Memminger Stadtrat entscheidet über FCM-Zukunftsprojekt

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In seiner Jahresschluss-Sitzung wird der Memminger Stadtrat am Montag, 14.12.2020, über das große Zukunftsprojekt des FC Memmingen (FCM) entscheiden: Der Bau eines Multifunktionsgebäudes in der Arena.

Hierfür laufen seit 2018 die Planungen, die auch in der Corona-Krise weiter intensiv vorangetrieben wurden. Der Arbeitstitel „Multifunktionsgebäude“ klingt etwas nüchtern und abstrakt. Es wird sicher noch ein besserer Begriff gefunden, der das „Generationenprojekt“ im Kern trifft. Mit der Verwirklichung des Gebäudes mit dem FCM als Bauträger wird jedenfalls nicht nur die Infrastruktur des Stadions deutlich verbessert, sondern damit werden die Möglichkeiten geschaffen, weiterhin Amateur-Spitzenfußball und nachhaltige Jugendarbeit auf höchstem Niveau samt Nachwuchsleistungszentrum in Memmingen betreiben zu können.

Foto: FC Memmingen – Facebook

Die FCM-Verantwortlichen haben in den vergangenen Monaten intensiv ihre Hausaufgaben mit der Überplanung der ersten Entwürfe und den Finanzierungsmöglichkeiten gemacht. In laufenden Gesprächen mit Oberbürgermeister Manfred Schilder, den federführenden Personen in der Stadtverwaltung und natürlich mit allen Stadtratsfraktionen als Entscheidungsträger wurde umfassend über das Generationenprojekt informiert. Kämmerer Gunther Füßle wird, nach umfassendem Austausch, den Stadträten das fundierte Vorhaben nun zur Abstimmung vorlegen. Der FC Memmingen ist zuversichtlich, dass angesichts der langen und gründlichen Vorarbeiten und den fraktionsübergreifenden Signalen auf eine breite Unterstützung das Ergebnis positiv ausfallen wird.

Die Stadtratssitzung beginnt am Montag, 14. Dezember, um 16.30 Uhr in der Memminger Stadthalle. Aufgrund der Corona-Beschränkungen sind unangemeldete Besucher leider nicht möglich.

Neuer Entwurf: Pläne für Multifunktionsgebäude überarbeitet

Ein Multifunktionsgebäude in der Arena ist nicht nur der Wunsch des FC Memmingen sondern wird maßgeblich den Weg in die Zukunft und die Entwicklungsmöglichkeiten des Vereins betreffen. Erste Planungen waren im Herbst 2018 vom FCM vorgestellt worden. Nach Gesprächen mit der Stadt wurde klar, dass dieses Projekt zwar grundsätzlich begrüßt, aber nicht in der ursprünglichen Dimension verwirklicht werden kann.

In den vergangenen Wochen und Monaten wurden deshalb nicht nur sportliche und personelle Weichen gestellt, auch sonst tat sich hinter den Kulissen einiges. So wurden die Pläne für das Gebäude von Partner und Gönner Otto Birk mit seinem Team überarbeitet und eine neue abgespeckte, aber immer noch funktionale und auch optisch höchst attraktive Lösung erstellt. Gewünschter Standort ist nach wie vor hinter dem Stehplatzbereich auf der Arena-Südseite.

Die neuen Pläne, die weiterhin die dringend benötigten sanitären Anlagen und Räumlichkeiten vorsehen, werden jetzt vom FCM-Präsidium Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder und den Stadtplanern sowie den Stadtratsfraktionen vorgestellt. Für den FCM-Präsidenten Armin Buchmann ist dieses Gebäude, wie er schon mehrfach betont hat, „absolut erforderlich“, um das Niveau des Fußballclubs in allen Bereichen halten zu können und wettbewerbsfähig zu bleiben – dies gilt von der herausragenden, nachhaltigen Nachwuchsförderung bis hin zur Sicherung Memmingens als Standort für Amateur-Spitzenfußball in Bayern.

Wie unbefriedigend allein die Toilettensituation ist, zeigt sich auch in der jetzigen Corona-Lage deutlich, weil keine ausreichenden Toiletten mit entsprechenden Handwasch-Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

4-Millionen-Investition für die Zukunft

Wie muss sich der FC Memmingen aufstellen, um auch in Zukunft bestehen und seine anerkannt gute Nachwuchsarbeit weiter leisten zu können? Und zwar unabhängig davon, ob irgendwann mit Profifußball geliebäugelt oder weiterhin hochklassig im Amateurbereich gespielt werden soll. Diese Frage hat Vereinschef Armin Buchmann bei einem Informationsabend für Medien, Mitglieder und Fans klar beantwortet. Der FCM wird nicht nur in Beine, sondern nachhaltig auch in Steine investieren müssen. Es geht um ein millionenschweres Bauprojekt.

