Wofür nehmen wir Kredite auf?

-

Print Friendly, PDF & Email

Kredite gehören heute zur Tagesordnung. Da stellt sich die Frage, für welche Zwecke eigentlich die Darlehen aufgenommen werden. Immerhin wird von einigen Mitbürgern gerne behauptet, dass viele Menschen völlig verantwortungslos auf Pump leben würden. Aber ist das wirklich so? Eine neue Studie ging der gesamten Thematik auf den Grund und deckte auf, dass wir ganz und gar nicht Kredite für unsinnige Zwecke aufnehmen. Dieser Artikel schaut sich die Gründe einmal genauer an.

Abbildung 1: Die Gründe für eine Kreditaufnahme sind hierzulande vielfältig und in den meisten Fällen nachvollziehbar. Ob nun eine Investition in die eigene Zukunft, das Eigenheim oder die Anschaffung eines Wagens – in den meisten Fällen funktionieren diese Vorhaben nicht ohne Darlehen. Bildquelle: @ Finanzcheck.de

Autofinanzierung: Der Kauf eines Autos bietet eine Kreditsicherheit

Natürlich steht die Autofinanzierung ganz oben auf der Liste. Das war übrigens auch bei der Umfrage im Jahr 2019 so, die damals schon herausstellte, dass rund 33 Prozent des Kreditvolumens auf Gebrauchtwagen und 26 Prozent auf Neuwagen abfielen. In dieser neuen Statistik macht die Autofinanzierung unbestritten den ersten Rang aus, mit ganzen 33 Prozent. Aber warum ist das so?

  • Unerschwinglichselbst Gebrauchtwagen können meist nicht aus dem Ersparten finanziert werden. Ein Kredit ist somit absolut gängig und wird heute vielfach zu recht günstigen Konditionen angeboten.
  • Angebote – rund um den Autokauf gibt es teils besonders günstige Autokredite. Diese weisen in den meisten Fällen auch günstigere Zinsen auf als herkömmliche Ratenkredite, weil der Wagen per Sicherungsübereignung eine Kreditsicherheit darstellen kann. Die niedrigen Zinsen sind ein weiteres Argument für eine Finanzierung im Vergleich zur Nutzung der eigenen kleinen Finanzreserve.
  • Händlerfinanzierungen – sie machen die Finanzierung des Autos sehr bequem. Natürlich können Autokäufer in dieser Hinsicht weniger Vergleiche durchführen, doch müssen sie sich auch nicht eigens um einen Kredit bemühen: Der Händler regelt die Finanzierung im Service gleich mit.

Fakt ist: Viele Menschen sind auf ihr Auto angewiesen und könnten ihren Beruf nicht oder nur eingeschränkt ausüben, wenn sie keines hätten. Daher ist es absolut keine Überraschung, dass die Autofinanzierung auf Platz 1 steht.

Tipp: Wer eine günstige Autofinanzierung nutzen möchte, sollte immer alle möglichen Angebote einholen. So lässt sich auch ein Vergleich von Autokrediten und Händlerfinanzierungen erreichen. Am Ende finden Interessenten dann genau den Autokredit, der perfekt zu den eigenen Anforderungen passt und günstige Zinsen bietet.

Baufinanzierungen: Große Summen und lange Laufzeiten

Auf dem zweiten Rang folgt die Baufinanzierung für den Kauf/Bau einer Immobilie oder einer Eigentumswohnung. Auch hier ist es relativ logisch, wie sich die 27 Prozent zusammensetzen:

  • Notwendigkeit – nur die wenigsten Menschen können ein Eigenheim jeglicher Art aus der sprichwörtlichen Portokasse stemmen. Und die, die es theoretisch könnten, verzichten lieber darauf, denn die Ausgabe des gesamten Ersparten birgt eine gewisse Unsicherheit. Notzeiten können nun nicht mehr so einfach überbrückt werden.
  • Angebote – gerade in den vergangenen Jahren wurden unheimlich viele Baufinanzierungen angeboten. Teils gab es gar 100-Prozent-Finanzierungen, die ganz ohne Eigenkapital auskamen. Dass diese nicht unbedingt sinnvoll sind, steht auf einem anderen Blatt, doch gibt es sie.
  • Neue Möglichkeiten – mit dem DIY-Hype wurde auch rund um die Baufinanzierung viel geändert. So können baldige Eigenheimbesitzer heute mit Eigenleistungen das Eigenkapital bieten oder es um bis zu 15 Prozent erhöhen.
  • Zinsen – die Zinsen für Baufinanzierungen waren in den vergangenen Jahren sehr günstig. Mittlerweile wandelt sich das Blatt, doch sind die teuren Zeiten von einst noch längst nicht erreicht.

