Das WM-Quartier Deutschlands: Praxistauglichkeit siegt gegen Idylle

-

Print Friendly, PDF & Email

Die Frage nach dem bestmöglichen Quartier durchzog nach der erfolgreichen Qualifikation Deutschlands die Diskussionen zwischen den Teamverantwortlichen. Während Bundestrainer Joachim Löw gerne nach Sotschi wollte, steigt der Tross nun in der Nähe der Hauptstadt Moskau ab, hauptsächlich zumindest.

Grundrenovierter Komplex hinter brandneuer Mauer

Quelle: GNTFI via Twitter

Wer sich an die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 erinnert, kommt schnell beim großen deutschen Triumph an. Nach dem historischen Halbfinalsieg gegen Brasilien folgte gegen Argentinien das Meisterstück, das den lange ersehnten vierten Stern einbrachte. Unweigerlich verbunden waren diese Extraleistungen vor vier Jahren mit dem tollen Mannschaftsgeist, den sich das Team um Kapitän Philipp Lahm im Campo Bahia erarbeitete. Die kleine Urwald-Insel sorgte für außergewöhnlich gute Bedingungen und eine selten gesehene natürliche Art der Rückzugszone. Der gesteigerte Teamspirit ließ sich während der Spiele und Trainingseinheiten sowie der Freizeit einfach an den Gesichtern ablesen, als eigentlich rivalisierende Profis auf einmal zu guten Freunden wurden. In einer Art Wohngemeinschaft sammelten sich die Spieler als Gruppen in den kleinen Häusern und verbrachten somit automatisch mehr Zeit miteinander.

2018 nun kommt es zum Gegenteil der Idylle, die Spielern und Trainerteam so gut ins Konzept passte. Es überrascht insofern nicht, dass Joachim Löw auf den Badeort Sotschi als Basislager plädierte, jedoch aus Gründen der Praxistauglichkeit von Teammanager Oliver Bierhoff umgestimmt wurde. Im Detail geht es nach Watutinki nahe der Hauptstadt Moskau, wo die DFB-Elf nach eigenem Wunsch mindestens dreimal antreten wird, so unter anderem auch zum Finale. Die Sportwetten zur WM 2018 sehen die Chancen dafür nicht allzu schlecht und listen Deutschland als einen der Topfavoriten neben Brasilien und Spanien. Mit entsprechendem Quotenvergleich lassen sich hier die besten Wetten finden und die WM ähnlich profitabel wie 2014 für den DFB gestalten. Der Versucht es diesmal in einem grundrenovierten Komplex, der durch eine neu errichtete Mauer sichtdich abgesperrt wird. Es bleibt also abzuwarten, ob sich dort ebenfalls ein unbedingter Siegeswille bei der Mannschaft einstellen wird.

 

Auch Löws Wünsche werden erhört

Quelle: Die Mannschaft via Twitter

Diese Art der Abschottung behagt einigen im Vergleich zu 2014 nicht, lässt sich jedoch im Großraum der Metropole Moskau nicht vermeiden. Die Vorteile liegen vor allem mit kurzen Wegen auf der Hand. Da Deutschland jedoch sein zweites Gruppenspiel gegen Schweden in Sotschi austragen wird, erhält auch Löw seinen Wunsch auf fünf Tage am Schwarzen Meer erfüllt. Solange wird es den amtierenden Weltmeister zu einem Standortwechsel verschlagen, ehe es zurück nach Watutinki geht. Die große Entfernung zu den meisten Spielorten sprach letztlich eindeutig gegen eine dauerhafte Lösung.

Die schließliche Lösung der kleinen Wege nahe Moskau sieht wie folgt aus. Der Wnukovo-Flughafen ist per Polizeieskorte innerhalb von einer halben Stunde vom Hotel aus zu erreichen und punktet mit Öffnungszeiten rund um die Uhr, was auch eher ungewöhnliche Tricks der Sportmediziner zum besten Flug- und Schlafzeitpunkt erlauben würde. Das Luschniki-Stadion, Spielort des ersten WM-Auftritts gegen Mexiko am 17. Juni, ist in 40 Minuten erreichbar, während der ansonsten von ZSKA Moskau genutzte Trainingsplatz direkt am Hotel platziert ist. Ab der Anreise am 12. Juni bieten sich der deutschen Mannschaft und deren Betreuerstab deshalb hochprofessionelle Bedingungen. Das Hotel bietet in Punkto Innenausstattung alle benötigten Annehmlichkeiten, kann jedoch außerhalb der eigenen vier Wände nicht mit der Idylle punkten, die das Campo Bahia vor vier Jahren aufbrachte. Ob es Manuel Neuer, Mats Hummels und Co. schaden wird?