Illertal | Durchsuchung von neun Objekten – Waffen und Betäubungsmittel bei „Sondengehern“ sichergestellt

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Foto: Pöppel/Symbolbild

Bereits im letzten Jahr nahm die Polizei in Ulm die Anzeige wegen Beleidigung gegen einen 32 Jahre alten Mann aus Vöhringen, Lkrs. Neu-Ulm, entgegen und übergab die weiteren Ermittlungen zuständigkeitshalber der Polizei in Illertissen.

Sowohl der Anzeigenerstatter als auch der 32-Jährige waren Mitglieder einer geschlossenen „WhatsApp“-Gruppe, die aus zehn Männern im Alter zwischen 18 und 41 Jahren bestand. Eingerichtet wurde die Gruppe im Frühjahr 2019 für gegenseitige Absprachen in Bezug auf eine gemeinsame Freizeitbeschäftigung, dem „Sondengehen“. Darunter ist der Einsatz eines Metalldetektors zur gezielten Suche nach metallischen Gegenständen im Boden zu verstehen.

Der 32-Jährige, der gleichzeitig als Administrator der Gruppe fungierte, hat den 29-jährigen Anzeigenerstatter im Chat beleidigt und bedroht, weil dieser dessen politisch rechtsgerichtete Nachrichten und Kommentare kritisierte.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand ist davon auszugehen, dass die „WhatsApp“-Gruppe allein auf Grund des gemeinsamen Interesses am Sondengehen ins Leben gerufen wurde. Ob daneben strafbare politische Motivationen vorliegen, ist im Laufe der Vernehmungen und Auswertungen zu prüfen.

Da von einem 25 Jahre alten Mann aus Altenstadt in der „WhatsApp“-Gruppe ein Bild einer Pistole als sogenannter „Bodenfund“ gepostet wurde, erwirkte die Polizeiinspektion Illertissen auf Antrag der zuständigen Staatsanwaltschaft in Memmingen beim Amtsgericht einen Durchsuchungsbeschluss. Bei der Durchsuchung am 28. November 2019 wurden dann neben der gesuchten Waffe auch eine größere Menge explosivfähiger Chemikalien zum Herstellen von Schwarzpulver sowie eine vollautomatische scharfe Maschinenpistole, dazu noch mehrere scharfe Kurzwaffen und ein Wehrmachtskarabiner mit zu allen Waffen passender Munition sichergestellt. Der Mann wurde nach Beendigung der polizeilichen Maßnahmen entlassen.

Im Rahmen der Ermittlungen zur Herkunft der sichergestellten Waffen sowie von Tatbeteiligten ergab sich eine Vielzahl weiterer Straftaten durch einige der Chatmitglieder oder durch Personen aus deren Umfeld. So wurden diverse Betäubungsmittelgeschäfte, aber auch ein Diebstahl durch insgesamt 18 Beschuldigte vorwiegend aus dem Raum Illertal sowie weitere, derzeit noch unbekannte Täter bekannt. Fünf Personen werden Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Waffengesetz vorgeworfen.

Im besonderen Fokus stand dabei der 32-jährige Gruppenadministrator, der – neben dem Handel mit Betäubungsmitteln – auch Waffen von einem Mitglied der Gruppe erwarb und zum Kauf an dieses Mitglied der Gruppe anbot. Die Ermittlungen ergaben dann auch Hinweise, wonach eine Familie (Vater, Mutter und Sohn im Alter von 54, 51 und 20 Jahren) aus dem Großraum Vöhringen möglicherweise eine Vielzahl an illegalen Waffen, Granaten und Patronen besitzen soll, wobei nicht bekannt war, ob es sich dabei um sogenannte legale Deko-Waffen oder eventuell scharfe Waffen oder beim Sondengehen gefundene Blindgänger handelt.

In enger Absprache mit der Staatsanwaltschaft in Memmingen wurden daraufhin insgesamt neun Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt, die am Donnerstag, 06.02.2020, in den Landkreisen Neu-Ulm, Biberach/Riss und Dillingen a. d. Donau vollzogen wurden.

Bei den Durchsuchungsmaßnahmen wurden die Kriminalbeamten dabei von Mitgliedern der Technischen Sondergruppe und dem Sachgebiet Waffen vom Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA), der Polizeistation Senden, den Polizeiinspektionen Neu-Ulm, Illertissen und Dillingen, von Beamten des Polizeireviers Laupheim sowie Kräften der Bereitschaftspolizei in Königsbrunn, den Operativen Ergänzungsdiensten (OED) des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West und mehreren Diensthundeführern unterstützt. Die Durchsuchung fand auch unter Beteiligung des Landesamtes für Denkmalpflege Thierhaupten statt.

Im Rahmen der Durchsuchungen wurden umfangreiche Beweismittel sichergestellt, die nun im weiteren Verlauf der Ermittlungen ausgewertet werden müssen. Neben den Beweismitteln wurden insgesamt unter anderem auch ein Weltkriegskarabiner, eine Leuchtpistole, eine Blindgänger-Handgranate sowie mehrere hundert Patronen „scharfer“ Munition sichergestellt. Zudem fanden die Beamten diverse nach dem Waffengesetz verbotene Gegenstände wie Schlagringe, Springmesser, Butterflymesser und einen Gewehrgranataufsatz.
Unter den sichergestellten Gegenständen waren auch mehrere hundert Gramm Marihuana und geringe Mengen Amphetamin.

Diesbezüglich wird sich ein 26-jähriger Mann aus dem Landkreis Biberach/Riss vor dem Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Memmingen verantworten müssen, er wird des bewaffneten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge verdächtigt, auf Antrag der Staatsanwaltschaft Memmingen soll er in Untersuchungshaft genommen werden.

Die weiteren Beschuldigten wurden nach Beendigung der polizeilichen Maßnahmen entlassen. Teile der sichergestellten Waffen werden nun durch das Bayerische Landeskriminalamt begutachtet.