Mit Hausding im Kopf: Synchron-Duo Barthel/Rüdiger springt zu WM-Bronze

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Das Synchron-Duo Timo Barthel/Lars Rüdiger beschert dem deutschen Wassersprungteam bei der Schwimm-WM mit Bronze einen Auftakt nach Maß.
Budapest (SID) Auch Patrick Hausding sprang mit, als der „Scharfrichter“ den Kampf um WM-Bronze entschied. Timo Barthel flüsterte vor dem schwierigsten Sprung im Synchronfinale vom 3-m-Brett immer wieder den Namen seines prominenten Vorgängers – und es half. „Das hat mich runtergefahren, die Nervosität gesenkt“, sagte der 26-Jährige nach dem dritten Platz mit Lars Rüdiger, „er ist der coolste und ruhigste Springer gewesen, den ich kenne.“
Das neuformierte Duo hatte im ersten WM-Wettkampf nach dem Rücktritt des Rekord-Europameisters den Viereinhalb-Vorwärtssalto, den Sprung mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad im Programm (3,8), überzeugend ins Becken gebracht – und damit die Medaille gewonnen, die Hausding in seiner unvergleichlichen Karriere verwehrt geblieben war.
„Ich kann seit zwei Wochen nicht mehr schlafen, weil ich immer von dieser Medaille geträumt habe“, gab Barthel zu, „es ist einfach unfassbar.“ Der Hallenser war an die Seite von Rüdiger gerückt, der vor einem Jahr noch zusammen mit Hausding mit derselben Sprungserie Olympia-Bronze geholt hatte. Auch Europameister waren die beiden geworden, bei der WM hatte es vor drei Jahren aber nur zu Platz vier gereicht.
Bundestrainer Lutz Buschkow war von seinem neuen Duo, das erst seit einem halben Jahr zusammen trainiert, begeistert. „Hinten hat die Ente gekackt“, sagte er den beiden gleich nach der Gratulation, ehe er ausführte: „Ich habe mich sehr gefreut, dass das junge Paar in seinem ersten internationalen Wettkampf gleich eine Bronzemedaille holt und die Fußstapfen von Patrick zumindest ein bisschen ausgefüllt sind.“
Die Italiener, die Sprung um Sprung ihren Rückstand verkürzt hatten, patzten im letzten Durchgang. Rüdiger und Barthel steigerten sich dagegen und sicherten sich am Ende mit 406,44 Punkten und deutlichem Vorsprung Bronze hinter den Chinesen Cao Yuan/Wang Zongyuan (459,18) und den Briten Anthony Harding/Jack Laugher (451,71).
Hausding dürfte als Edelfan auf der Couch mitgefiebert haben. „Das ist schon eigenartig“, hatte der dreimalige Olympia-Medaillengewinner dem SID über die ungewohnte Perspektive gesagt, „aber sich die Wettkämpfe gemütlich im Livestream mit einer Flasche Bier anzugucken, das ist auch cool.“ Erstmals seit 14 Jahren springt der Berliner bei einem Großevent nicht ins Becken.
Barthel musste sich aber nicht nur an das neue Programm gewöhnen, er hatte auch mit Verletzungssorgen zu kämpfen. Probleme mit dem Handgelenk sorgten dafür, dass er im Vorfeld der WM längst nicht auf die erhoffte Anzahl an Trainingssprüngen gekommen war.
Neben erfahrenen Springern wie Rüdiger und die Olympiadritte Tina Punzel, die in vier Wettbewerben aussichtsreich an den Start geht, zählt das DSV-Aufgebot auch vier WM-Neulinge. Doch auch ohne die zurückgetretenen Hausding und Martin Wolfram sieht Buschkow „zukünftig großes Potenzial“, seine Athleten könnten „weiterhin um die Medaillen mitspringen“. Für Rüdiger ist die WM dagegen schon vorbei. Er werde sich „jetzt das eine oder andere Getränk gönnen“, meinte der Berliner schmunzelnd.
SID js tl ml

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