Prozess um Anschlagspläne von mutmaßlichem Al-Kaida-Anhänger in Hamburg begonnen

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In Hamburg muss sich seit Donnerstag ein 21-jähriger mutmaßlicher Anhänger des islamistischen Terrornetzwerks Al-Kaida wegen der Vorbereitung eines Anschlags vor dem Oberlandesgericht verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft dem jungen Mann vor, zum 20. Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 die Tötung von Menschen durch dem Einsatz von Sprengsätzen und einer Schusswaffe geplant zu haben. Einem Gerichtssprecher zufolge äußerte sich der Angeklagte zum Prozessauftakt zunächst nicht.
Der Beschuldigte war im August vergangenen Jahres nach einem versuchten Waffenkauf bei einem verdeckt operierenden Polizisten festgenommen worden. Weitere Ermittlungen konkretisierten die Vorwürfe, im Dezember 2021 informierten die Behörden über den Fall.
Laut Anklage hatte sich der 21-jährige Deutsch-Marokkaner bereits Chemikalien und anderen Materialien zum Bau eines improvisierten Sprengsatzes aus Schwarzpulver verschafft. Dabei wollte er sich nach Angaben der Ermittler an dem von zwei Islamisten verübten Anschlag auf den Marathon in der US-Stadt Boston 2013 orientieren. Deren Sprengsätze hatten aus mit Schwarzpulver gefüllten Metallbehältern bestanden, bei den Explosionen starben damals drei Menschen.
Außerdem soll sich der Beschuldigte im sogenannten Darknet um den Kauf von Waffen bemüht haben. Bei einem vermeintlichen Anbieter bestellte der Mann eine Pistole mit 50 Schuss Munition und eine Handgranate. Dieser war allerdings ein verdeckt ermittelnder Beamter der Polizei. Bei der Übergabe der Waffen wurde der Beschuldigte Ende August 2021 festgenommen und kam anschließend in Untersuchungshaft.
Noch am selben Tag wurden seine Wohnung in Wismar in Mecklenburg-Vorpommern sowie die Wohnung seiner Eltern in Hamburg durchsucht, wobei Propagandavideos von islamistischen Gruppen und Unterlagen zur Herstellung von Waffen gefunden wurden. In den Wochen darauf folgten weitere Ermittlungen und Durchsuchungen, dabei wurde nach früheren Angaben in einer ebenfalls von dem 21-Jährigen genutzten Wohnung eines Cousins auch das Material zum Bombenbau entdeckt.
Den damaligen Angaben zufolge verfügte der Mann über zahlreiche einschlägige Kontakte in die radikalsalafistische Szene. Er war in Hamburg aufgewachsen, lebte ab 2013 aber zunächst für etliche Jahre in Marokko. Erst 2020 kam er nach Deutschland zurück. Laut Anklageschrift der Bundesanwaltschaft ist er Anhänger der radikalislamischen Ideologie des Al-Kaida-Netzwerks, das am 11. September 2001 die Anschläge von New York und Washington beging.
Erst nach weiteren bundesweiten Durchsuchungen bei Bekannten des Manns im November informierten die Behörden die Öffentlichkeit über den Stand ihrer Ermittlungen. Kurz darauf übernahm die Bundesanwaltschaft die Bearbeitung. Für den Prozess gegen den 21-Jährigen sind zunächst 19 weitere Termine bis zum 25. August geplant.
bro/cfm

© Agence France-Presse