Wer sich heute den Traum von einem eigenen Heim verwirklichen möchte, der braucht eine Baufinanzierung, sodass die Häufigkeit der Kredite nicht verwundern darf. Denn eines darf auch nicht vergessen werden: Zwar waren bislang die Konditionen günstig, dafür stiegen die Immobilienpreise vielerorts aber in erschreckende Höhen.

Möbel: Größere Anschaffungen mit Wertpotenzial

Mit 19 Prozent stehen Möbel und die Einrichtung auf Platz 3. Auch dieser Kreditgrund ist absolut nachvollziehbar, zumal kaum einzelne Möbelstücke gemeint sind, sondern:

  • Küche – wer eine neue Küche benötigt, der muss tief in die Tasche greifen. Fünfstellige Beträge sind fast normal, wobei die Nähe zur »2« an vorderster Stelle geringer als die zur »1«. Da Küchen lang genutzte Güter sind, geben Banken auch gerne Kredite für diesen Zweck.
  • Einrichtung – obwohl die Statistik es nicht klar benennt, ist davon auszugehen, dass nahezu vollständige Neueinrichtungen oder Zimmereinrichtungen gemeint sind. Kaum ein Bürger nimmt einen Kredit auf, um einen einzelnen Beistelltisch zu erwerben. Wer hingegen sein Bad, Schlafzimmer oder das Wohnzimmer – wenn nicht gar die ganze Wohnung – neu einrichtet, der fährt mit einem Kredit deutlich günstiger.

Auch bei Möbeln gilt, dass die Kreditaufnahme recht simpel ist. Langfristig genutzte Güter werden von Banken durchaus bevorzugt behandelt. Zudem ist die Kreditaufnahme auch aus schuldentechnischer Sicht in diesem Fall absolut nachvollziehbar. Es sind keine Kurzzeitgüter, sondern meist Stücke, die auch in zehn Jahren noch verwendet werden.

Dispo ausgleichen: Aufgrund der hohen Zinsen immer eine gute Idee

Mit 13 Prozent der aufgenommenen Kredite wird das Girokonto wieder ausgeglichen. Diese Umschuldung, beziehungsweise die Ablöse des Dispokredits, ist kostentechnisch absolut zu befürworten:

  • Dispokostenmit beinahe 10 Prozent Zinsen ist der Dispo schlichtweg unglaublich teuer. Wer sich die Zinskosten sparen möchte, der versucht, einen anderen Weg zu finden.
  • Dispofalle – es ist schwierig, von selbst aus dem Dispo herauszukommen, wenn man erst einmal drin ist. Wenn man sich vor Augen führt, dass über 6 Prozent der Disponutzer mit über 5.000 Euro im Minus sind, wird schnell klar, wie schwer der eigenständige Ausgleich ist.

Natürlich lohnt sich ein Dispoausgleich via Kredit nicht, wenn das Konto nur wenige hundert Euro im Minus ist und der Gehaltseingang abzüglich aller Fixkosten schon für den Ausgleich sorgt. Doch wer genau weiß, dass es nicht möglich ist, binnen der nächsten drei Monate nahezu vollständig aus dem Minusbereich herauszukommen oder wer gar in der Situation ist, dass selbst ein Gehaltseingang nicht mehr zum Plusbetrag führt, der sollte sich über Kreditvergleiche ein gutes Angebot zum Ausgleich des Dispos suchen.

Umschuldung: Immer genau auf die Konditionen achten

Wie der Dispoausgleich bietet auch die Umschuldung ein enormes Sparpotenzial. Die Umschuldung wird im Regelfall bei älteren Ratenkrediten oder Baufinanzierungen genutzt:

  • Ziel – neue Kredite bieten oft günstigere Konditionen als alte Verträge. Durch die Umschuldung des offenen Restbetrags können Kunden somit bares Geld sparen und sich für eine gewisse Zeit die günstigen Konditionen sichern.
  • Wichtig – bei älteren Krediten fällt mitunter die sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung an, wenn der Kredit vor Laufzeitende zurückgezahlt wird. Verbraucher sollten stets die Höhe der Entschädigung in Erfahrung bringen und ausrechnen, ob sie geringer als ist als die mögliche Ersparnis. Ist dies nicht der Fall, lohnt sich die Umschuldung nur bedingt.

12 Prozent der aufgenommenen Kredite entfallen auf die Umschuldung. Es mag jedoch auch sein, dass diese Zahl noch die zweite Umschuldungsform beinhaltet: Alte Ratenverbindlichkeiten oder generelle Verbindlichkeiten mit einem Kredit ablösen.

