ECDC Memmingen – Indians + 15.03.2013 + 13-0482
Es sollte ein Eishockey-Fest werden – doch am Ende übertraf es sogar die kühnsten Erwartungen: 3.650 Zuschauer in der ausverkauften Memminger Eissporthalle am Hühnerberg haben das zweite Bayernliga-Halbfinale zwischen den Memminger Indians und dem ERC Sonthofen in ein Spektakel verwandelt, über das noch lange gesprochen werden wird.
Am Ende setzten sich die Bulls knapp aber verdient mit 4 : 3 (0:0/0:4/3:0) durch und zogen ins Finale gegen den EHC Bayreuth ein. Wirklich traurig darüber war im Memminger Lager aber niemand. Erneut hatte das junge ECDC-Team dem haushohen Favoriten einen Kampf auf Biegen und Brechen geliefert. Die Indians wollen jetzt ihre großartige Saison mit Platz drei krönen – wozu am kommenden Wochenende zweimal gegen den EC Pfaffenhofen gewonnen werden muss.
Echte Gänsehautmomente gab es schon vor Spielbeginn am ausverkauften Hühnerberg. Mit einer denkwürdigen Choreographie tauchte der Memminger Fanclub „Maustadt Clan“ die komplette Halle beim Einlauf der Indians-Mannschaft in Rot und Weiß (ein Video zu diesem einzigartigen Spektakel gibt es auf www.memmingen-indians.de). Und die Unterallgäuer – motiviert bis in die Haarspitzen – legten los wie die Feuerwehr und dominierten die ersten 10 Minuten. Gleich nach wenigen Sekunden hatte Alexander Krafczyk eine Riesenchance, kurz darauf scheiterte Patrick Zimmermann an der Latte. Trotz weiterer Möglichkeiten glückte es dem ECDC, der auf seinen gesperrten Torjäger Brit Ouellette verzichten musste, in dieser Phase leider nicht, in Führung zu gehen: „Wer weiß, wie das Spiel dann gelaufen wäre“, merkten auch beide Trainer nach der Partie an. So war es von Beginn an ein packendes und mitreißendes Allgäu-Derby, bei dem Sonthofen zur Hälfte des ersten Drittels besser ins Spiel fand und auch zu Chancen kam. Sie allesamt wurden aber vom guten Indians-Torwart Alex Reichelmeir vereitelt - inklusive eines Penaltys von ERC-Topstürmer Andreas Kleinheinz. So blieb es beim 0:0 nach den ersten zwanzig Minuten, in denen die Indians noch einen kräftigen Schock hinnehmen mussten: Der bestens aufgelegte Andi Börner schied nach einem unglücklichen Zusammenprall mit Verdacht auf eine schwere Knieverletzung aus.
Im zweiten Drittel kamen die Gäste besser aus der Kabine und brauchten exakt zehn Minuten, um aus dem 0:0 auf der Anzeigetafel ein 0:4 zu machen: In der 24. Minute brachte der starke Kanadier Shawn Snider den ERC mit einem platzierten Schuss ins Kreuzeck in Führung, vier Minuten später erhöhte Grimm auf 0:2. In der 29. Minute erhielt Memmingens Patrick Zimmermann eine unglückliche Spieldauerstrafe wegen hohen Stocks mit Verletzungsfolge. Damit fiel den Indianern nach Ouellette und Börner schon der dritte brandgefährliche Stürmer aus. In anschließenden Powerplay gelang Kleinheinz das 0:3, doch es sollte noch schlimmer für die Hausherrn kommen: Nach einer Strafe gegen Martin Hoffmann spielten die Oberallgäuer in doppelter Überzahl ihre ganze Klasse und Routine aus und trafen erneut durch Snider zum 0:4 (34. Minute). Zuvor tauschte noch Goalie Alex Reichelmeir seinen Platz im Memminger Kasten mit Martin Niemz, der sich gleich mehrfach auszeichnen durfte.
Zeit für die Indians, sich beim zweiten Pausentee nochmals zu sammeln – ein Aufgeben kam vor der großartigen Rekordkulisse (noch nie in der über 20-jährigen Vereinsgeschichte haben so viele Zuschauer ein ECDC-Spiel besucht) nicht in Frage. Mit neuem Schwung und großem Kampfgeist kamen die Memminger zurück ins Spiel – und zum Torerfolg: In der 47. Minute gelang Anton Pertl zuerst das 1:4, ehe er nach weiteren Chancen in der 59. Minute zum zweiten Mal erfolgreich war. Leider war da nur noch gut eine Minute zu spielen. Als kurz vor Schluss der Sonthofer Verteidiger Florian Bindl eine 2+10 Minuten-Strafe wegen eines Checks von hinten bekam, nahmen die Memminger noch den Torhüter zu Gunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis und wurden dafür belohnt: Michael Polaczek gelang buchstäblich in letzter Sekunde das 3:4. Zu mehr reichte es nicht mehr, doch traurig darüber war keiner. Die rot-weißen Fans feierten ihre Mannschaft für ihren Kampfesmut mit stehenden Ovationen – und auch die knapp 800 Sonthofer Fans waren angesichts des Finaleinzugs ihres Teams in bester Feierlaune.
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Foto: Fuchs
Unter dem Strich bleibt eine würdige Halbfinalserie zweier toller Teams, die den Zuschauern einen famosen Eishockeyabend am Hühnerberg beschert haben, über den im Allgäu noch lange gesprochen werden wird. Am kommenden Wochenende beginnt für die Bulls nun das Bayernliga-Finale im Modus „Best of 5“ gegen den EHC Bayreuth, der mit 5:2 in Pfaffenhofen gewann. Gegen die Icehogs aus der Hallertau müssen nun die Indians ran, die sich schon wenige Minuten nach dem Ausscheiden im Halbfinale ein neues Ziel gesetzt haben: „Jetzt wollen wir Dritter werden!“, so die einhellige Meinung im Memminger Lager. Am kommenden Freitag (20 Uhr) müssen die Rot-Weißen zunächst in Pfaffenhofen antreten, ehe es am Sonntag, 24.3.2013, um 18.30 Uhr, vor hoffentlich wieder vierstelliger Kulisse zum großen Saison-Finale am Memminger Hühnerberg kommt.
ECDC Memmingen : ERC Sonthofen 3 : 4 (0:0 /0:4 /3:0)
Tore:
1.Dr.: Keine Tore
2.Dr.:
0:1 (23:08) Snider (Krötz)
0:2 (27:08) Grimm (Newhook, Franz)
0:3 (30:44) Kleinheinz (Friedl, Snider) 5-4
0:4 (33:08) Snider (Kleinheinz, Rabbani) 5-3
3.Dr.:
1:4 (46:08) Pertl (Vycichlo, Krafczyk)
2:4 (58:53) Pertl (Vycichlo, Hoffmann) 5-4
3:4 (59:59) Polaczek (Vycichlo, Krafczyk) 6-4
Strafminuten:
ECDC – 6 + 5+SD (Zimmermann) ; ERC – 12 + 10 (Sill) + 10 (Bindl)
Zuschauer: 3650 (ausverkauft)