Leipzig feiert Pokalsieger, Mintzlaff kontert Kritik: „Eine Bereicherung für Fußball-Deutschland“

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Die Pokalsieger von RB Leipzig haben nach dem ersten Titel der Vereinsgeschichte die Nacht zum Tag gemacht. Dass es in Zukunft so weitergeht, werden die Fans hoffen und Kritiker befürchten.
Berlin (SID) Als Einheizer für die große Titel-Party schickte Oliver Mintzlaff eine bissige Botschaft an die Kritiker, ehe der Bus mit RB Leipzigs DFB-Pokalsiegern am Alten Rathaus vorfuhr und Kapitän Peter Gulacsi den jubelnden Fanscharen den goldenen Cup präsentierte. 
„Wer immer noch nicht kapiert hat, dass wir eine Bereicherung für Fußball-Deutschland sind, dem wollen wir gar nicht mehr helfen“, rief der RB-Geschäftsführer den Anhängern am Sonntag bei der Pokalfeier zu.
Mit dem ersten Titel der 13 Jahre jungen Klubgeschichte belohnten sich die Spieler, die den SC Freiburg am Samstag im Finale mit 4:2 im Elfmeterschießen bezwungen hatten, nach einer bewegten Saison. Doch für viele dürfte dieser Moment eine Zäsur darstellen. Der Einfluss von Hauptsponsor Red Bull und die fehlende Tradition des Vereins sorgen seit Jahren für Diskussionen. 
Er könne sagen, „ich bin so stolz Geschäftsführer für diesen Klub in dieser Stadt zu sein“, betonte Mintzlaff und ergänzte mit Blick auf die RB-Anhänger: „Dieser friedliche, geile Fanweg, den wir gehen, den der eine oder andere nicht kapiert, den wir ihnen aber auch nicht mehr erklären wollen, der ist einzigartig.“ 
Nach der Ankunft am Rathaus empfing Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) die Leipziger, die sich nacheinander in das Goldene Buch der Stadt eintrugen. „Egal, was die immer sagen über den Klub: Das ist für die Stadt eine Erfolgsgeschichte. Das ist ganz, ganz toll“, sagte Jung in seiner Ansprache. Danach ging es auf einem offenen Truck mit den Fans Richtung Festwiese am Stadion, wo die große Sause steigen sollte.
Dabei hatte die Mannschaft bereits direkt nach dem Triumph im Berliner Olympiastadion noch in der Hauptstadt die Nacht zum Tag gemacht. Im Nachtklub „The Pearl“ ging es bis in die frühen Morgenstunden hoch her, eine Fortsetzung soll es auf Ibiza geben. Laut Mittelfeldspieler Kevin Kampl geht es nach der Siegesparty in Leipzig für das Team auf die Balearen-Insel. „Dann ist totale Eskalation drei Tage lang“, sagte Kampl im Sport1-Doppelpass in einer Telefonschalte aus dem Mannschaftsbus.
Fest steht: Leipzig hat erreicht, was in 13 Jahren Existenz kaum machbar scheint: Zwei Vizemeisterschaften, zwei Europapokal-Halbfinals, dreimal Pokalfinale – jetzt das erste Ausstellungsstück für die Vitrine. Und hört man in die Mannschaft hinein, soll es dabei nicht bleiben.
Auch Abwehrspieler Willi Orban sagte: „Ich hoffe, das war erst der Anfang.“ Kampl erinnerte sich indes noch gut an die Finalniederlagen gegen den FC Bayern 2019 (0:3) sowie Borussia Dortmund 2021 (1:4) und sah ebenfalls einen möglichen Durchbruch geschafft: „Vielleicht löst das auch mal irgendwas und befreit uns.“
In harten 120 Final-Minuten hatte RB gegen den SC vielen Widerständen getrotzt. Als im Elfer-Krimi erst Freiburgs Christian Günter über das Tor und dann auch Ermedin Demirovic an die Latte schoss, brachen bei RB alle Dämme. „Ich weine normalerweise nicht, aber als sie den letzten Elfmeter verschossen haben, habe ich einfach nur geweint vor Emotionen“, sagte Emil Forsberg.
Hauptverantwortlich für den Triumph ist ein Mann, der die beiden ersten Final-Pleiten gar nicht miterlebt hatte: Trainer Domenico Tedesco. Jener wurde bei der Pressekonferenz nach dem Spiel, so ist es Gesetz im Fußball, von oben bis unten mit Bier begossen, wobei er selbst gar nicht so das Feierbiest sei. 
Er trinke, so der Coach weiter, „wahrscheinlich eher ein Glas Rotwein in der Ecke mit meinem Staff und meinen Spielern“. Eine kleine Revanche für die Bierdusche behielt er sich jedoch vor: „Ich muss noch ein paar Spieler nass machen. Das kriegen sie schön zurück.“
SID fk wj rd

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