Verzweifelte Suche nach Vermissten nach Überschwemmungen in Südafrika

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Nach den verheerenden Überschwemmungen in Südafrikas Küstenprovinz KwaZulu-Natal haben Rettungskräfte und freiwillige Helfer am Donnerstag ihre Suche nach möglichen Überlebenden fortgesetzt. Bis Mittwochabend zählten die Behörden mehr als 300 Tote, dutzende weitere Menschen galten noch als vermisst. Tagelange heftige Regenfälle hatten vor allem im Großraum Durban schwere Überflutungen und Erdrutsche ausgelöst. Die südafrikanischen Behörden traf die Katastrophe völlig unvorbereitet.
Das Extremwetter hatte am Wochenende begonnen. Nach Angaben von Meteorologen fielen in Teilen der Ostküstenprovinz binnen 48 Stunden mehr als 450 Millimeter Regen und damit fast die Hälfte der dort durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge. Die Behörden sprachen von einem der schlimmsten Unwetter in der Geschichte des Landes, Präsident Cyril Ramaphosa von einer unermesslichen „Katastrophe“.
In der Hafenstadt Durban und der umliegenden Metropolregion Ethekwini wurden laut den Behörden tausende Häuser und Hütten zerstört, rund 250 Schulen wurden schwer beschädigt. Die Fluten spülten Brücken und ganze Straßen weg, im Hafen von Durban schleuderten sie riesige Container bis auf die Autobahn. 
Die Regierung rief den Notstand aus und versprach den Betroffenen rasche Hilfe. Doch bis Donnerstag konnten nur wenige Straßen freigelegt werden, die meisten Nebenstraßen blieben weiter unbefahrbar. Oftmals fehlte es weiter an Wasser und Strom.
In einem öffentlichen Hilfeaufruf bat die Provinzregierung um Spenden von nicht verderblichen Lebensmitteln und Trinkwasserflaschen sowie von Kleidung und Decken. Die Behörden prüften derzeit „den Bedarf aller betroffenen Familien“, erklärte sie. Nutzer von Online-Netzwerken berichteten von ersten Supermarkt-Plünderungen.
Viele Überlebende berichteten, sie seien auf sich allein gestellt. Im Township Amaoti mit seinen aus Wellblech und Holzbrettern gezimmerten Hütten etwa versorgten sich Trauben von Menschen notdürftig mit Trinkwasser aus einer zerborstenen Leitung. 
In einem Gemeindehaus von Durbans Stadtteil Glebelands Hostel organisierten Freiwillige Notunterkünfte für obdachlos gewordene Einwohner. „Wir helfen ihnen, weil uns ihr Schicksal berührt“, sagte der 51-jährige Mabheki Sokhela. „Das sind unsere Brüder und Schwestern“. Eindringlich rief er seine Mitbewohner auf, den Opfern ein Dach über dem Kopf zu bieten.
Das am stärksten industrialisierte Land Afrikas ist bisher weitgehend von tropischen Stürmen verschont geblieben, die sich über dem Indischen Ozean bilden und vor allem in Mosambik auf Land treffen. Für die jüngste Regenkatastrophe verantwortlich ist ein kaltes Höhentief, das von den Meteorologen „Cut-Off-Tief“ genannt wird.
Der Wetterdienst sagte für die Osterwoche weitere Gewitter und die Gefahr von Überschwemmungen vorher. Auch für die Nachbarprovinzen Ostkap und Freistaat galten Unwetterwarnungen. „Der Klimawandel findet direkt vor unseren Augen statt. Er steht nicht bevor, er findet jetzt statt“, warnte Greenpeace Afrika in einer Presseerklärung.
ans/lan

© Agence France-Presse