Blackout – Stromausfall | Müssen wir uns Sorgen machen – wie können wir uns vorbereiten

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So mancher Politiker zeichnet für den Winter 2022/23 Horrorszenarien auf, dabei fällt immer wieder der Begriff Blackout – Stromausfall.

Die Stromversorgung in Deutschland zählt europaweit zu den sichersten; wie auch die Jahresberichte des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. belegen.

In Deutschland treten vergleichsweise selten Stromausfälle auf. Haushalte müssen im Jahr durchschnittlich nur wenige Minuten auf Strom verzichten.

Und dies, obwohl nahezu täglich Anlagen des Stromnetzes z.B. durch Tiefbauarbeiten beschädigt werden. Dabei kommt es zwar zu lokalen Stromausfällen, diese können aber meistens durch Schaltmaßnahmen der Netzbetreiber auf wenige Minuten begrenzt werden.

Ein Versorgungszusammenbruch, auch „Blackout“ genannt, ist ein großflächiger Stromausfall. Er betrifft eine große Anzahl von Menschen gleichzeitig.

Ein solcher Stromausfall entsteht, wenn das Stromnetz aus dem Gleichgewicht gerät: In das Netz muss immer genauso viel Strom eingespeist werden, wie entnommen wird. Wenn mehr Strom aus dem Netz entnommen wird als ankommt, greifen zunächst Sicherheitsmechanismen, die das Netz stabilisieren. Kommt es aber zu unerwarteten und starken Schwankungen, beispielsweise durch einen punktuellen und zu hohen Stromverbrauch, kann das Netz zusammenbrechen: Der Strom fällt aus.

Kurze Stromausfälle können immer wieder auftreten. Sie sind regional begrenzt und halten in der Regel nur wenige Minuten oder Stunden an.

Problematischer wird es, wenn wichtige Strom- oder Hochspannungsleitungen beschädigt oder zerstört werden und der Strom flächendeckend und langanhaltend ausfällt. Betroffen sind dann nicht nur Haushalte, sondern auch Unternehmen, Krankenhäuser, Schulen und alle anderen Stromempfänger.

Anlass für sogenannte „Blackouts“ sind insbesondere schlechte Wetterbedingungen wie Stürme, Gewitter oder auch heftigen Schneefall: Strom- oder Hochspannungsleitungen werden beschädigt oder zerstört. Ein längerer und flächendeckender Stromausfall ist die Folge.

Aber auch ein punktuell zu hoher Stromverbrauch kann zu einem Stromausfall führen: Beispielsweise, wenn viele Haushalte Heizlüfter oder Elektroheizungen nutzen, um in der aktuellen Situation Gas zu sparen.

Die vier Übertragungsnetzbetreiber haben im Auftrag des BMWK in der Sonderanalyse („Stresstest“) die Sicherheit des Stromnetzes für diesen Winter unter verschärften äußeren Bedingungen untersucht: Eine stundenweise krisenhafte Situation im Stromsystem im Winter 2022/23 ist zwar sehr unwahrscheinlich, kann aktuell aber nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Konkret zeigt der Stresstest, dass in bestimmten Regionen in Europa in einigen Szenarien die Nachfrage ohne zusätzliche Maßnahmen nicht vollständig gedeckt werden kann. Im sehr kritischen Szenario und dem Extremszenario treten solche Situationen für sehr kurze Zeiträume, das heißt wenige Stunden im Jahr, auch in Deutschland auf.

In der Regel werden Stromausfälle innerhalb weniger Stunden behoben. In Notsituationen, insbesondere wenn Stromleitungen nach einem Unwetter beschädigt wurden, kann es auch Tage dauern, bis der Strom wieder verfügbar ist. Dann ist die private Vorsorge wichtig.

Kommt es zu einem solchen längeren Stromausfall, fallen schlagartig alle strombetriebenen Anlagen und Geräte aus, die nicht an Notstromanlagen angeschlossen oder batteriebetrieben sind.

Es kann passieren, dass Stadtbahnen und Züge auf freier Strecke stehen bleiben oder dass Bürgerinnen und Bürger nicht mehr einkaufen können, weil Kassen und Türen an Einkaufsmärkten ihren Dienst versagen.

Auch die Versorgung mit Bargeld über Geldautomaten ist nicht mehr möglich.

