Unterallgäu – Jugendhilfeausschuss spricht sich für Sozialarbeit an Grundschulen aus

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Unterallgäu-LogoAn acht Unterallgäuer Grundschulen soll Sozialarbeit eingeführt beziehungsweise fortgeführt werden. Diese Empfehlung gab der Jugendhilfeausschuss einstimmig dem Unterallgäuer Kreistag.

Erstmals nach den Kommunalwahlen tagte der Jugendhilfeausschuss in neuer Besetzung. Ihm gehören nicht nur Kreisräte an, sondern auch in der Jugendarbeit erfahrene Frauen und Männer – zum Teil in beratender Funktion, zum Teil stimmberechtigt. Kreisjugendamtsleiter Otto Gaschler verschaffte den Mitgliedern zunächst einen Überblick über die Themen der vergangenen Jahre.

Zudem informierte er über das Pilotprojekt Sozialarbeit an Grundschulen in Pfaffenhausen und Mindelheim, das heuer eigentlich endet. Vertreter der beiden Schulen berichteten von ihren Erfahrungen und machten dem Ausschuss deutlich, dass es sinnvoll sei, dieses Projekt fortzuführen und auch an weiteren Grundschulen einzuführen.

Die Verwaltung empfahl, an acht Grundschulen im Landkreis jeweils eine viertel Stelle für die Sozialarbeit zu schaffen. Die Kosten könnten sich der Landkreis Unterallgäu und der jeweilige Schulaufwandsträger teilen. Für den Landkreis würden damit insgesamt Ausgaben von 60.000 Euro anfallen.

Laut Jugendamtsleiter Gaschler ergab eine Umfrage an zwölf Grundschulen, dass Bedarf besteht. „Von insgesamt 3161 Schülern haben die Schuleiter 200 als stark verhaltensauffällig bezeichnet.“ Schulamtsdirektorin Elisabeth Fuß führte an, dass Kinder aus unterschiedlichsten Problem- und Krisensituationen heraus jeden Morgen in die Schule kommen. Für sie die Integration in die Schulgemeinschaft und das Lernen zu erleichtern, sei ein wesentliches Ziel der Sozialarbeit. An welchen Schulen die Sozialarbeit letztlich eingeführt werden könnte, werde anhand eines Kriterienkataloges vorgeschlagen, so Fuß. Zudem müsse natürlich der Schulaufwandsträger noch seine Zustimmung geben – doch sie habe von einigen bereits positive Signale erhalten. Landrat Hans-Joachim Weirather hob hervor, im Unterallgäu blieben nur wenig Schüler ohne Abschluss und auch die Jugendarbeitslosigkeit sei gering. Damit das so bleibt, müssten Hilfen möglichst früh ansetzen.

Schließlich befürwortete der Jugendhilfeausschuss einstimmig, Sozialarbeit an acht Grundschulen im Landkreis einzuführen und empfahlt dem Kreistag die Bereitstellung der finanziellen Mittel im Haushalt 2015.

Auf der Tagesordnung standen außerdem mehrere Vorträge von Fachleuten. Sie stellten dem Ausschuss Hilfsangebote im Landkreis vor:

  • Sozialpädagogin Christina Übele berichtete über das Interventionsmodell gegen häusliche Gewalt „MMUM“, ein Kooperationsprojekt des Landkreises Unterallgäu, der Stadt Memmingen und des Frauenhauses Memmingen. Im Jahr 2013 habe sie in 60 Fällen beraten, so Übele. Die Anzahl der Ratsuchenden sei in den vergangenen Jahren gestiegen. Übele führte das nicht unbedingt auf eine höhere Gewaltrate zurück, sondern darauf, dass MMUM bekannter geworden sei und die Opfer sich eher trauten, Hilfe zu suchen. Einstimmig beschloss der Jugendhilfeausschuss eine Erhöhung der Vergütung für die Fachkraft.
  • Kreisjugendpflegerin Anna Königsberger stellte das Projekt „Steil“ vor, an dem das Gesundheitsamt und das Jugendamt am Landratsamt Unterallgäu, die Stadt Memmingen, die Psychosoziale Beratungsstelle der AWO und Elterntalk beteiligt sind. Das Angebot richtet sich an Jugendliche, die durch übermäßigen Alkoholkonsum aufgefallen sind.
  • Stefanie Wagner, Regionalbeauftragte des Projektes Elterntalk, stellte dieses Gesprächsangebot für Eltern vor. Laien werden als Moderatoren geschult und führen Eltern-Gesprächsrunden zu verschiedenen Themen. Wagner berichtete, sie habe mittlerweile auch drei türkische Moderatorinnen und eine russisch sprechende. Sie suche immer nach weiteren – auch fremdsprachigen – Moderatoren.

Abschließend stimmten alle Mitglieder des Jugendhilfeausschusses einer neuen Satzung zu. Diese war redaktionell überarbeitet worden.