Seit dem 1. Oktober 2025 gilt in Bayern eine neue Vorgabe für die Pressearbeit der Polizei: In Pressemeldungen soll die Staatsangehörigkeit von Tatverdächtigen – in bestimmten Konstellationen auch von Opfern – grundsätzlich aktiv genannt werden. Die Weisung des Innenministeriums unter Amtschef Joachim Herrmann (CSU) richtet sich an die Landespolizei einschließlich der Bayerischen Grenzpolizei.
Ziel und Begründung
Nach Angaben des Ministeriums reagiert der Schritt auf eine gestiegene öffentliche Aufmerksamkeit und Debatten in sozialen Netzwerken. Die Nennung solle eine sachliche, unbeeinflusste Meinungsbildung ermöglichen. Als Kontext verweist die Behörde auf Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS): Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger sei in Bayern zwischen 2015 und 2024 von 31,1 auf 41 Prozent gestiegen.
Ausnahmen und Grenzen
Vorgesehen sind Ausnahmen, wenn ermittlungstaktische Gründe oder der Datenschutz entgegenstehen – insbesondere, wenn durch die Kombination weiterer Angaben eine Identifizierung von Personen möglich wäre. Bislang wurde die Herkunft zurückhaltender genannt, meist nur, wenn sie für das Fallverständnis erforderlich war.
Einordnung im Ländervergleich
Mit der neuen Praxis schließt sich Bayern Regelungen in anderen Bundesländern an, die bereits offenere Nennungen etabliert haben – u. a. Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. In Baden-Württemberg wirbt Innenminister Thomas Strobl (CDU) für eine bundesweit einheitliche Lösung.
Pressekodex bleibt Maßstab
Der Pressekodex des Deutschen Presserats sieht keine generelle Nennung der Herkunft in der Berichterstattung über Straftaten vor. Redaktionen sollen entsprechende Angaben nur bei begründetem öffentlichen Interesse machen und darauf achten, diskriminierende Verallgemeinerungen zu vermeiden.
Fazit: Bayern stellt die Nennung der Nationalität in Polizeiberichten auf eine regelmäßige Grundlage, betont aber Schutzmaßnahmen gegen Re-Identifizierung und verweist auf die weiterhin gültigen medienethischen Standards.
