Karneval in Rio de Janeiro nach Corona-Pause feierlich eröffnet

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Nach einer Corona-Pause im vergangenen und einer Verschiebung in diesem Jahr ist in Rio de Janeiro der weltberühmte Karneval eröffnet worden. Bürgermeister Eduardo Paes übergab am Mittwoch (Ortszeit) feierlich den Schlüssel der Stadt an „König Momo“, den symbolischen Herrscher der Feierlichkeiten, der auch der Parade der Sambaschulen vorsitzt. Wegen der Corona-Pandemie war der Karneval 2021 ausgefallen und dieses Jahr um zwei Monate verschoben worden. 
„Ich verkünde stolz, dass die größte Show der Welt zurück ist: Es lebe der Karneval“, sagte Paes. Der diesjährige König ist der 35-jährige Wilson Dias da Costa Neto, der laut Stadtverwaltung wegen seiner „Lebendigkeit, Kontaktfreudigkeit, Wortgewandtheit, Nettigkeit, Fröhlichkeit, Karnevalsstimmung und Sambakenntnisse“ unter Beteiligung der Bevölkerung ausgewählt worden war. Strahlend und in einem königsblauen glänzenden Anzug nahm er die Schlüssel der Stadt entgegen. 
Als Karnevalskönig wird Neto den berühmten Umzügen der Sambaschulen vorsitzen, die am Donnerstag (Ortszeit) im 700 Meter langen Sambodrom beginnen sollten. Mit aufwändigen Kostümen und Festwagen passend zu ihrem jeweiligen Motto kämpfen zwölf Sambaschulen mit tausenden Tänzern und Musikern dabei bis Sonntag um den Preis für die beste Darbietung.
„Das ist ein zu lange unterdrücktes Gefühl“, sagte die Samba-Tänzerin Talita Batista über den heiß ersehnten Beginn des Karnevals. „Wir werden eine Menge Wasser trinken müssen, um all die Tränen auszugleichen, die wir vergießen werden“, beschrieb sie die Rührung über die Feiern nach der Corona-Krise. „Das wird ein sehr besonderer Karneval“, sagte auch Bianca Monteiro von der Sambaschule Portela. „Ich habe das Gefühl, eine Überlebende zu sein.“
Zuletzt war in Rio de Janeiro 2020 Karneval gefeiert worden. Vergangenes Jahr musste das Spektakel wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Bürgermeister Paes übergab den Schlüssel der Stadt damals symbolisch an Mitarbeiter der Gesundheitsdienste in weißen Laborkitteln und chirurgischen Masken.
In Brasilien starben bereits mehr als 660.000 Menschen an Covid-19. In absoluten Zahlen gab es weltweit nur in den USA mehr Corona-Tote. Mittlerweile sind allerdings mehr als 75 Prozent der gut 213 Millionen Menschen in Brasilien vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Die Zahl der wöchentlichen Corona-Toten sank auf etwa hundert, vor einem Jahr waren es noch mehr als 3000 Todesopfer pro Woche.
Corona-Beschränkungen beim Karneval gibt es aber auch in diesem Jahr. Alle Teilnehmer der Parade im Sambadrom müssen eine Corona-Impfung nachweisen. Die Stadtverwaltung hat die als „Blocos“ bekannten großen Straßenpartys nicht genehmigt, stattdessen soll es mehrere kleinere Partys geben. Außerdem konnten die Karnevalsfeiern wegen der schnellen Ausbreitung der Omikron-Variante nicht wie üblich vor Beginn der Fastenzeit stattfinden, sondern mussten auf die Zeit nach Ostern verschoben werden.
Der Karneval ist für Rio de Janeiro auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Bei dem Spektakel werden rund vier Milliarden Real (794 Millionen Euro) umgesetzt. Mindestens 45.000 Jobs hängen nach offiziellen Angaben von den Feierlichkeiten ab. Für das Karnevalswochenende rechnen die Hotels in Rio de Janeiro dieses Jahr mit einer Auslastung von 85 Prozent.
yb/ju

© Agence France-Presse