Urkunden, Rechnungen und Briefe aus zwei Jahrhunderten übertragen
Das Stadtarchiv Memmingen hat die Pflege und Lagerung der historischen Unterlagen der „Ulrich Benedikt von Zollerschen Schul-, Armen- und Stipendien-Stiftung“ übernommen. Die Übernahme wurde mit der Unterzeichnung eines entsprechenden Depositalvertrages besiegelt. Das Stadtarchiv Memmingen übernimmt fortan die konservatorische Sicherung der Unterlagen und stellt sie Interessierten für Forschungen zur Verfügung. Oberbürgermeister Jan Rothenbacher bedankt sich bei der Stiftungsverwalterin Gudrun Steinbauer: „Die Dokumente sind Zeugen für die reiche Stiftungslandschaft in dieser Stadt und typisch für die Memminger Geisteshaltung, dass vom persönlichen Reichtum auch den Bedürftigen abgegeben werden soll.“ Christoph Engelhard, Leiter des Stadtarchivs, betont: „Die Papiere ergänzen unser Archiv sehr gut. Man bekommt einen tiefen Einblick in die einzelnen Schicksale und die Lebensumstände der Menschen, die seit über 220 Jahren von der Stiftung unterstützt wurden.“ Die Kapitalienbücher, Rechnungen und Schriftwechsel aus dem 19. und 20. Jahrhundert nehmen über 30 Kartons ein und ergänzen bereits vorhandene städtische Akten zur Finanzierung des Schulwesens oder zur Unterstützung bedürftiger Menschen.

Die „Ulrich Benedikt von Zollersche Schul-, Armen- und Stipendien-Stiftung“ wurde am 30. Juni 1806 aufgrund mündlicher und schriftlicher Äußerungen des gleichnamigen reichsstädtischen Bürgermeisters Ulrich Benedikt von Zoller von seinen Erben errichtet. Das Vermögen der Stiftung sollte fortan für Schulbildung, Unterricht von Jugendlichen und die Unterstützung von Armen verwendet werden.
Die Familie Zoller war im 16. Jahrhundert von Österreich nach Memmingen gezogen. Stammsitz der Familie war das Zollerhaus (Marktplatz 7), das Vermögen wurde durch den Handel mit Textilien und Salz erwirtschaftet. Der heutige Zollergarten hinter dem Rathaus wurde 1800 als Privatgarten angelegt und erinnert ebenfalls noch an die Patrizierfamilie.
Der neue Archivbestand kann für wissenschaftliche und heimatkundliche Forschungen, für Zwecke von Bildung und Unterricht sowie für publizistische und private Zwecke genutzt werden. Christoph Engelhard ist erfreut über die bestens erhaltenen und sortierten Dokumente. „Wir müssen das nicht erst sichten und ordnen, denn mit dabei ist ein Repertorium, in dem alle Unterlagen bereits erfasst sind.“