Ausgangssperre in Sri Lanka nach tödlichen Unruhen

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Nach tödlichen Unruhen in Sri Lanka hat die Regierung des südasiatischen Landes eine Ausgangssperre verhängt. Landesweit waren am Dienstag tausende Polizisten und Soldaten im Einsatz, um die Maßnahme durchzusetzen. Regierungskritische Demonstranten hatten in der Nacht die Residenz des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Mahinda Rajapaksa in der Hauptstadt Colombo gestürmt; er und seine Familie mussten am frühen Dienstagmorgen von der Armee in Sicherheit gebracht werden. 
Die seit Wochen andauernden Proteste im von einer schweren Wirtschaftskrise erschütterten Sri Lanka waren am Montag gewaltsam eskaliert. Mit Bussen nach Colombo gefahrene Anhänger Rajapaksas griffen demonstrierende Regierungsgegner mit Stöcken und Knüppeln an, die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein. 
Die Polizei verhängte zunächst eine Ausgangssperre für die Hauptstadt Colombo, die später auf das ganze Land ausgeweitet wurde und bis Mittwoch andauern soll. Trotz der Ausgangssperre gingen die Proteste am späten Montagabend weiter. Mindestens fünf Menschen wurden dabei getötet, fast 200 weitere wurden verletzt.
Unter den Toten war nach Polizeiangaben der Abgeordnete Amarakeerthi Athukorala von der Regierungspartei, der sich das Leben nahm, nachdem er einen 27-Jährigen erschossen und einen weiteren Menschen verletzt hatte. Ein weiterer, namentlich nicht genannter Politiker der Regierungspartei eröffnete den Angaben zufolge im Süden des Landes ebenfalls das Feuer auf Demonstranten und tötete dabei zwei Menschen. Landesweit brannten Häuser des Rajapaksa-Clans sowie von Politikern der Regierungspartei.
Als Reaktion auf die schweren Ausschreitungen traten Rajapaksa und sein gesamtes Kabinett am Montag zurück. Dagegen bleibt der Bruder des Ex-Regierungschefs, Präsident Gotabaya Rajapaksa, im Amt. 
Die Demonstranten in Sri Lanka machen die Regierung für die schwerste Wirtschaftskrise des Landes seit seiner Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1948 verantwortlich. Ein wesentlicher Auslöser für die Krise war der Einbruch des internationalen Tourismus infolge der Corona-Pandemie.
isd/ck

© Agence France-Presse