Was sehen Blaulichtfotografen an Einsatzstellen – welche Aufgabe erfüllen sie?

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Blaulichtfotografen unterliegen dem Presserecht und ihre Arbeit ist durch das Grundgesetz gedeckt. Die einen sehen sie als wichtiges Glied in der Blaulichtfamilie andere wiederum sind froh, wenn sie ihre Ruhe von ihnen haben.

Informationsgewinnung

Blaulichtfotografen sind gut vernetzt in der Blaulichtszene. Ob bei Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst oder THW sie kennen die Player und wissen in der Regel, wo was passiert ist. Verkehrsmeldungen werden in Sekundenschnelle ausgewertet, Rückfragen telefonisch bei der Polizeieinsatzzentrale gestellt. Ja, die Polizei muss auf Anfrage Auskunft geben, das bringt das Landespresserecht mit sich. Vieles läuft mittlerweile auch über die Social Media Kanäle und Netzwerke, die die Redaktionen besitzen. Apps wie Flightradar o.a. zeigen den Reportern, wo welcher Rettungshubschrauber hinfliegt. Viele Puzzelteile bilden dann das Ganze. Aber soviel mal dazu wie der Informationsfluss bei den Blaulichtreportern läuft.

Die Einsatzkräfte

Ein wichtigeres Thema ist, was läuft mit den Einsatzkräften vor Ort, was erleben sie, was müssen sie leisten, was nehmen sie mit nach Hause.

Ein kleines Beispiel – ein Pkw kommt am frühen Sonntagmorgen von der Autobahn ab und stürzt in eine Unterführung. Beide Fahrzeuginsassen sind noch ansprechbar, steigen aus und alarmieren den Notruf 112. Der Disponent reagiert und schickt Notarzt, Rettungswagen und die Feuerwehr zum Unfallort, ebenso die Polizei. Beim Eintreffen sind beide Beteiligten aus dem Fahrzeug. Plötzlich sagt die Frau zusammen, Herzstillstand. Das Adrenalin vom Unfall, dass im Körper ausgeschüttet wurde hat die Frau bis zum Eintreffen der Rettungskräfte am Leben erhalten, dann war Hilfe vor Ort und der Körper reagierte darauf. Für die Fahrerin des Notarzteinsatzfahrzeuges (NEF) ein Erlebnis, das sie belastet hat. Während der Rettungsmassnahmen funktionierte sie, nachdem der Notarzt die Reanimationsmassnahmen für beendet erklärt und den Tod der Frau festgestellt hatte, brach sie in Tränen aus und fragte nach dem „Warum“. Ja, auch diese Szenen gibt es an Einsatzstellen. Hierfür gibt es mittlerweile in Memmingen, im Unterallgäu und anderenorts sogenannte PSNV-E. Sie sind Angehörige aus der Balulichtfamilie, die speziell geschult sind, um mit Einsatzkräften belastende Einsatzlagen aufzuarbeiten. Für Angehörige von Unfallopfern gibt es hier die sogenannten Kriseninterventionsteams (KIT).

Ehrenamt und Nachwuchs

Belastend für die Einsatzkräfte ist jeder Einsatz, bei dem Personen zu schaden kommen. Der eine kann damit umgehen, der andere hat damit zu kämpfen. Früher hat es bei den Feuerwehren lange gedauert bis ein junger Kamerad ganz mit nach vorne durfte, wo es darum ging Leben zu retten. Man hat sie behutsam an die Materie herangeführt. Heute, versucht man das auch, aber man eben so ehrlich sein, auch im Ehrenamt gibt es den Fachkräftemangel, die Personalnot, und man erlebt oft schneller als einem lieb ist, was es heißt Leben zu retten. Ein Leben gerettet zu haben, ist ein tolles Gefühl, das wird jede Einsatzkraft bestätigen können, ein Leben aufzugeben, weil der Körper nicht mehr will, das tut weh und belastet. Dabei gibt es viele, die darüber reden, aber welche, die alleine damit klarkommen wollen und nicht drüber reden wollen. Hier liegt eine große Verantwortung auf den Einsatzleitern, Gruppenführern und Kommandanten – sie müssen ein Auge auf ihre Mannschaft haben und die Situation einschätzen.

