leitungsgebundene Wärmeversorgung über ein Wärmenetz. Die Wahl eines erneuerbaren Energieträgers für die Heizung sei aber nur ein Baustein zur Wärmewende. Die größte Einsparung an Energie, CO2 und Heizkosten lasse sich mit einer energetisch hochwertigen Gebäudehülle erreichen, so Kreidenweis.

Christian Letalik vom Centralen Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk (C.A.R.M.E.N. e.V.) erläuterte anschließend die Funktionsweise und die Vorteile eines Wärmenetzes sowie die Rolle der Kommunen. Man könne ein Wärmenetz klimafreundlich mit erneuerbaren Energien oder Abwärme von Industrie, Gewerbe oder Biogasanlagen betreiben. Von einer zentralen Wärmequelle aus werde die Wärme über das Netz zu den angeschlossenen Abnehmern verteilt. Während im Gebäudebestand sogenannte Heißwassernetze sinnvoll seien, würden sich in Neubaugebieten aufgrund des deutlich niedrigeren Energiebedarfs der Häuser „kalte“ Nahwärmenetze eignen, die mit geringeren Temperaturen auskommen.

Die Versorgung über ein Wärmenetz habe viele Vorteile, zum Beispiel benötige man keinen Platz für die Heizung auf dem eigenen Grundstück und man müsse sich nicht selbst um die Heizanlage kümmern. Auch könne der Wärmebezug kostengünstiger als eine Einzellösung sein. Auch Kommunen können laut Letalik ihre eigenen Liegenschaften an das Netz anschließen. Sie können das Netz entweder selbst bauen und betreiben oder dies einem Energieversorger, dem Wärmelieferanten oder einer Bürgergenossenschaft überlassen.

„Die Veranstaltungsreihe machte deutlich, dass Kommunen eine Schlüsselrolle einnehmen können, um eine nachhaltige Wärmeversorgung voranzubringen“, resümierte Sandra ten Bulte, Klimaschutzmanagerin des Landkreises Unterallgäu. In Baden-Württemberg sei eine kommunale Wärmeplanung bereits Pflicht für größere Gemeinden. In Bayern sei dies bislang nicht der Fall, aber Kommunen sollten dennoch langfristig die Energieversorgung in ihrem Gebiet planen, beispielsweise durch Aufstellung eines Energienutzungsplans, durch Quartierkonzepte, im Rahmen der Bauleitplanung oder im Zuge von Dorferneuerung und ländlicher Entwicklung, so ten Bulte. Zudem könnten Kommunen relevante Akteure für die Planung eines Wärmenetzes zusammenbringen und die Bürger frühzeitig informieren und einbinden. Alternativ könnten potenzielle Wärmelieferanten oder engagierten Personen auf die Gemeinde zugehen, um das Thema anzustoßen.

„Hilfreich für den Einstieg in die Wärmeplanung sind verschiedene Werkzeuge und Materialien, die bei unseren Veranstaltungen vorgestellt wurden, etwa der Energie-Atlas und UmweltAtlas Bayern sowie die kostenlose Planungssoftware SOPHENA für Nahwärmenetze,“ fasst die Klimaschutzmanagerin zusammen. Zudem lernten die Teilnehmenden Beratungsmöglichkeiten kennen, wie den Verein C.A.R.M.E.N. e.V., der kostenlos und neutral zum Thema Wärmenetze berät und bei der Verwendung der Software SOPHENA unterstützt. Auch die Beratungsstelle Energieeffizienz und Nachhaltigkeit (BEN) der Bayerischen Architektenkammer bietet Hilfe an. Daneben können die regionalen Energieversorger und Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen zentrale Partner auf dem Weg zum Wärmenetz sein. „Und es lohnt sich ein Blick in die Nachbargemeinde: Im Unterallgäu gibt es bereits einige Nahwärmenetze, die erfolgreich betrieben werden“, sagt ten Bulte. Bei der Veranstaltungsreihe wurden unter anderem die Netze in Benningen und Winterrieden vorgestellt.