Nach der Umgestaltung des Memminger Rübezahlplatzes wurde er nun mit einer kleinen Feier offiziell eröffnet. Oberbürgermeister Jan Rothenbacher betont: „Dies ist nicht nur ein neu gestalteter Spielplatz in einem Wohngebiet. Dieser Ort spielte eine wechselvolle Rolle in der Geschichte der Stadt.“ Vor allem als Siedlung für die Heimatvertriebenen nach dem Weltkrieg, sei er der Bevölkerung noch immer im Gedächtnis. Nun habe er jedoch sein Gesicht komplett verändert und diene als Ort der Zusammenkunft und Gemeinschaft im Viertel.
Zur bewegten Geschichte der Gegend im Westen Memmingens trug Stadtarchivar Christoph Engelhard die wichtigsten Fakten vor. Einst vom Verschönerungsverein mit Wanderwegen zwischen Stadtwald und Dobelhalde erschlossen und 1904 mit einem Aussichtsturm ausgestattet, kam im Jahr 1929 der damalige „Volks- und Sportpark“, das heutige Stadion, hinzu und in dessen Nähe im Jahr 1933 Gebäude für ein Arbeitsdienstlager und eine SA-Sportschule, die allerdings nur ein Jahr Bestand hatte. Das obere und untere „Lager“, das einen Exerzierplatz hatte und Raum für 1.000 Menschen bot, wurde ab dem Jahr 1935 als Kaserne genutzt. Ab dem Juli 1940 dienten die Gebäude als Kriegsgefangenenlager. Gegen Kriegsende waren fast 4.000 Gefangene im Stalag (kurz für Stammlager) inhaftiert, die im April 1945 von den US-Amerikanern befreit wurden. Die leerstehenden Baracken aus Holz wurden ab 1946 für die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Ostgebieten genutzt. Bis zu 2.000 Personen waren in den Anfangsjahren dort untergebracht. Ab 1949 wurden die Holzbaracken nach und nach durch gemauerte Siedlungshäuser ersetzt.
Christoph Engelhard dankte beim Termin allen Ehrenamtlichen des Arbeitskreises „Erinnerungsort Hühnerberg“, des Historischen Vereins, die sich in den vergangenen Jahren mit der Geschichte rund um das Stalag auseinandergesetzt haben sowie Fotos und Texte zusammengetragen haben. Auf mehreren Info-Stelen vom Bismarckturm bis zum Rübezahlplatz machen diese auf die Geschichte aufmerksam. Seit einigen Jahren besteht zusätzlich eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadt Memmingen, Bezirksheimatpflege Schwaben und Universität Augsburg zur Erforschung von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in Bayerisch-Schwaben.
Zum neu angelegten Spielplatz erläuterte Gartenamtsleiter Michael Koch noch ein paar Besonderheiten. Die Anlage wurde aus gewachsenen Eichenholzelementen gestaltet und bietet viele Kletterelemente. Zusätzlich dazu inklusive Elemente, wie den Steg, die „Telefone“ und die Tafel, die auch für Kinder mit Handicap bespielt werden können. Das Wasserelement und die neu gepflanzten Bäume sorgen im Sommer für Abkühlung. „Die Entwicklung vom baumumstandenen Grün, hin zu einem Ort mit Aufenthaltsqualität, ist eine wirkliche Aufwertung für alle“, bekräftigt Oberbürgermeister Jan Rothenbacher.