Magaths Mission glückt: „Als wenn wir Meister geworden wären“

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Hamburg trauert, Berlin tanzt: Hertha BSC hat den Hamburger SV aus allen Bundesliga-Träumen gerissen und bleibt erstklassig. Felix Magaths Rettungsmission ist geglückt.
Hamburg (SID) Felix Magath klatschte kurz mit der Bank ab, die Party überließ der Retter aber seinen Spielern. Der Trainer von Hertha BSC war bereits in der Kabine verschwunden, als die Berliner Profis um den überragenden Kevin-Prince Boateng vor der Gäste-Kurve mit wilden Tänzen den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga feierten. 
Mit einem 2:0 (1:0) zog der Hauptstadt-Klub den Kopf noch einmal aus der Schlinge und riss den Hamburger SV im Relegationsrückspiel aus allen Bundesliga-Träumen. 
„Es ist wie, als wenn wir Meister geworden wären. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, schwärmte Boateng bei Sat1: „Riesenkompliment an alle. Wir haben genau das gezeigt, was wir gebraucht haben. Das war die Hertha, wie wir sie kennen.“
Für den HSV verlängert sich dagegen die Leidenszeit in der 2. Liga. Tim Walter sank nach dem Abpfiff konsterniert auf seinen Trainerstuhl, ehe er seine Spieler auf dem Feld aufpeppelte. Auch die HSV-Fans applaudierten, als die Mannschaft in die Kurve ging. „Das tut weh. Wir haben uns das anders vorgestellt“, sagte HSV-Kapitän Sebastian Schonlau bei Sky. 
Dedryck Boyata mit einem wuchtigen Kopfball nach einer Ecke (4.) und Marvin Plattenhardt per Freistoß-Schlenzer (63.) trafen für die Hertha. Die Gelb-Rote Karte für den Berliner Lucas Tousart fiel nicht mehr ins Gewicht (90.+6). Magath baute damit auch persönlich eine beachtliche Serie aus: In seiner jahrzehntelangen Karriere stieg der 68-Jährige noch nie ab. 
Zudem erwies sich der Trainerfuchs an seiner alten Wirkungsstätte vor 55.000 Zuschauern im Volksparkstadion als echter Partycrasher. Während beim HSV nach dem 1:0-Hinspielsieg schon alles für eine rauschende Wiederaufstiegsfeier bereitstand, verhinderten die Berliner mit einem leidenschaftlichen Auftritt den siebten Abstieg der Klubgeschichte im letzten Moment.
Dem HSV blieb die Erstliga-Rückkehr hingegen auch im vierten Anlauf verwehrt. Der frühere Bundesliga-Dino war 2018 erstmals in seiner Geschichte abgestiegen, nach drei vierten Plätzen scheiterten die Hamburger nun in der Relegation. 
Ausschlaggebend für die Wende war eine ganz starke und disziplinierte Vorstellung der Berliner. Angeführt von Kevin-Prince Boateng überraschte der Bundesliga-16. den HSV mit einem mutigen und selbstbewussten Auftritt – und wurde belohnt. Während die Hamburger neben ihrer unbändigen Leidenschaft am Montagabend wenig zu bieten hatten, kontrollierte die Hertha weite Strecken der Partie und erspielte sich die besseren Chancen.
„Ich habe keine Lust abzusteigen“, betonte Magath unmittelbar vor der Partie gegen seine alte Liebe bei Sat1 und sprach von einer „Situation wie im Europapokal. Wir sind 0:1 hinten, der HSV ist in der Bundesliga – also ist der Druck beim HSV.“ Er sei „zuversichtlich, dass wir es in den kommenden 90 Minuten umbiegen können“.
Dafür setzte Magath auf frisches Personal. Bei der Hertha durften Santiago Ascacibar (nach Gelbsperre) und die Routiniers Stefan Jovetic (32) und Boateng (35) ran. „Der Prince ist ein Finalspieler. Der weiß, wie das geht“, so Magath.
Und tatsächlich hatte „der Prince“ großen Anteil daran, dass die Berliner der Partie, ganz anders als noch im Hinspiel, ihren Stempel aufdrückten. Boateng präsentierte sich hinter den beiden Spitzen enorm ballsicher und zweikampfstark. 
Im zweiten Abschnitt nahm die Partie deutlich an Fahrt auf. Beide Teams suchten nun den Vorwärtsgang und kamen zu gefährlichen Abschlüssen. Für Hertha verpasste Tousart (47.). Auf der Gegenseite musste Christensen gegen Moritz Heyer (49.) klären. Dann traf Plattenhardt mit viel Schnitt fast von der Außenlinie, HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes sah nicht gut aus.
SID cs ml bh

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