„Unsere Arena ist schön, aber nicht funktional, die Toilettensituation ist seit der Einweihung vor zehn Jahren beschämend“, kritisierte Buchmann fehlenden Räumlichkeiten und die eigentlich untragbaren sanitären Zustände bei größerem Zuschauerandrang. Einige Beispiele: Der Verein müsse auf eigene Kosten Dixi-Klos und Urinale aufstellen, Händewaschen unmöglich. Die Mannschaften müssen ihre Besprechungen vor den Spielen in muffigen Kabinen abhalten, wenn das Nebenzimmer der vereinseigenen Gaststätte belegt sei. Es gebe keinen einzigen Funktionsraum im ganzen Stadion, der genutzt werden kann – außer vielleicht dem VIP-Raum in der Tribüne, der aber gerade mal sechs mal vier Meter groß ist. Über 120 Kindern und den Trainern des DFB-Stützungspunkt steht quasi nur eine Abstellkammer zur Verfügung. Ein eigenes Materialhaus hat der FCM aufgrund der Raumnot kürzlich selbst schon umgesetzt.

Der Fußballclub will aber nicht weiter jammern, sondern handeln und hat ein ehrgeiziges Bauprojekt vorgestellt. Noch steckt das Vorhaben in den Anfängen, doch unmissverständlich wurde klar gemacht: Wenn das Multifunktionsgebäude nicht realisiert wird, kann das derzeitige Niveau schon in Kürze nicht mehr gehalten werden. Auf der Südseite in der Arena an der Bodenseestraße soll ein dreistöckiges Gebäude entstehen, der Charakter der Anlage und der Baumbestand gleichzeitig vollständig erhalten werden. Erste Pläne stellte Otto Birk von der gleichnamigen Bauunternehmung aus Aitrach vor. Vorgesehen sind großzügige WC-Anlagen, Mehrzweckräume in unterschiedlichen Größen für die Jugend, Besprechungen, schulungen, Sanitäter, Polizeizentrale, Medien – sprich alles was bisher fehlt. Dazu ein Kiosk und ein Balkon mit VIP-Plätzen von denen aus die Spiele in der Arena beobachtet werden können. Die Etagen sind barrierefrei über einen Aufzug erreichbar,

Für den Maschinenpark des Stadionpersonals ist das Erdgeschoss mit Garagen und viel Platz vorgesehen. Damit gäbe es auch hier geordnete Verhältnisse und nicht die „Vereinigten Hüttenwerke“ wie bisher in wenig repräsentativen Holzverschlägen im Stadion verstreut, wie es Buchmann ausdrückte.

Die grob geschätzten Baukosten für die aktuelle „Vision“ liegen bei 3,7 bis 4 Millionen Euro. Bauträger wäre der Verein selbst, die Finanzierung sei langfristig laut Buchmann kein Problem, weil der Verein seriös wirtschafte. Mit René Schinke (VR-Bank Memmingen) und Thomas Munding (Sparkasse) sitzen zwei Bankvorstände im FCM-Wirtschaftsbeirat. Schinke hatte sogar ein Modell des Gebäudes aus dem 3D-Drucker mitgebracht.

 Die wichtigste Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen der FC Memmingen auf städtischen Grund bauen darf, muss noch geklärt werden. Die Signale nach Gesprächen mit Oberbürgermeister Manfred Schilder und Stadtbaumeister Fabian Damm sowie den Fraktionsvorsitzenden im Memminger Stadtrat verliefen offenbar schon mal vielversprechend. „Wir sind nicht aus dem Rathaus rausgeflogen“, meinte Buchmann süffisant, dass es sehr positiv aufgenommen wurde, dass der FCM das Projekt selbst in die Hand nehmen und schultern will. Wenn es schnelle Beschlüsse gibt, könnte die Fertigstellung vielleicht schon im Sommer 2021 erfolgen. Parallel laufen schon die Gespräche über Zuschussmöglichkeiten von den Sportverbänden bis hin zum Freistaat Bayern.

Neben dem Großprojekt wurde auch der DFB-Bescheid im Lizenzierungsverfahren zur 3. Liga vorstellt. Der FCM hatte neben seinem geplanten Budget für den Sprung in den Profifußball den Ist-Zustand der aktuellen Infrastruktur gemeldet. In Euro umgerechnet macht der DFB daraus eine Liquiditätsunterdeckung von 3,5 Millionen daraus. Davon betrifft den Vereinsetat selbst nur etwa 250.000 Euro, was Buchmann zur Aussage veranlasste, dass ein Aufstieg bei allen organisatorischen Herausforderungen wirtschaftlich zu machen sei.

Die weitaus höhere Summe macht der Verband an der fehlenden Infrastruktur, sprich der Stadionertüchtigung fest, wenn beispielsweise wegen der fehlenden Zuschauerkapazität nachgerüstet oder alternativ in ein anderes Stadion ausgewichen werden müsste. Hier wäre die Stadt aufgefordert, unter anderem das Fassungsvermögen von 5.000 auf 10.000 Zuschauer aufzurüsten. Das Funktionsgebäude würde zudem viele weitere bisherige K.O.-Kriterien erfüllen. Eine Baugenehmigung dafür wäre ein erstes Bekenntnis der Stadt den Weg der Weiterentwicklung des FC Memmingen mitzugehen. „Wenn wir das hinbringen, werden wir weiterhin 4. Liga spielen und sicher irgendwann an die 3. Liga anklopfen“, so Buchmann abschließend.