Ermittlungen gegen Ex-Direktor des Louvre im Zusammenhang mit Kunsthandel

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Ermittlungen der französischen Justiz zu einem großangelegten Handel mit geraubten Antiquitäten aus dem Nahen Osten haben den ehemaligen Direktor des Pariser Louvre, Jean-Luc Martinez, erreicht. Martinez sei am Montag in Polizeigewahrsam genommen worden, am Mittwoch seien strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn wegen „Geldwäsche“ und „Beihilfe zum bandenmäßigen Betrug“ eingeleitet worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag aus Justizkreisen. 
Der 58-Jährige weist die Vorwürfe nach Angaben seiner Anwälte „mit aller Entschiedenheit“ zurück. Laut der französischen Wochenzeitung „Le Canard enchaîné“ versuchen die Ermittler herauszufinden, ob Martinez bei falschen Ursprungszeugnissen für fünf ägyptische Antiquitäten ein Auge zugedrückt hat, die der Louvre für seinen Ableger in Abu Dhabi „für mehrere zehn Millionen Euro“ erworben haben soll. Zu den Objekten soll eine Stele aus Rosengranit von Pharao Tutanchamun gehören. 
Die Leitung des Louvre wollte sich zu den Berichten zunächst nicht äußern. Die Pariser Staatsanwaltschaft hatte bereits im Juli eine Voruntersuchung wegen des Verdachts auf illegalen Handel mit Antiquitäten aus dem Nahen Osten eingeleitet, seit 2020 ist ein Untersuchungsrichter mit den Ermittlungen betraut. 
Französische Ermittler vermuten, dass Hunderte von Artefakten aus Ägypten und anderen Nahost-Ländern während des sogenannten Arabischen Frühlings ab Ende 2010 geplündert wurden. Sie vermuten, dass die Artefakte dann an Galerien und Museen verkauft wurden, die nicht allzu viele Fragen zum vorherigen Besitz stellten.
Im Juni 2020 wurden bereits ein prominenter Pariser Archäologieexperte und ein Händler offiziell des Betrugs beschuldigt, weil sie während der pro-demokratischen Proteste geplünderte Werke aus Ländern wie Ägypten, Libyen, Syrien und dem Jemen falsch zertifiziert haben sollen. Im vergangenen März wurde im Zusammenhang mit den fünf ägyptischen Antiquitäten für den Louvre Abu Dhabi auch ein deutsch-libanesischer Galerist aus Hamburg festgenommen.
Martinez war von 2013 bis zum Sommer 2021 Chef des Pariser Louvre. Derzeit ist er im französischen Außenministerium als Botschafter für die internationale Zusammenarbeit im Bereich des Kulturerbes zuständig. Zu seinen Aufgaben zählt auch der Kampf gegen illegalen Kunsthandel.
ans/dja

© Agence France-Presse