Klinikum Memmingen Ärzte und Physiotherapeuten erklären, wann eine Operation hilfreich sein kann.
Warum man Schulterbeschwerden nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, erklärten jetzt Spezialisten aus Ärzteschaft und Physiotherapie bei einer gut besuchten Patienteninformationsveranstaltung am Klinikum Memmingen.
„Die Leistung unserer Schulter erkennen wir oft erst dann, wenn etwas mit dem Gelenk nicht stimmt“, schildert die Schulterchirurgin Dr. Dorothea Sturm von der Klinik für Unfallchirurgie, Handchirurgie und Orthopädie am Klinikum Memmingen: „Dabei sind wir im Alltag fast ununterbrochen auf eine gute Funktionsweise unserer Schultergelenke angewiesen: Bei der eigenen Körperpflege, bei Verrichtungen im Haushalt, beruflichen oder sportlichen Tätigkeiten. Macht die Schulter Probleme, wird all das erschwert.“ Dabei gebe es vielfältige Ursachen für Schulterbeschwerden.
In höherem Alter sind es laut Sturm oft chronische Schultererkrankungen, die meist durch Abnutzung entstehen und sich mit unerträglichen Schmerzen äußern können.
„Das kann eine Arthrose sein“, wie die Oberärztin erklärt, „oder ein sogenanntes Schulterengpass-Syndrom, bei dem der Raum zwischen Schulterdach und Oberarmkopf durch vielfältige Ursachen verengt ist.“
Ausgeprägte Schmerzen könne eine Kalkschulter verursachen: „Warum sich Kalk in der Schulter bildet, ist medizinisch nicht eindeutig geklärt. Allerdings verhalten wir uns bei einer Kalkschulter therapeutisch erst einmal zurückhaltend“, erklärt Sturm. „Denn es gibt Fälle, in denen sich der Kalkherd von selbst wieder auflöst.“
Überhaupt müsse man bei Schulterproblemen viel Geduld mitbringen: „Geduld mit sich selbst sowie den behandelnden Ärzten und Physiotherapeuten ist ein ganz großes Thema“, betont Sturm. „Denn die Schulter ist ein sehr sensibles Gelenk und eine Behandlung dauert sehr lange. Das muss man ertragen können. Mit schnellen Entscheidungen kommt man bei der Schulter oft nicht weiter.“
Operationen seien nicht immer der Schlüssel zum Erfolg: „Im Schulterbereich wird insgesamt zu schnell und zu viel operiert“, warnt Oberarzt Dr. Ino Hörchner. „Gerade bei chronischen Erkrankungen muss man gut überlegen und die Ursachen klar herausarbeiten, ob mit einem operativen Eingriff zielführend auch Erleichterung und Verbesserung für den Patienten erreicht werden kann.
Bei akuten Verletzungen wie Schultergelenk- und Schultereckgelenkverrenkungen, Oberarmkopfbrüchen oder Muskelsehnenrissen dagegen seien operative Erfolge eher zu erwarten: „Denn ohne chirurgischen Eingriff könnte es sein, dass der Patient seine Beweglichkeit in der Schulter verliert“, betont Hörchner.
Ob mit oder ohne Operation – die Bedeutung der Physiotherapie dürfe bei Schultererkrankungen nicht unterschätzt werden: „Mit ihr steht und fällt das Behandlungsziel, eine gute Funktion des Schultergelenkes zu erreichen“, unterstreicht Oberarzt Hörchner.
„Durch bestimmte Griff- und Massagetechniken können wir entlastend auf das Schultergelenk einwirken“, erklärt hierzu die leitende Physiotherapeutin am Klinikum Memmingen, Heidemarie Geier. Eine Entspannung der Muskelgruppe an der Schulter könne beispielsweisedurch die sogenannte Elektrotherapie erreicht werden, bei der Gleich- oder Wechselströme durch den Körper geleitet werden.
„Ebenso unterstützen Tape-Anlagen, Ultraschall und Wärme die schmerzhaften Verspannungen am Schultergürtel“, schildert Geier.
Auch eine Behandlung der sogenannten Triggerpunkte am Rücken des Patienten könne Erleichterung bringen: „Diese Punkte sind Zonen hoher Schmerzhaftigkeit, die durch Verspannung und schlechte Haltung ausgelöst werden.“
Überhaupt wirke sich eine krumme Haltung belastend auf das Schultergelenk aus: „Wenn ein Patient mit Schulterbeschwerden zu uns kommt, schauen wir als erstes seine Körperhaltung an.“
Hauptaugenmerk liege aber auf der Kräftigung von Muskelgruppen des Schultergürtels, die durch Fehlbelastungen wie beispielsweise stundenlanges Arbeiten am Computer geschwächt seien und so die Ursache vieler Schulterprobleme darstellten.