Die Polizeiinspektion Memmingen hat am Sonntagabend, 10.06.2018, einen Überblick ihres Einsatztagebuches zum Geschehen „IKARUS 2018“ den Medienvertreter ausgesendet. Nach Polizeiangaben verzeichnete das IKARUS-Festival 2018 über 30.000 Besucher. Am Donnerstag, 07.06.2018, seien es rund 4.800 Gäste gewesen, am Freitag, 08.06.2018, rund 11.500 und am Samstag, 09.06.2019, spricht die Polizei von rund 14.500. Die Besucherzahl vom Samstag dürfte jedoch höher gelegen haben, da eine deutliche höhere Besucherdichte zum Vortag wahrnembar war. Die Zahl von über 35.000 Besuchern am Wochenende dürfte hier in die richtige Richtung gehen.
Bereits am Donnerstag, 07.06.2018, erhielt die Polizeiinspektion Memmingen bei einer Beschuldigtenvernehmung den Hinweis, dass am Bahnhof Memmingen anreisenden Festivalgästen Marihuana von Asylbewerbern angeboten wird. Bereits am Donnerstagvormittag zeigte die Polizei dort Präsenz und kontrollierte auch hier bereits die anreisenden Festivalbesucher.
Auch Besucher, die mit Bussen und Pkw direkt am Festivalgebäude angereist waren, wurden dort von starken Polizeikräften, unterstützt von Zollbeamten, intensiven Kontrollen unterzogen.
Aufgrund einer Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurde der Betrieb des Kettenkarussells und Riesenrad um 17.43 Uhr eingestellt. Dies war eine Vorsichtsmassnahme von Polizei, Feuerwehr und Veranstalter. 20 Minuten bevor die Unwetterfront das Festivalgelände erreichte wurde auch der Musikbetrieb an der Mainstage, an der Waldbühne und im Zirkuszelt eingestellt und die Besucher aufgefordert sich während des Starkregens in den Sheltern aufzuhalten. Damit eine Gefährdung der Festivalbesucher ausgeschlossen werden kann. Hier zeigten sich die Festivalbesucher verständnisvoll und hielten sich an die Anweisungen. Gegen 19.35 Uhr konnte die Veranstaltung dann wieder seinen geplanten Ablauf aufnehmen.
Am Freitagmorgen, 08.06.2018, gegen 00.30 Uhr, wurde eine 20-jährige Frau auf dem Festivalgelände von Polizeibeamten kontrolliert. Bei der Durchsuchung konnten Marihuana 11,92g, Kokain 4,77g, Amphetamin 8,77g und ein Joint 2,65g, aufgefunden werden. Die Drogen wurden sichergestellt und eine Anzeige gefertigt.
45 Minuten später kontrollierte die Polizei einen 20-jährigen Mann. Bei ihm wurden Marihuana 27,46g und Amphetamine 3,85g aufgefunden werden. Auch hier wurden die Betäubungsmittel sichergestellt.
Gegen 02.35 Uhr wird ein 24-jähriger Mann beim Geldzählen von Zivilkräften kontrolliert. Bei der anschließenden Durchsuchung wurden elf Päckchen Marihuana aufgefunden. Bei der weiteren Durchsuchung seines Zeltes konnten weitere 47 Verkaufsportionen aufgefunden und sichergestellt werden. Die sichergestellte Menge waren rund 53g.

Nach einem ersten Überblick der Rettungskräfte des Bayerischen Roten Kreuzes wurden bis zum Samstagvormittag zahlreiche Personen mit Kreislaufbeschwerden behandelt. 50 Personen mussten kurzfristig behandelt werden, 70 Verletzungen wie kleinere Schnittwunden, Blasen, Stiche etc. versorgt werden, zehn Personen mussten zur Behandlung mit dem Rettungsdienst in die umliegenden Krankenhäuser transportiert werden. Die ehrenamtlichen Helfer mussten hier im Gegensatz zum Vorjahr in weniger Fällen Hilfe leisten. Für die Feuerwehren Memmingerberg, Benningen und Hawangen, die auf dem Festivalgelände in Wachbereitschaft waren, gab es keine Einsätze.
Am Samstagabend, 09.06.2018, gegen 19.30 Uhr, wurde ein 33-jähriger Mann mit Betäubungsmittel durch Polizeibeamte aufgegriffen. Der Mann gab bei seiner Vernehmung zunächst falsche Personalien an. Im Laufe der Ermittlungen konnte die Polizei dann die Identität des Mannes feststellen. Er war im Jahre 2016 aus dem Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren entwichen und war zur Fahndung ausgeschrieben. Gegen ihn besteht ein Haftbefehl über acht Jahre. Er wurde entsprechend in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert.
