Ein Jahr nach der Explosion im Memminger Kalker Feld: Gutachten bringt Klarheit – Hausbesitzer droht Anklage wegen fahrlässiger Tötung wegen Unterlassung

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Knapp ein Jahr nach der Explosion im Memminger Kalker Feld: Gutachten bringt Klarheit – Hausbesitzer droht Anklage wegen fahrlässiger Tötung wegen Unterlassung.

Am Freitagnachmittag, 26. Juli 2024, wurde das Kalker Feld in Memmingen zum Schauplatz einer der schwersten Unglücksfälle der jüngeren Stadtgeschichte. Gegen 17:20 Uhr erschütterte eine gewaltige Explosion ein Reiheneckhaus – die Detonation war kilometerweit zu hören. Nun, rund zehn Monate später, liegen die abschließenden Ermittlungsergebnisse der Kriminalpolizei und des Bayerischen Landeskriminalamts (BLKA) vor. Sie bestätigen: Ursache war ein technischer Defekt – mit tödlichen Folgen.

Ein 17-jähriger Jugendlicher, der sich im benachbarten Haus aufhielt, kam bei der Explosion ums Leben. Vier Anwohner sowie drei Einsatzkräfte der Feuerwehr wurden leicht verletzt. Das betroffene Gebäude mit der Hausnummer 51 wurde vollständig zerstört, der Schaden beläuft sich laut Polizei auf rund fünf Millionen Euro. Die Druckwelle beschädigte auch Nachbarhäuser erheblich.

Wie das nun vorliegende Gutachten des BLKA belegt, führte eine altersbedingte Leckage der Gasleitung im Hausinneren zum Austritt von Erdgas. Das explosive Gemisch entzündete sich durch eine bislang unbekannte Zündquelle – möglicherweise durch ein Elektrogerät oder einen Lichtschalter. Hinweise auf Fremdeinwirkung oder Vorsatz konnten ausgeschlossen werden.

Besonders brisant: Die Explosion hätte offenbar verhindert werden können. Laut Ermittlungen wurde die Heizungsanlage über Jahre hinweg nicht gewartet. Der zuständige Kaminkehrer erhielt wiederholt keinen Zugang zum Gebäude – eine Feuerstättenschau fand nicht statt. Fachleute betonen, dass durch regelmäßige Wartung Mängel wie poröse Leitungen frühzeitig erkannt worden wären.

Die Staatsanwaltschaft Memmingen kündigte nun an, gegen den Hausbesitzer Anklage wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen zu erheben. Darüber hinaus muss sich der Mann in einem separaten Verfahren wegen des illegalen Besitzes von Waffen und Munition verantworten. Details hierzu sind bislang nicht öffentlich gemacht worden. Die juristische Aufarbeitung dürfte auch bislang offene Fragen klären – etwa, wie lange der technische Zustand der Heizungsanlage bereits bedenklich war.

Der tragische Vorfall wirft erneut ein Schlaglicht auf die Bedeutung regelmäßiger technischer Prüfungen von Gas- und Heizungsanlagen. In Deutschland regelt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sowie die Technischen Regeln für Gasinstallationen (TRGI), dass Betreiber für einen sicheren Betrieb verantwortlich sind. Heizungsanlagen müssen regelmäßig von einem Fachbetrieb gewartet und Feuerstätten vom Bezirksschornsteinfeger überprüft werden.

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