Stadt Memmingen | Gedenken an vertriebene jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger

-

Print Friendly, PDF & Email

Nachfahren der Familien Feibelmann und Rosenbaum bei der Stolpersteinverlegung anwesend

Seit neun Jahren werden in Memmingen „Stolpersteine“ zum Gedenken an die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten oder verfolgten Mitbürgerinnen und Mitbürger verlegt. Weitere Steine wurden nun am Holocaust-Gedenktag zur Erinnerung an die aus Memmingen vertriebenen Angehörigen der Familien Feibelmann und Rosenbaum verlegt. Vor der feierlichen Verlegung wurden die Nachfahren der Familien zum Empfang ins Rathaus geladen, bei dem diese sich auch in das Goldene Buch der Stadt eintrugen. Schon im Rathaus bedankte sich Oberbürgermeister Manfred Schilder bei den Familien für ihr Kommen und die dadurch ausgedrückte Wertschätzung. Dabei mahnte er, dass nur Toleranz gegenüber allen Menschen, Gräueltaten, wie sie im Nationalsozialismus geschehen sind, verhindern könne.

Eli Berman, Sohn von Hilde Rosenbaum, die 1915 in Memmingen geboren wurde, sprach ebenfalls beim Empfang und betonte wie sein Vorredner: „Erinnern Sie sich – vergessen Sie nicht!“ Das sei die Botschaft seiner Familie an die jetzige und auch die nächste Generation.

Die Gäste die überwiegend aus Israel angereist waren, wurden nach dem Empfang durch die Ausstellung „Feibelmann muss weg“ im Hermansbau geführt. Diese beschäftigte sich mit Jakob Feibelmanns Biografie und den Drohbriefen, Schmähpostkarten, Schmierereien am Haus und Ähnlichem, dem er und seine Familie über Monate hinweg in der Herrenstraße in Memmingen im Jahr 1933 ausgesetzt waren. Gemeinsam mit seiner Frau Irma, Sohn Heinz und Tochter Maria flüchtete er schließlich nach Palästina.

Rolf Spitz, Vorsitzender des Vereins Stolpersteine e.V. in Memmingen unterstrich, dass die Stolpersteine eine eigene Form der Erinnerung darstellen: „Sie sind ganz besondere Mahnmale, da sie im öffentlichen Raum das Gedenken an die Opfer lebendig halten.“

Auch ein großer Teil der Familie Rosenbaum, deren Villa bis 1975 dort stand, wo später die Gebäude des Vöhlin-Gymnasiums errichtet wurden, waren nach massiven Anfeindungen und zum Teil Haft und Folter, nach Palästina ausgewandert. Drei Generationen der Nachkommen von Wilhelm Rosenbaums Töchtern Hilde und Gertrud waren nun zur Verlegung der Gedenksteine nach Memmingen gekommen.

Insgesamt sind nun 130 „Stolpersteine“ als Gedenksteine an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Memmingen verlegt worden. Organisiert werden die Verlegungen vom Verein Stolpersteine in Memmingen e.V. in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Realschule Memmingen, die eine Patenschaft für die Steine übernommen hat.