Taliban-Chef ruft Staatengemeinschaft zur Anerkennung der afghanischen Regierung auf

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Taliban-Chef Hibatullah Achundsada hat die internationale Staatengemeinschaft erneut zur Anerkennung der Regierung der Islamisten in Afghanistan aufgerufen. Auf diese Weise könnten die Probleme des Landes „formell und im Rahmen der diplomatischen Normen und Prinzipien angegangen werden“, erklärte er in einer schriftlichen Botschaft zum islamischen Eid-al-Fitr-Fest am Freitag.
Seit der Machtübernahme der Taliban im vergangenen August hat kein Staat die Regierung offiziell anerkannt. Viele Länder machen die Achtung der Frauenrechte zur Voraussetzung für humanitäre Hilfe und Beziehungen zur afghanischen Regierung.
Auf die damit verbundene Kritik ging Achundsada nicht ein, er erklärte lediglich: „Wir respektieren die Scharia-Rechte von Männern und Frauen in Afghanistan und setzen uns für sie ein. Benutzt dieses humanitäre und emotionale Thema nicht für politische Zwecke.“ Die Welt sei „ein kleines Dorf“, fügte er hinzu. „Afghanistan spielt eine Rolle für den Weltfrieden und die Stabilität.“ Dementsprechend „sollte die Welt das Islamische Emirat Afghanistan anerkennen“.
Nach ihrer Machtübernahme hatten die Taliban eine moderate Regierung versprochen. In den vergangenen Monaten wurden jedoch zahlreiche Freiheiten von Frauen beschnitten. Die weiterführenden Schulen für Mädchen wurden zunächst geöffnet und nach wenigen Stunden wieder geschlossen. Zehntausende Frauen, die für die Regierung arbeiteten, verloren ihre Arbeitsplätze. Frauen dürfen das Land zudem nur noch in Begleitung eines männlichen Verwandten verlassen.
Auch die Sicherheitslage in Afghanistan ist angespannt. Zuletzt war das Land von einer ganzen Reihe von Anschlägen erschüttert worden, zu denen sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte. Am Donnerstag wurden bei zwei Bombenanschlägen auf Kleinbusse in Masar-i-Scharif mindestens neun Menschen getötet. 13 weitere wurden nach Behördenagaben bei den Anschlägen im Feierabendverkehr verletzt. Zu den Attacken bekannte sich der regionale IS-Ableger Provinz Chorasan (ISKP).
noe/pe

© Agence France-Presse