„Unbeschreiblich“: Märtens schwimmt zu WM-Silber

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Zum Start der Schwimm-WM hat Lukas Märtens dem deutschen Team die erste Medaille beschert und Silber über 400 m Freistil gewonnen. 
Budapest (SID) Lukas Märtens hatte Gold vor Augen, schnappte sich Silber und war damit „super zufrieden“. Nach seinem zweiten Platz im WM-Finale über 400 m Freistil fühlte sich der 20-Jährige als Gewinner, obwohl er kurz vor Schluss seine Führung noch verloren hatte. „Das war unbeschreiblich, ein total gutes Rennen“, sagte der Magdeburger, der dem deutschen Schwimmteam gleich im ersten Endlauf die erste Medaille bescherte. 
Bei der letzten Wende hatte Märtens, der als Weltjahresbester an den Start gegangen war, noch vorne gelegen – der erste WM-Titel seit Paul Biedermann 2009 auf dieser Strecke war greifbar, doch der Australier Elijah Winnington zog noch vorbei. „Ich wollte noch mal alles reinhauen, es wollte einfach nicht mehr“, sagte der Vereinskollege des Olympiasiegers Florian Wellbrock, „aber ich bin super zufrieden mit der Zeit.“ In 3:42,85 Minuten blieb Märtens 85 Hundertstel über seiner Bestzeit. Als ihm IOC-Präsident Thomas Bach die Medaille überreichte und etwas ins Ohr flüsterte, kämpfte er mit den Tränen.
Biedermann lobte den Youngster. „Lukas hat sich sehr gut geschlagen und sich insbesondere auf den zweiten 200 Metern sehr gut gehalten“, sagte der Weltrekordler dem SID: „Seine Zeit wird kommen.“
45 Minuten später schwamm Märtens‘ Freundin Isabel Gose in ihrem 400-m-Finale auf Platz fünf. „Ich habe viel mehr drauf. Ich weiß nicht, warum ich es im Wettkampf nicht umsetzen kann“, sagte die Olympiasechste enttäuscht. Die einzige Europäerin im Endlauf verpasste in 4:03,47 Minuten ihren deutschen Rekord um 26 Hundertstel. In Abwesenheit der Tokio-Siegerin Ariane Titmus (Australien) sicherte sich Freistil-Königin Katie Ledecky (USA) ihr insgesamt 16. WM-Gold – ihr fehlen „nur“ noch zehn bis zu Rekordchampion Michael Phelps.  
Nach dem auf Platz vier überstandenen Vorlauf („War von Anfang an das Ziel“) wollte Märtens „ganz locker an das Finale rangehen“, ohne den großen Druck. Dahinter steckte auch Kalkül, denn dem Youngster fehlt auf der großen Bühne noch viel Erfahrung. Das 400-m-Finale war sein erster Endlauf bei einem wichtigen Wettbewerb auf der Langbahn, die Aufregung sei „ein bisschen da“, gab er zu, „aber ich denke, das bekommen wir mehr und mehr in den Griff“.
Sollte der Kopf mitspielen, hatte Wellbrock im Vorfeld der WM prophezeit, könne Märtens schon in Budapest „nach den Medaillen greifen – vielleicht sogar nach Gold“. Märtens startet in der Duna Arena auch noch über 200, 800 und 1500 m aussichtsreich. Auf den beiden längsten Krauldistanzen führt er ebenfalls die Weltrangliste an – vor Wellbrock. „Da will ich es wissen“, sagte er, „und vielleicht noch eine Medaille holen.“
Mit seinen phänomenalen Leistungen beim Meeting in Stockholm im April, als er zu drei Weltjahresbestzeiten und auch ein wenig aus Wellbrocks Schatten geschwommen war, sei „der Groschen gefallen“, wie Magdeburgs Cheftrainer Bernd Berkhahn meinte. 
In Trainingseinheiten sei Märtens immer öfter schneller als Wellbrock und der ukrainische Doppel-Europameister Michailo Romantschuk, der die Gruppe seit Kriegsbeginn ergänzt. Für Märtens ist der Freiwasser-Olympiasieger aber immer noch ein Stück enteilt, „Florian ist schon ein Weltstar“. 
SID js tl nt

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