Die französische Justiz hat die Auslieferung von zehn ehemaligen Mitgliedern linksextremistischer Gruppierungen an Italien abgelehnt. Das Pariser Berufungsgericht entschied am Mittwoch zugunsten der Frauen und Männer, die unter anderem den Roten Brigaden angehörten.

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Die französische Justiz hat die Auslieferung von zehn ehemaligen Mitgliedern linksextremistischer Gruppierungen an Italien abgelehnt. Das Pariser Berufungsgericht entschied am Mittwoch zugunsten der zwei Frauen und acht Männer, die früher den italienischen Roten Brigaden und anderen bewaffneten Gruppierungen angehört hatten und in Italien wegen linksterroristischer Anschläge in den 70er und 80er Jahren verurteilt worden waren.
Das Gericht berief sich in seiner Entscheidung auf das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens sowie auf ein faires Verfahren gemäß der Europäischen Menschenrechtskonvention. Die Männer und Frauen, die heute zwischen 61 und 78 Jahre alt sind, leben zum Teil seit Jahrzehnten in Frankreich. Einige von ihnen wurden in Italien in Abwesenheit verurteilt, andere haben bereits einige Zeit in italienischer Haft verbracht.
Die Roten Brigaden werden in Italien für hunderte Straftaten verantwortlich gemacht, unter anderem für den Mord an dem christdemokratischen Regierungschef Aldo Moro 1978. Die früheren Linksextremisten hatten in Frankreich Zuflucht gesucht, nachdem der ehemalige sozialistische Präsident François Mitterrand ihnen 1985 Schutz zugesichert hatte. 
Diese sogenannte „Mitterrand-Doktrin“ sorgte zwischen Frankreich und Italien jahrzehntelang für Spannungen. Rom übte jahrelang Druck aus, um eine Auslieferung zu erreichen. Im Frühjahr 2021 hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron überraschend grünes Licht für ihre Festnahme und mögliche Auslieferung gegeben.
noe/ju

© Agence France-Presse