Wie nah lässt man die Geschichte des Opfers an sich heran

Wieder ein Beispiel aus den vergangenen Tagen. Ein 15-Jährige verunglückt tödlich mit ihrer Freundin in einem MicroCar. Viele Einsatzkräfte sind Mutter oder Vater, die jüngeren haben Geschwister in dem Alter. Man kann sich vorstellen, was hier in den Köpfen der Helfer vorgeht. Es ist nicht immer einfach Helfer zu sein, egal ob man alt oder jung ist.

Einsatzkräfte müssen funktionieren

Für die Einsatzkräfte heißt es an der Einsatzstelle zu funktionieren. Jetzt muss alles glatt laufen, es dürfen keine Fehler passieren, hier geht es jetzt um Zeit – wie schnell der Verunfallte aus seinem Unfallwrack mit hydraulischem Rettungsgerät befreit wird. Dazu kommt die Schutzkleidung die die Einsatzkräfte tragen, Hose, Jacke, Helm, Handschuhe und das gerade jetzt bei Temperaturen über 30 Grad. Alles auch eine körperliche Belastung, die noch zu dem Druck im Kopf dazu kommt.

Blaulichtfotografen schauen hin

Diese wenige Zeilen zeigen, was Blaulichtfotografen auch sehen, wenn sie hinschauen. All den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfern gilt hier höchster Respekt, dass sie für die Allgemeinheit da sind, wenn sie gebraucht werden. Deswegen haben sie auch unseren Respekt verdient, wenn sie uns brauchen – z.B., wenn sie beleidigt oder angegangen werden.
Aber auch die Politik ist gefordert die Arbeit der Ehrenamtlichen zu honorieren, sei es über einen Steuerfreibetrag, eine finanzielle Anerkennung. Wir brauchen das Ehrenamt, nicht nur im Blaulichtbereich, auch in vielen anderen Bereichen wie Sport, Vereine, Betreuung, Arbeitskreis etc., jeder Ehrenamtliche ist ein wichtiger Baustein in unserem Miteinander.

Blaulicht und Dokumentation

Wir Blaulichtfotografen begleiten sie bei ihren Einsätzen, dokumentieren ihre Arbeit, zeigen die schwierigen Situationen, die sie an der Einsatzstelle vorfinden. Dabei achten wir aber auch die Opfer und achten ihre Rechte.

Spuren und Beweise

Ein zusätzlicher Aspekt ist, dass die Bilder von Blaulichtfotografen zu einem Zeitpunkt angefertigt werden, wo Unfallspuren noch sichtbar und durch das Einsatzgeschehen noch nicht verfälscht sind. Immer wieder kommt es vor, dass Gutachter, Unfallanalytiker und Betroffene mit ihren Versicherern auf die Bilder zurückgreifen, um bei der Klärung der Schuldfrage Klarheit zu bekommen.

 

Hier einige Beiträge der letzten Tage, die wohl an Einsatzkräften nicht spurlos vorbei gingen:

Woringen – Kronburg | Vier Schwerverletzte bei Unfall – Pkw prallt gegen Baum

 

Mindelheim – Heimenegg | Müllfahrzeug: Anwohner wird tödlich verletzt

 

B465 – Leutkirch – Diepoldshofen | Tödlicher Unfall: Nach Überholvorgang prallt Pkw gegen Baum

 

A96 – Holzgünz | Schwerer Unfall: Unfallopfer rufen noch den Notruf – Frau (56) stirbt

 

Kirchberg – Kleinkellmünz | Tödlicher Unfall: MicroCar kollidiert mit Lkw – Mädchen stirbt an der Unfallstelle, Freundin schwerverletzt

 

Gutenzell – Edelbeuren | Auto stürzt Böschung hinab – Mutter mit vier Kinder verunglücken

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