Weihnachten | Das schönste Geschenk – Zeit schenken

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Es war ein kalter Dezembermorgen. Die Straßen waren von einer zarten Schneeschicht bedeckt, und aus den Fenstern der Häuser leuchteten bereits die ersten Weihnachtslichter. Inmitten des kleinen Dorfes, umgeben von Bergen und dichten Wäldern, wohnte die achtjährige Emma mit ihrer Mutter.

Emma liebte Weihnachten. Doch dieses Jahr war es anders. Seit dem Sommer hatte ihre Mutter einen neuen Job in der Stadt angenommen und war ständig beschäftigt. Früher hatten sie gemeinsam Plätzchen gebacken, Weihnachtslieder gesungen und stundenlang am Kamin Geschichten erzählt. Doch in diesem Jahr fühlte sich Emma oft allein. Ihre Mutter kam spät nach Hause, war müde und hatte kaum Zeit für sie.

Eines Abends, kurz vor Weihnachten, saß Emma mit einem zerknitterten Wunschzettel am Küchentisch. Sie wollte ihn nicht wie jedes Jahr mit Spielsachen füllen. Stattdessen schrieb sie in großen, krakeligen Buchstaben:

„Liebes Christkind, ich wünsche mir Zeit mit Mama.“

Sie faltete den Zettel sorgfältig zusammen und legte ihn auf die Fensterbank, in der Hoffnung, dass das Christkind ihn abholen würde.


Am Weihnachtsmorgen wachte Emma früh auf. Unter dem geschmückten Baum lagen zahlreiche bunt verpackte Geschenke. Doch Emma suchte etwas anderes. Ihre Mutter trat mit einem Lächeln ins Wohnzimmer, hielt jedoch nichts in den Händen. Emma versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen, und begann, die Geschenke auszupacken. Es waren Puppen, Bücher und ein Kuscheltier, aber nicht das, was sie sich wirklich gewünscht hatte.

Plötzlich sagte ihre Mutter: „Emma, zieh dich warm an. Wir machen heute etwas Besonderes.“ Verwundert, aber neugierig, zog Emma ihre dicke Jacke und die Schneestiefel an. Gemeinsam gingen sie in den nahegelegenen Wald. Es hatte in der Nacht frisch geschneit, und die Bäume waren von einem glitzernden Eismantel überzogen.

Ihre Mutter zog einen Schlitten hinter sich her und trug eine Thermoskanne mit heißem Kakao in der Hand. Sie spielten im Schnee, bauten einen Schneemann und rutschten lachend den Hügel hinunter. Es war der schönste Tag, den Emma seit Langem erlebt hatte. Während sie auf dem Schlitten saß und ihre Mutter sie den Hügel hinaufzog, drehte sie sich um und rief: „Das ist das schönste Geschenk, Mama!“

Am Abend saßen sie zusammen vor dem Kamin. Die kleine Holzhütte war erfüllt von Gelächter, dem Knistern des Feuers und dem Duft von frisch gebackenen Keksen, die sie zusammen gebacken hatten. Emma kuschelte sich an ihre Mutter und flüsterte: „Das ist besser als alles, was ich mir hätte wünschen können.“


Von diesem Tag an wurde Weihnachten für Emma und ihre Mutter nicht mehr von teuren Geschenken bestimmt. Stattdessen schenkten sie sich Zeit. Denn sie hatten gelernt, dass kein Geschenk wertvoller ist, als miteinander Erinnerungen zu schaffen.

Und so blieb dieser Tag nicht nur das schönste Geschenk für Emma, sondern auch eine neue Tradition für ihre kleine Familie.

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