Heeres-Inspekteur sieht weiter geringe Einsatzbereitschaft

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Heeres, sieht nach gut acht Monaten „Zeitenwende“-Politik bislang nur wenige Fortschritte bei der Modernisierung der Truppe. Zwar werde seit dem russischen Überfall auf die Ukraine in Deutschland „sachlicher und tiefer“ über Fragen der Sicherheit diskutiert, was allerdings die Verteidigungsfähigkeit des Heeres mit etwa 60.000 Soldaten angeht, könne er noch keine Verbesserung feststellen. „Momentan ist die materielle Einsatzbereitschaft des Heeres nicht größer als am 24. Februar“, sagte Mais der „Süddeutschen Zeitung“.

Mais hatte am Tag des Kriegsbeginns gewarnt, die Truppe stehe „mehr oder weniger blank“ da. Als eine der Ursachen führte er die Abgabe von Material und Waffen an die Ukraine an. „Das ist als politische Entscheidung angesichts der Lage auch völlig nachvollziehbar. Es dauert allerdings, bis wir dieses Material ersetzt bekommen. Unter dem Strich heißt das: Es ist weniger da, als vor dem Kriegsbeginn“, sagte Mais. Er begrüßt, dass die Politik ein Sondervermögen von zusätzlich 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr zur Verfügung stellt. Dafür sei man in der Truppe sehr dankbar, dies dürfe aber „nicht den Blick dafür verstellen, dass es Jahre dauern wird, bis es sich auf gesamter Breite in der Truppe auswirken wird“. Das Heer müsse nach Jahren des Fokussierung auf Auslandseinsätze wieder in die Lage versetzt werden, hochintensive, bewegliche Gefechte zu führen. „Wir verfügen derzeit über keine komplette deutsche Brigade, die sofort und ohne längere Vorbereitungszeit in der Lage wäre, einen Kampfauftrag über mehrere Wochen durchzuführen. Das müssen wir angesichts der Lage schnell ändern“, erklärte Mais. Unter anderem in der Artillerie sieht er „riesigen Aufholbedarf“. „Das Heer, so wie es heute dasteht, verfügt noch über vier Artillerie-Bataillone, etwa 100 Panzerhaubitzen und knapp 40 Raketenwerfer MARS. Von denen ist tagesaktuell immer nur ein Teil einsatzbereit. Das macht mir mit Blick auf die Zukunft große Sorgen.“ Zu Zeiten des Kalten Krieges sei die Artillerie-Truppe größer als die gesamte Marine gewesen. Das sei nicht mehr notwendig. „Aber wir wollen die Zahl der Bataillone auf mehr als das Doppelte erhöhen. Dazu brauchen wir zusätzliche Geschütze und Raketenwerfer.“

Bundeswehr-Soldat, über dts Nachrichtenagentur
Foto: Bundeswehr-Soldat, über dts Nachrichtenagentur