Memminger Frauen in Szene gesetzt

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30 Jahre Frauengeschichtswerkstatt: Rund 100 Gäste folgten einem Stadtrundgang durch die Memminger Frauengeschichte – Fünf Frauen dargestellt vom Spielclub des LTS

Vor 30 Jahren gründete sich in Memmingen die Frauengeschichtswerkstatt (FGW), um Lebenswege von Memminger Frauen zu recherchieren, aufzuschreiben und immer wieder in Erinnerung zu rufen. „Wenn wir Frauen die eigene Geschichte nicht aufschreiben, wer dann?“, formulierte damals die städtische Frauenbeauftragte und Gründerin der FGW Sigrid Baur, und in der Folge wurden die Geschichten von rund 130 Frauen aus Memmingen erforscht. Zum Jubiläum setzte der Spielclub des Landestheaters Schwaben fünf dieser Frauen bei einem ganz besonderen Stadtrundgang „Mode, Macht & Malerei“ in Szene. „Memminger Frauengeschichte trifft hier auf Theater und haucht so der Vergangenheit Leben ein“, erklärte FGW-Vorsitzende Ute Perlitz.

Künstlerin Bettina Demmel (1957-2013), dargestellt von Slavica Gerstlauer, erzählt aus ihrem Leben, während sie an ihrer Staffelei ein Haus am Stadtbach skizziert. „Jedes Gemälde ist eine Geschichte, jedes Bild trägt ein Stück meiner Seele“, wird Bettina Demmel zitiert. Rund 100 Besucherinnen und Besucher folgten am Sonntagnachmittag (14.7.) dem Rundgang durch die Memminger Frauengeschichte. Sie erfuhren über die Gastfreundschaft und den Kunstsinn von Wirtin und Galeristin Ursula Myka (1939-1990), die 1981 mit ihrem Mann die Weinstube und Galerie in der Hofgasse gegründet hat (dargestellt von Margit Gerblinger und Lisa Willburger).

In der Fußgängerzone führte der Rundgang zu Modeschöpferin Liselotte Hauser (1912-2004), dargestellt von Maria Denzler mit Carl-Hasan Lening als Ehemann Karl Hauser. Sie entwarf weit über Memmingen hinaus bekannte Haute Couture und erhielt sogar Anfragen aus dem Bundespräsidialamt, um die Präsidentengattin auszustatten. In Memmingen führte sie einen Betrieb mit 150 Näherinnen.

Schauspielerin Ella Heyn (1902-1993), vor der Fassade des Stadttheaters dargestellt von Michi Schmidt, spielte auf den Bühnen großer deutscher Theaterhäuser und erlebte ihre glücklichsten Jahre im damals „Schwäbischen Landesschauspiel“ in Memmingen

Die „vergessene Stadträtin“ Antonie Egn (1882-1948), wurde von Monika Dörr mit Frank Dolp als Ehemann Hans Egn dargestellt. Sie war eine der ersten Memminger Stadträtinnen und zeigte sich vor allem sozial engagiert und durchsetzungsstark, wurde jedoch nie geehrt oder auch nur in einem Zeitungsartikel erwähnt. Nur Stadtratsprotokolle geben Auskunft über ihre kommunalpolitische Leistung. Mitgliedsfrauen der FGW werteten diese Protokolle aus und zogen bei anderen Fällen unterschiedlichste Quellen heran, um ihre Lebensbilder festzuhalten und Memminger Frauengeschichte mit Leben zu füllen. Die Forschungsarbeit geht kontinuierlich weiter.

Die Frauengeschichtswerkstatt Memmingen wurde am 14. September 1994 gegründet und ist seitdem ohne Unterbrechung aktiv. Interessierte sind jederzeit willkommen. Kontakt: gleichstellungsbeauftragte@memmingen.de

www.frauengeschichtswerkstatt.de

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