Ausbildung: In die eigene Zukunft investieren

Bildung ist teuer. Das trifft auch in Deutschland zu, denn alles, was über die vom Staat gestellte Grundbildung hinausgeht, ist meist zu zahlen. Selbst einige Erstausbildungen bieten keine Ausbildungsvergütung, sondern eine monatliche Ausgabe. So erstaunt es nicht, dass der siebte Platz auch die Aus- und Weiterbildung beinhaltet:

  • Studium – Studienkredite fallen ebenso hinein, wie Kredite, die rund um das Studium aufgenommen wurden.
  • Fortbildungen – sie kosten stets Geld. Sicherlich gibt es einige Unternehmen, die ihren Angestellten die Fortbildungen bezahlen, doch ist das ein recht seltenes Geschehen. Die meisten Fort- und Weiterbildungen im Erwachsenenbereich müssen aus eigener Tasche bezahlt werden.
  • Ausbildung – selbst bei bezahlten Ausbildungen müssen Azubis nicht selten einen Kredit aufnehmen, um ihr Leben zu bestreiten. Andere Ausbildungen erfordern eine monatliche Gebühr ganz ohne die Gegenleistung einer Vergütung.

Mit in diesem Punkt sind aber auch die Kosten für Umzüge und Renovierungen enthalten. Nicht selten stehen sie im direkten Zusammenhang mit der Ausbildung oder dem Studium.

Weitere Ausgaben: Führerschein, Hochzeit und Co.

Auf dem letzten Rang und nur noch mit 3 Prozent stehen folgende Faktoren:

  • Führerschein
  • Hochzeit
  • Tierarzt
  • Fahrrad

Die Führerscheinfinanzierung ist noch relativ gängig, allerdings sollte jeder vor Ort prüfen, ob der Kurs nicht mitunter vom Arbeitsamt gestellt werden kann. Bei der Finanzierung von Tierarztkosten sollten Tierhalter besser vorab schon auf Nummer sicher gehen. Es gibt heute gute und günstige OP-Versicherungen, die einen Großteil der hohen Tierarztkosten durch Operationen übernehmen. Wer das nicht mag, der sollte gleich ein Tierkonto anlegen und monatlichen einen festen Betrag darauf einzahlen. Beide Optionen helfen ungemein, zumal die wenigsten Tierhalter so konzentriert nach guten Krediten suchen können, wenn sie ihr Tier in Gefahr wissen.

Die Finanzierung von Fahrrädern ist übrigens durchaus gängig. Neue Räder kosten mittlerweile schnell einen guten vierstelligen Betrag und wer ein E-Bike wünscht, der muss automatisch tiefer in die Tasche greifen.

Hochzeitsfinanzierungen sollten zudem immer mit einer Sondertilgungsoption abgeschlossen werden. Oft kann ein erheblicher Teil der Kreditsumme mit den Geldgeschenken von den Hochzeitsgästen schnell zurückgezahlt werden.

Fazit – oft nachvollziehbare Kreditgründe

Die Mehrzahl der Kreditaufnahmen geht auf Gründe zurück, die wohl jeder verstehen wird. Die, die ein Auto oder ein Haus aus der Portokasse bezahlen können, dürften der absoluten Minderheit angehören und vermutlich selbst gerne zum Kredit greifen, da er steuerlich sinnvoller ist als die Ausgabe aus der Portokasse. Positiv zu bemerken ist, wie viele Bürger Kredite zur Umschuldung oder zum Ausgleich des Dispokredits nutzen. Alte Kreditverträge kommen oft noch mit hohen Zinsen einher, die durch die Umschuldung minimiert werden können. Der Ausgleich des Dispokredits macht sich auch durch niedrigere Zinsen bemerkbar, zudem lässt sich die drohende Dispospirale abwenden.

Wichtig ist nur, einen Kredit vor der Aufnahme gut und nachhaltig zu vergleichen. Nicht allein die Zinsen machen einen guten Kredit aus, bei längeren Laufzeiten kommt es auch auf die eigene Sicherheit und die Sondervereinbarungen an. Bei anderen Kreditgeschehen ist es ratsamer, Vorsorge zu leisten. Gerade gegen hohe Tierarztkosten kann sich jeder Tierhalter im gewissen Rahmen absichern, sei es durch ein Tiersparbuch oder eine OP-/Tierkrankenversicherung. Natürlich fallen dafür monatlich oder jährlich Kosten an, doch sparen sich Tierfreunde in der Not die Problematik, noch schnell finanzielle Mittel auftreiben zu müssen.