Einer der letzten afghanischen Guantanamo-Insassen freigelassen

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Einer der letzten afghanischen Gefangenen ist aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba freigelassen worden. Wie die Behörden der radikalislamischen Taliban in Kabul und seine Familie am Freitag bekannt gaben, verbrachte Asadullah Haroon 15 Jahre in dem berüchtigten Gefangenenlager, ohne jemals angeklagt worden zu sein.
Der Freilassung gingen „direkte“ Verhandlungen zwischen den Taliban und der Regierung in Washington voraus, wie Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid mitteilte. Der heute etwa 40-jährige Haroon hält sich nach Angaben seines Bruders Roman Khan nunmehr in Katar auf.
Haroon wurde 2006 von den US-Streitkräften festgenommen. Sie brachten ihn 2007 nach Guantanamo und warfen ihm vor, ein Kurier in Diensten des Terrornetzwerks Al-Kaida und ein Kommandeur der Gruppierung Hisb-i-Islami zu sein. 
Seine Familie, die während der sowjetischen Invasion von Afghanistan nach Pakistan flüchtete, räumte ein, dass er der Hisb-i-Islami angehöre, bestritt aber jede Verbindung zu Al-Kaida.
Die zuständige US-Kommission hatte eine Freilassung des Mannes 2020 noch abgelehnt, dann aber im Oktober vergangenen Jahres zugestimmt. Zur Begründung erklärte sie, Haroon habe keine führende Rolle in einer extremistischen Organisation eingenommen und überdies „Reue gezeigt“.
Somit befindet sich derzeit nur noch ein afghanischer Häftling in Guantanamo: der im März 2008 dort eingetroffene Muhammad Rahim. Er wurde vom US-Geheimdienst CIA beschuldigt, ein Vertrauter des einstigen Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden gewesen zu sein.
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001, die von Osama bin Laden organisiert worden waren, hatten die USA den weltweiten „Krieg gegen den Terror“ ausgerufen und das berüchtigte Gefangenenlager auf Kuba eröffnet. Zeitweise waren dort bis zu 780 Menschen inhaftiert.
Gegen viele der Festgenommenen wurde niemals Anklage erhoben und sie hatten keine Möglichkeit, sich gegen die Haft zu wehren. Den US-Behörden wurde Folter und Misshandlung der Gefangenen vorgeworfen.
Die meisten Insassen wurden im Laufe der Jahre freigelassen, einige erst nach mehr als zehn Jahren Haft. Im April befanden sich nach Angaben des Pentagon noch 37 Häftlinge in Guantanamo.
ao/ju/ck

© Agence France-Presse