Oberallgäu – Kempten – Lindau | Callcenterbetrüger weiter aktiv – Drei weitere Geschädigte nach Schockanrufen

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In gleich drei weiteren Fällen gelang es Betrügern, Senioren durch Schockanrufen zur Übergabe von Geld oder Wertgegenständen zu bewegen. Dabei entstand seit dem 19.08.2022 ein Schaden von mehr als 650.000 Euro.

Die Fälle

Oberallgäu | Bei einem Geschädigten aus dem südlichen Landkreis rief ein angeblicher Polizeibeamter aus Regensburg an. Der Enkel des geschädigten Seniors habe eine Passantin bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzt und müsse daher in Untersuchungshaft. Die Haft könne durch eine Zahlung von 40.000 Euro abgewendet werden. In einem zweiten Telefonat bekräftigte ein angeblicher Richter die Forderung. Der vermeintliche Enkel weinte in einem weiteren Gespräch und bettelte um die Zahlung der Kaution. Nachdem der Mann Gold im Gegenwert einer mittleren fünfstelligen Summe geholt hatte, wiesen die Unbekannten ihn an, nach Immenstadt an eine Tankstelle zu kommen. Dort erhielt er die Aufforderung, weiter an einen Lebensmittelmarkt zu fahren, wo er schlussendlich die Gegenstände übergab.

Kempten | Im zweiten Fall meldete sich eine Frau telefonisch bei einem betagten Senior, die weinte und anschließend wieder auflegte. Kurze Zeit später meldete sich ein angeblicher Kriminalbeamter aus Kempten, der erklärte, dass seine Tochter in einen Verkehrsunfall verwickelt und dabei eine Person schwer verletzt worden sei. Nur durch Hinterlegung einer Kaution könne der Geschädigte die Untersuchungshaft der Tochter verhindern. Der Senior sollte Wertgegenstände vor dem Amtsgericht Kempten übergeben. Dort angekommen, lotsten ihn die Täter weiter zu einem Notar, wo er das Gold in einer niedrigen fünfstelligen Summe an eine angebliche Angestellte übergab.

Die Täter forderten nach der Übergabe weitere 90.000 Euro vom Geschädigten. Eine Bankangestellte reagierte vorbildlich, als der Senior das Geld abheben wollte. Ohne sein Wissen informierte sie die Polizei, die Täter brachen den Kontakt dann ab.

Lkrs. Lindau | Ein unbekannter Täter meldete sich im dritten Fall bei einem Senior aus dem Landkreis Lindau. Seine Tochter hätte einen Unfall in München verursacht, ein Richter verlange angeblich eine Kaution von 125.000 Euro. Der Mann wurde erst vor das Amtsgericht Lindau und von dort aus weiter vor das Amtsgericht Ravensburg dirigiert, wo er Schmuck und Goldmünzen im Gegenwert einer sechsstelligen Summe übergab.

Die Fragen

Die Kriminalpolizei Kempten ermittelt in den ersten beiden Fällen und bittet um Hinweise aus der Bevölkerung:

  • Wer hat am Dienstag, 23.08.2022, zwischen 14:15 Uhr und 16:45 Uhr, in Immenstadt im Allgäu in der Kemptener Straße etwas Verdächtiges wahrgenommen?
  • Wer hat gegebenenfalls die Übergabe der Gegenstände beobachtet?
  • Wer hat am Mittwoch, 24.08.2022, zwischen 12:00 Uhr und 15:15 Uhr, in Kempten in der Salzstraße etwas Verdächtiges wahrgenommen?
  • Wer hat dort gegebenenfalls die Übergabe der Gegenstände beobachtet?

Hinweise bitte an die Telefonnummer 0831/9909-0.

Im dritten Fall ermittelt die Kriminalpolizeidirektion Friedrichshafen. Die Ermittler fragen:

  • Wer hat Personen wahrgenommen, denen der Senior gegen 12:00 Uhr in Ravensburg in der Vehrengasse/Ecke Wilhelmstraße bei der Übergabe der Wertsachen aufgefallen ist?

Sachdienliche Hinweise in diesem Fall richten Sie bitte an die Telefonnummer 07541/701-0.

Die Schadensummen

Das Allgäu steht seit dem 19.08.2022 im Fokus der Betrüger. Bei insgesamt fünf Fällen erbeuteten die Täter eine Gesamtsumme von über 650.000 Euro.

Seit Beginn des Jahres ereigneten sich damit 18 Fälle mit Tatort im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, bei denen die Geschädigten insgesamt mehr als 1.100.000 Euro verloren.

Die Neuerung

Ermittler der Kripo beobachten bei allen Fällen seit dem 19.08.2022, dass die Geschädigten gezielt dazu aufgefordert werden, ihr Haus zu verlassen. Die gewählten Übergabeorte sind meist Amtsgebäude, um der aufgebauten Legende mehr Nachdruck zu verleihen.

Der Appell

Die Polizei bittet an dieser Stelle noch einmal eindringlich darum, das Phänomen der Callcenterbetrüge nicht zu unterschätzen. Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen über die unterschiedlichen Maschen, denn: Es könnte auch Ihr Erbe sein!