Polizei Kempten | Hätte die Öffentlichkeit von dem Vorfall nichts erfahren sollen!?

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Ermittlungen wegen heimlicher Bildaufnahmen von Polizistinnen – Hat ein Kollege der Beamtinnen eine Kamera in der der Umkleide installiert und Bildaufnahmen angefertigt?

Im Jahr 2023 sorgte ein schwerwiegender Vorfall in der Dienststelle des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten für Aufsehen: Ein Whistleblower informierte die Redaktion von new-facts.eu über das Auffinden einer versteckten Kamera in der Umkleide der Polizeibeamtinnen. Erste Ermittlungen deuteten darauf hin, dass ein Polizeibeamter die Kamera heimlich installiert hatte, um die Polizistinnen zu fotografieren. Jetzt, zwei Jahre nach dem Vorfall, hat die Staatsanwaltschaft Kempten die Ermittlungen abgeschlossen und wichtige Informationen zu den laufenden Verfahren auf Anfrage der Redaktion veröffentlicht.

Staatsanwaltschaft Kempten bestätigt Ermittlungen

Die Staatsanwaltschaft Kempten bestätigte am 5. Februar 2025, dass seit dem Frühjahr 2023 ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen läuft. Dem Tatverdächtigen wird vorgeworfen, in den Räumlichkeiten der Polizeidienststelle heimlich Bildaufnahmen, insbesondere von Polizeibeamtinnen, gemacht zu haben. Bei den Ermittlungen konnte eine installierte Kamera in den Räumlichkeiten festgestellt werden, jedoch ohne dass Bildmaterial gesichert werden konnte.

Strafantrag beim Amtsgericht Kempten gestellt

Weitere Ermittlungen, die durch das Bayerische Landeskriminalamt geführt wurden, haben einen hinreichenden Tatverdacht gegen eine Person erhärtet. Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wurden inzwischen abgeschlossen, eine rechtskräftige Entscheidung steht jedoch noch aus. Ein Strafbefehlsantrag wurde beim Amtsgericht Kempten gestellt. Der Stafbefehl wurde dem Betroffenen bereits zugestellt, so eine Sprecherin des Amtgerichts am Montag, 10.02.2025.

Die Staatsanwaltschaft wies zudem darauf hin, dass entgegen bisheriger Medienberichte keine Videoaufzeichnungen gefunden wurden. Lediglich wenige Bildaufnahmen einer betroffenen Person konnten im Rahmen der Ermittlungen gesichert werden.

Polizeibeamter weiterhin im Dienst auf anderer Dienststelle

Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West hat auf Anfrage bestätigt, dass der betroffene Beamte nach Bekanntwerden der Vorwürfe auf eine andere Dienststelle versetzt wurde, jedoch weiterhin im aktiven Polizeidienst tätig ist.

Wurden die Kemptner Polizeibeamtinnen über den Vorgang informiert?

Offen bleibt die Frage, ob und wann die Polizeiführung in Kempten die betroffenen Polizeibeamtinnen über den Vorfall informiert hat. Dieser Aspekt wirft Fragen hinsichtlich der internen Kommunikation und des Umgangs mit der Situation auf.

Der Fall sorgt nicht nur für juristische Klärung, sondern auch für eine kritische Diskussion über den Umgang mit solchen Vorfällen innerhalb der Polizei und die Verantwortung der Dienststellenleitungen. Wie werden solche schwerwiegenden Vorwürfe intern behandelt und welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Vorfall für die beteiligten Institutionen und die betroffenen Beamten? Antworten auf diese Fragen bleiben abzuwarten.

Das Präsidailbüro hat am Montag, 10.02.2025, der Redaktion mitgeteilt, dass es zu den Fragen der Information der Betroffenen Polizisstinnen keine Antwort geben wird. Daraufhin haben wir im Bayerischen Innenministerium dazu nachgefragt.

Öffentliche Transparenz im Fall des heimlichen Kameraskandals: Warum wurde der Vorfall nicht kommuniziert?

Ein weiterer brisanter Aspekt des Skandals im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten betrifft die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit seitens der Polizei. Während die Pressestelle des Polizeipräsidiums täglich zahlreiche Berichte über Straftaten und Vorfälle aus dem polizeilichen Dienstalltag veröffentlicht, bleibt die Frage offen, warum dieser schwerwiegende Vorfall nicht aktiv in den Pressemitteilungen kommuniziert wurde.

Der Whistleblower, der den Vorfall ins Rollen brachte, informierte die Redaktion von new-facts.eu über das Auffinden einer versteckten Kamera in der Umkleide der Polizeibeamtinnen, doch eine offizielle Mitteilung durch das Polizeipräsidium ließ auf sich warten. Dies wirft nicht nur Zweifel an der internen Kommunikation auf, sondern stellt auch die Frage nach der Transparenz der Institution Polizei gegenüber der Öffentlichkeit. Warum wurde dieser Vorfall, der die Integrität der Polizei in Frage stellt, nicht zeitnah und offen kommuniziert?

Angesichts der Schwere des Vorfalls, bei dem ein Polizeibeamter möglicherweise heimlich Bildaufnahmen von Kolleginnen gemacht hat, ist es unverständlich, warum das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West keine proaktive Rolle bei der Information der Öffentlichkeit übernommen hat. In einer Zeit, in der Transparenz und Vertrauen zwischen der Polizei und der Bevölkerung von größter Bedeutung sind, sollte ein solcher Fall nicht hinter verschlossenen Türen behandelt werden.

Die Bürger haben ein berechtigtes Interesse daran, zu erfahren, wie es um ihre Polizei steht. Ein solches Ereignis, das das Vertrauen in die Institution erschüttern könnte, verlangt nach einer klaren und offenen Kommunikation. Doch bislang bleibt unklar, warum dieser schwerwiegende Vorfall in den internen Reihen der Polizei nicht öffentlich gemacht wurde.

Es wird erwartet, dass sowohl die Dienstaufsicht als auch das Innenministerium nun in dieser Angelegenheit Stellung beziehen und für Klarheit sorgen. Denn in Fällen wie diesen, in denen das öffentliche Interesse offensichtlich überwiegt, muss die Polizei die Verantwortung übernehmen, offen und ehrlich zu informieren. Nur so kann das Vertrauen der Bevölkerung gewahrt und gestärkt werden.

 

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