Zu Hause sitzt man möglicherweise im Kalten und Dunkeln, da Licht und Heizung nicht mehr funktionieren. Fernsehgeräte, der PC für den Internetzugang und oft auch die im Haushalt verfügbaren Radiogeräte können bei einem Stromausfall nicht betrieben werden. Kühl- und Gefrierschränke tauen ab und die darin gelagerten Lebensmittel verderben innerhalb kurzer Zeit.

Besonders abhängig vom Strom sind die Kommunikationsnetze:
Im Fall eines Stromausfalls wird mit einigen Stunden Verzögerung das Telefon-Festnetz nicht mehr zur Verfügung stehen. Mit dem technischen Umstieg der Telefonnetzbetreiber auf eine Voice over IP-Übertragung bis zum Wohnungsanschluss wird in den nächsten Jahren auch diese Frist nach und nach entfallen. Stromabhängige Ladestationen mancher Mobiltelefone fallen schon heutzutage sofort aus.

Die Mobilfunknetze sind zum Teil nicht notstromversorgt. Darüber hinaus zeigt die Erfahrung, dass die Mobilfunknetze bei außergewöhnlichen Ereignissen schnell überlastet sind. Deswegen sollte im Fall eines Stromausfalls das Telefonieren auf das Nötigste beschränkt werden. Damit kann unter anderem vermieden werden, dass die Kommunikationsnetze überlastet und Polizei, Rettungsdienst sowie Feuerwehr in Notfällen nicht mehr erreicht werden können.

Im Bereich der häuslichen Pflege fallen Hilfsgeräte aus, die möglicherweise lebensnotwendig sind wie beispielsweise Beatmungsgeräte. Dienstleistungen wie der Hausnotruf und Essen auf Rädern können gestört werden und ausfallen. Diese beispielhaft aufgezählten Folgen eines längeren Stromausfalls veranschaulichen die erheblichen Auswirkungen auf das tägliche Leben und die Gesellschaft.

Das Bundesamt für Bevölkerungsshutz (BBK) beschäftigt sich bereits seit seiner Gründung im Jahre 2004 intensiv mit der Herausforderung eines großflächigen Blackouts, noch im selben Jahr wurde die länderübergreifende Krisenmanagementübung (LÜKEX) mit dem Szenario eines mehrwöchigen Stromausfalls in zwei Bundesländern aufgrund eines Wintersturmereignisses durchgeführt.

Die Kreisverwaltungsbehörden haben mittlerweile Krisenstäbe gebildet, die auf Stadt- und Kreisebene sich mit der Planung und Vorbereitung auf einen sogenannten „Blackout“ vorbereiten.

Viele Daten werden derzeit aktualisiert, z.B., welche Unternehmen Notstromaggregate vorhalten, wie die Verantwortlichen erreicht werden können und wo die mobilen Hilfsgeräte stehen. Es werden Anlaufstellen bestimmt für Bevölkerung, wenn die Telekommunikation und der Notruf ausfällt. Geplant werden Standorte für sogenannte „Wärmeräume“ – der Katastrophenschutz plant hier und bereitet sich mit seinen ehrenamtlichen Helfern von Feuerwehr, THW, BRK, MHD, JUH, Bergwacht, Wasserwacht und DLRG vor. Es soll nichts dem Zufall überlassen werden, man wird wissen, was zu tun ist.

Natürlich ist es aber auch wichtig, dass der Bürger selbst einige Vorbereitungen trifft. Jeder wird Verständnis dafür haben, dass die Einsatzkräfte nicht jedem sofort helfen können, es wird hier nach festgelegten Prio-Listen gearbeitet. Aus diesem Grund hat das BKK einige Empfehlungen veröffentlicht, um einige Stunden oder auch ein zwei Tage selbst über die runden zu kommen – siehe hier.

Tipps für die Zusammenstellung eines Vorrats

Ein Lebensmittel- und Getränkevorrat ist etwas sehr Individuelles. Es gibt jedoch einige allgemeine Tipps, die bei der Zusammenstellung helfen können:

