Kinderärzte werben dieses Jahr verstärkt für Grippeschutzimpfung

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Deutsche Kinderärzte raten Eltern dringend, ihre Kinder im nahenden Herbst gegen Grippe impfen zu lassen. „Ich empfehle allen Eltern, ihre Kinder in diesem Jahr gegen Influenza impfen zu lassen“, sagte Johannes Hübner, leitender Oberarzt der Kinderklinik der LMU in München und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädriatische Infektiologie der „Welt am Sonntag“. Und weiter: „Wir wissen, dass Kinder den Influenza Virus maßgeblich übertragen.“

Jeden Winter müssten viele Kinder wegen Grippe stationär aufgenommen und sogar mit Sauerstoff versorgt werden. Abgesehen von den Risiken für die Gesundheit der Kinder gebe es in Zeiten der Corona-Pandemie eine gesellschaftliche Verpflichtung zum Schutz anderer. „Die klinische Symptomatik zwischen einer Grippe und einer Covid-Infektion ist nicht unterschiedlich“, sagte Hübner. „Daher kann und sollte man den Kindern und ihren Familien diese Verdachtsmomente ersparen und alles, was damit verbunden ist: Aufenthalte beim Arzt, in der Klinik, Krankmeldungen der Eltern.“ Die World Health Organization (WHO) empfiehlt die Influenza-Regelimpfung sogar für alle Kinder ab einem Alter von sechs Monaten. In den USA liegt die Durchimpfung von Kindern inzwischen bei fast 60 Prozent, mit steigender Tendenz. In der EU folgen nun erste Länder der WHO-Empfehlung, grundsätzlich alle Kinder auch gegen Grippe impfen zu lassen, etwa Großbritannien oder Finnland. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rät unter diesjährigen Voraussetzungen zur Grippeimpfung. „Gleichzeitig eine größere Grippewelle und die Pandemie kann das Gesundheitssystem nur schwer verkraften“, sagte Spahn der „Welt am Sonntag“. Und weiter: „Deswegen haben wir diesmal zusätzlichen Grippeimpfstoff besorgt.“ Jeder, der sich und seine Kinder impfen lassen wolle, sollte und könne das tun. Normalerweise fangen die Firmen im Frühjahr an, Impfstoff für die kommende Infektionssaison zu produzieren. Entscheiden sich nun im Herbst größere Bevölkerungsgruppen, sich gegen Grippe impfen zu lassen, könnte es zu Engpässen bei den Impfstoffen kommen. „Grundsätzlich rechnen wir mit einer höheren Nachfrage nach Grippe-Impfstoffen im Herbst und haben uns im Hinblick darauf vorsorglich entsprechende Dosen gesichert“, sagte der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Bundestages, Erwin Rüddel. Trotzdem empfiehlt der CDU-Politiker, dass vor allem Risikogruppen die Grippeschutzimpfung nutzen sollten. Ähnlich sieht es der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt: „Wir sollten uns auch vor dem Hintergrund begrenzter Kapazitäten bei Impfdosen und Verbrauchmaterialien auf den Schutz der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen konzentrieren“, sagte Reinhardt der „Welt am Sonntag“. Ratsam seien Grippeschutzimpfungen bei jungen Menschen immer dann, wenn eine erhöhte Gefährdung infolge eines Grundleidens vorliege, zum Beispiel Asthma, Diabetes oder Erkrankungen des Immunsystems. „Wir müssen uns bei Grippeschutzimpfungen in diesem Jahr deutlich steigern, jedoch nur aufgrund freiwilliger Bereitschaft“, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der „Welt am Sonntag“. Einen Impfzwang lehnt Lauterbach ab. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hält eine Grippeimpfung in diesem Jahr ebenfalls für wichtig. „Je mehr Menschen sich gegen Grippe impfen lassen, desto besser“, sagte Huml der „Welt am Sonntag“. Wenn jemand viele Kontakte mit anderen Menschen habe, sei ein Impfschutz besonders wichtig, um die Verbreitung des Virus zu verhindern. „Unverzichtbar ist diese Impfung daher für das Personal in Krankenhäusern, Schulen und Pflegeeinrichtungen. Deshalb appelliere ich an das Verantwortungsbewusstsein der Beschäftigten und fordere sie zur Impfung auf“, sagte die CSU-Politikerin.

Eine Spritze wird gesetzt, über dts Nachrichtenagentur
Foto: Eine Spritze wird gesetzt, über dts Nachrichtenagentur