12 Tote, Dutzende Verletzte – Möglicher Anschlag mit Lkw auf Berliner Weihnachtsmarkt

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Foto: dedinag
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Ein Sattelschlepper rast auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche. Zwölf Menschen sterben, Dutzende werden verletzt. War es der lange befürchtete große Anschlag?

Bei einem möglichen Anschlag in Berlin ist ein Unbekannter am Abend mit einem Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt gefahren und hat mindestens zwölf Menschen getötet. Rund 50 Menschen wurden teils lebensgefährlich verletzt, wie die Polizei mitteilte.

Ein Sprecher sagte kurz nach dem Vorfall an der Berliner Gedächtniskirche, es handle sich vermutlich um einen Anschlag. Der dunkle Lastwagen mit polnischem Kennzeichen fuhr laut Polizei gegen 20 Uhr auf einer Strecke von 50 bis 80 Metern mit hoher Geschwindigkeit über den Markt und zerstörte dabei mehrere Buden.

Ein Tatverdächtiger wurde nahe der Siegessäule im Tiergarten festgenommen. Es sei vermutlich der Fahrer, sagte ein Polizeisprecher. Ein Mann, der auf dem Beifahrersitz saß, verstarb demnach vor Ort. Ob der Vorfall einen terroristischen Hintergrund hat, war zunächst offen. Die Polizei bat Anwohner, zuhause zu bleiben.

Es gebe ein «verheerendes Bild vor Ort», sagte ein Polizeisprecher. Umstehende berichteten dpa-Reportern, dass der Lkw Dutzende Menschen überfahren habe. Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe übernahm die Ermittlungen. Das teilte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) am Abend über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Der an der Vorderseite stark demolierte Lastwagen kam am Rande der Budapester Straße zum Stehen. Der Fahrer war zunächst Richtung Zoo geflüchtet. Dutzende Rettungswagen und viele Polizeiwagen waren vor Ort. Das Gelände wurde abgesperrt, Passanten wurden nur noch vom Weihnachtsmarkt herunter gelassen. Laut Feuerwehrsprecher Gerling trafen die ersten Notrufe um 20.07 Uhr ein. Derzeit befänden sich 20 Personen in Krankenhäusern. Rund 30 Menschen seien leichter oder seelisch verletzt.

Der Lastwagen gehörte einer polnischen Spedition, wie deren Eigentümer Ariel Zurawski in einem Telefonat dem polnischen Sender TVN 24 sagte. Der Fahrer sei seit etwa 16 Uhr nicht mehr zu erreichen gewesen. Es handele sich um seinen Cousin, er könne seine Hand für ihn ins Feuer legen, dass er kein Attentäter sei. «Es kann einfach nicht mein Fahrer gewesen sein», sagte Zurawski zu dem Vorfall. «Ihm muss etwas angetan worden sein», mutmaßte er. «Ich stehe so unter Schock.»

Der Lastwagen hatte Stahlkonstruktionen nach Berlin transportiert, berichtete Zurawski. Wegen einer Verzögerung habe der Fahrer bis zum Dienstag warten müssen und den Lastwagenwagen in Berlin geparkt.

Nach Worten von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) war die Situation am Abend unter Kontrolle. Der Regierungschef reagierte geschockt. «Was wir hier sehen, ist dramatisch», sagte Müller auf dem Breitscheidplatz. Seine Gedanken seien bei den Familien, die Tote oder Verletzte zu beklagen hätten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich bestürzt. «Wir trauern um die Toten und hoffen, dass den vielen Verletzten geholfen werden kann», teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Merkel sei mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und Berlins Bürgermeister Müller in Kontakt.

Bundespräsident Joachim Gauck äußerte sich ebenfalls betroffen. «Das ist ein schlimmer Abend für Berlin und unser Land, der mich wie zahllose Menschen sehr bestürzt», teilte Gauck mit. Ähnlich äußerten sich Frankreichs Präsident François Hollande, Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker. Frankreich erhöhte die Sicherheitsvorkehrungen auf seinen Weihnachtsmärkten.

Bundesinnenminister de Maizière erklärte: «Meine Gedanken sind jetzt bei den Angehörigen der Opfer und den Verletzen des schrecklichen Vorfalls. Ich stehe in unmittelbarem und durchgehendem Austausch mit den Sicherheitsverantwortlichen im Land Berlin und habe jede Unterstützung durch die Bundespolizei angeboten.»

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, die Behörden wüssten noch nicht mit Gewissheit, was wirklich geschehen sei. «Die Sicherheitsbehörden arbeiten mit Hochdruck daran, die Unglücksstelle zu sichern und die Täter zu finden.»

Bei einem Anschlag im Juli in Nizza waren 86 Menschen ums Leben gekommen, als ein Terrorist mit einem Lastwagen über die Uferpromenade der Mittelmeermetropole fuhr. Für den Anschlag hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung übernommen.