  • Essen und Trinken für 10 Tage. Versuchen Sie, diesen Zeitraum mit Ihrem Vorrat abzudecken. Das sollte in der Regel ausreichen, um auch in schwierigeren Lagen die Zeit zu überbrücken, bis staatliche Hilfe eintrifft oder die Notsituation ausgestanden ist. Natürlich können Sie auch für einen längeren oder kürzeren Zeitraum bevorraten, das ist Ihre Entscheidung. Grundsätzlich gilt: Auch nur ein bisschen Vorrat, zum Beispiel für drei Tage, ist besser als kein Vorrat.
  • 2 Liter Flüssigkeit pro Person und Tag. Ein Mensch kann unter Umständen drei Wochen ohne Nahrung auskommen, aber nur vier Tage ohne Flüssigkeit. Ein Getränkevorrat ist daher wichtig, auch wenn es selten ist, dass das Leitungswasser ausfällt. Für einen 10-Tages-Vorrat sollten Sie 20 Liter pro Person kalkulieren. Darin ist auch bereits ein Flüssigkeitsanteil zum Kochen vorgesehen (0,5 Liter pro Tag). Ein gewisser Anteil des Vorrats sollte daher auch aus (Mineral-)Wasser bestehen. Aber auch Fruchtsäfte oder länger lagerfähige Getränke können dazugerechnet werden.
  • 2.200 kcal pro Person und Tag. Damit ist im Regelfall der Gesamtenergiebedarf eines Erwachsenen abgedeckt. Klingt abstrakt? In unserer Checkliste finden Sie Lebensmittelgruppen mit Mengenangaben, die Ihnen helfen sollen, Ihren Lebensmittelvorrat ausgewogen zu gestalten. Größere Mengen eines einzelnen Produktes als Vorrat anzulegen, ist nicht empfehlenswert. Konkrete Beispieltabellen, auch für einen vegetarischen Vorrat, finden Sie auf dem Ernährungsvorsorge-Portal der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Dort finden Sie auch einen Vorratskalkulator, mit dem Sie den Bedarf für sich und Ihre Familie bequem berechnen können.
  • Nur was Sie mögen und vertragen. Nicht nur die Haltbarkeit ist entscheidend. Berücksichtigen Sie Allergien, Lebensmittelunverträglichkeiten oder besondere Bedarfe wie Babynahrung, aber auch persönliche Vorlieben beim Zusammenstellen Ihres Vorrats. Ohnehin sollten Sie Ihren Vorrat nicht nach dem Motto „den brauche ich hoffentlich nie“ anlegen, sondern nach dem Prinzip „lebender Vorrat“.
  • Prinzip „lebender Vorrat“. Versuchen Sie, Ihren Vorrat in Ihren alltäglichen Lebensmittelverbrauch zu integrieren. So wird er immer wieder verbraucht und erneuert, ohne dass Lebensmittel verderben. Neu gekaufte Vorräte gehören nach „hinten“ ins  Regal. Brauchen Sie die älteren Lebensmittel zuerst auf.
  • Stück für Stück aufbauen. Es ist nicht erforderlich, den Vorrat „auf einen Schlag“ anzulegen. Sie können ihn nach und nach aufbauen, indem Sie sich angewöhnen, bei Ihren Einkäufen von länger haltbaren Produkten – wie beispielsweise Nudeln – eine Packung mehr zu kaufen. Achten Sie darauf, den Vorrat aufzufüllen, bevor Sie die letzte Packung anbrechen.
  • Hinweise zur Lagerung beachten. Sie sollten Lebensmittel kühl, trocken und dunkel aufbewahren. Achten Sie auf luftdichte Verpackung.
  • Haustiere nicht vergessen. Wenn Sie Haustiere haben, denken Sie auch an deren Bedürfnisse. Achten Sie darauf, ausreichend Nahrung, Einstreu, Medikamente und weitere Produkte, die Ihr Tier benötigt, bevorratet zu haben.

Für Panikmache ist derzeit der falsche Zeitpunkt. Nun heißt es gemeinsam an einem Strang ziehen und vorbereitet zu sein. Die Vergangenheit zeigt doch, dass unser Katastrophenschutz in Deutschland funktioniert. Sicherlich, wie bereits erwähnt, es wird nicht innerhalb der ersten Stunden alles rund laufen, aber nach und nach laufen die einzelnen Einsatzpläne im Ernstfall an und innerhalb weniger Stunden kommen wir aus der „Chaosphase“ heraus und die Maßnahmen laufen geordnet ab und die Hilfe funktioniert. Vielleicht schauen wir auch auf unsere Nachbarn, ältere Menschen, bzw. Kranke. Sie sind oft unselbstständig und benötigen Hilfe und Unterstützung – bei ihnen ist die Angst und Panik oft größer als bei gesunden Menschen.