Bei einer Betäubungsmittelkontrolle einer Person/Personengruppe, kam es zu Widerstandshandlungen und einer Gefangenenbefreiung durch zehn Personen. Dabei konnte die kontrollierte Person flüchten und die kontrollierenden Polizeibeamten mussten sich zurückziehen. Nach Eintreffen von Unterstützungskräften, konnten drei Beteiligte vorläufig festgenommen werden. Der Drogenkonsument und ein weiterer Täter sind flüchtig. Bei der Befreiungsaktion wurde ein Polizeibeamter leicht verletzt.
Während den Veranstaltungstagen gab es erhebliche Probleme mit Pfandsammlern. Gäste wurden zum Teil massiv nach Pfandflaschen und -dosen angesprochen. Es handelt sich wahrscheinlich um organisierte osteuropäische Pfandsammler. Diese seien bereits letztes Wochenende bei Rock im Park in Nürnberg massiv aufgefallen und nun auch in Memmingerberg. Der Veranstalter machte von seinem Hausrecht Gebrauch und sprach Platzverweise und entsprechende Hausverbote aus.
Am Samstagabend wurden durch Kräfte der Bereitschaftspolizei, die zum großen Teil in Zivil auf dem Festivalgelände unterwegs waren, zwei Männer, im Alter von 24 und 27 Jahren, mit 91g verschiedener Betäubungsmittel (Cannabis, Amphetamin, Ecstasy, Speed und Haschisch) aufgegriffen werden. Ein Dritter sei wohl der Fahrer der Gruppe und befand sich zum Zeitpunkt des Zugriffs auf dem Festivalgelände. Dieser konnte bislang nicht ausfindig gemacht werden. Beide Männer waren in der Vergangenheit bereits wegen entsprechender Delikte in Erscheinung getreten.
Eine angebliche Vergewaltigung einer 20-jährigen Frau, kurz nach 01.00 Uhr, beschäftigte die Beamten. Die Frau gab nach „Mischintox“ an, vergewaltigt worden zu sein. Eine Abklärung ergab, dass es definitiv zu keiner Vergewaltigung kam, sondern die 20-Jährige zu viel Alkohol und Drogen konsumiert hatte und deshalb auch im Klinikum medizinisch versorgt werden musste.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag (01.50 Uhr – 03.30 Uhr) konnten durch Polizeibeamte noch weitere Drogendelikte zur Anzeige gebracht werden. Ein Joint, 4g Marihuana, 1x 2,51g Marihuana, 1x 0,86g Crystal, zwei Trips-LSD, 0,31g Marihuana, 0,66 g rohes Haschisch, eine Kapsel MDMA, ein Joint + 2,5 g Marihuana, ein Joint, 1 g Marihuana, 3,5 g Amphetamine 2,5 g Ecstasie + 1 x mit Joint, 10g Marihuana, 1,19g MDMA, 2g Marihuana, zehn Tabletten, zwei Tütchen Pulver.
Hier traten die Zivilbeamten auch als Festivalbesucher auf und sprachen die Besucher gezielt auf Drogen an, ob sie ihnen welche anbieten können. Das ergibt sich aus zahlreichen Kommentaren auf Facebook, wo Besucher ihrem Zorn hier Luft verschafften.
Kurz nach 04.00 Uhr meldete eine verwirrte Person einen Mord bei Security-Kräften. Die Polizei nahm umgehend mit dem Mitteiler Kontakt auf. Da die Person komplett verwirrt war, erfolgte eine Einweisung in das Bezirkskrankenhaus Memmingen.
Am Samstagmorgen, 09.06.2018, gegen 07.00 Uhr, drehte ein Baggerfahrer, der Festivalbesucher war, durch. Er versuchte am „Shelter 23“ mit einem Bagger diesen abzureißen. Zu dem Bagger hatte er sich Zugang verschafft. Als Grund gab er an, Elektromagnetfelder installieren zu wollen. Am Shelter entstand erheblicher Sachschaden. Der Mann stand vermutlich erheblich unter Drogeneinfluss. Er wurde in Polizeigewahrsam genommen und ins Klinikum Memmingen eingewiesen. Bei Gewahrsamnahme leistete er noch erheblichen Widerstand. Am Shelter entstand erheblicher Sachschaden in Höhe von ca. 75.000 Euro.
Die Polizei zieht positives Resümee:
Wie auch in den vergangenen Jahren verlief das IKARUS-Festival sehr friedlich. Die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen der Polizei und dem professionellen Sicherheitsdienst funktionierte tadellos.
Die Polizei stellte einen deutlichen Rückgang der Drogen- und Alkoholfahrten fest. Die Besucher verhielten sich äußerst friedlich und entspannt gegenüber den Sicherheitskräften. Die größte Anzahl der Widerstandshandlungen erfolgte durch Personen die nicht den Festivalbesucher zuzuordnen ist, sondern zum Beispiel als aggressive Pfandsammler aufgetreten sind.