Ravensburg – Ausschreitungen vor der Eissporthalle – Großeinsatz der Polizei

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Lkrs. Ravensburg/Ravensburg + 23.08.2013 + 13-1522

Polizeiauto10Ein Freundschaftsspiel in der Ravensburger Eissporthalle zwischen den Tower Stars und einer Mannschaft aus dem schweizerischen Olten ist am Freitag Abend, 23.08.2013, von gewalttätigen Auseinandersetzungen gegnerischer Fangruppierungen überschattet worden. Ein Großaufgebot von Polizeikräften war von Nöten, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Rund 50 Personen wurden vor Ort festgesetzt und haben sich nun zumindest teilweise wegen Landfriedensbruch und weiterer Straftaten zu verantworten. Nach jetzigem Stand der Ermittlungen muss davon ausgegangen werden, dass dem Aufeinandertreffen der offenbar verfeindeten Gruppierungen entsprechende Aufrufe über soziale Netzwerke vorausgegangen sind. Uwe Stürmer, Leiter der Polizeidirektion Ravensburg, betonte, dass das eigentliche Spiel für die vermeintlichen Fans offenbar von geringem Interesse war: „Der Aufruf im Internet und die mitgeführte Maskierung zeigt, dass es die Gruppierungen von Anfang an auf Randale abgesehen hatten“.

Ihren Beginn nahmen die tumultartigen Szenen, als den Beamten der Ravensburger Polizei gegen 18.45 Uhr eine aggressive Gruppe von etwa 20 – 30  Personen auf dem Parkplatz eines nahe gelegenen Gartencenters gemeldet wurde. Wie eine Überprüfung ergab, handelte es sich dabei um Ravensburger Anhänger mit weitgehend einheitlicher schwarzer Kleidung. Diese verweigerten provokativ die Feststellung ihrer Personalien, beleidigten die Beamten mehrfach und zogen anschließend unter Parolen zur Eissporthalle. Ferner wurden Böller abgefeuert. Wie sich später feststellen ließ, stammte knapp die Hälfte der Mitglieder dieser gewaltbereiten Gruppierung aus den Landkreisen Ravensburg und Friedrichshafen. Die weiteren Personen stammten aus Heidenheim, dem Großraum Stuttgart und vereinzelt auch aus dem Bereich um Karlsruhe.

Direkt vor der Eissporthalle kam es anschließend kurz nach 19 Uhr zu der offenbar gezielt gesuchten Konfrontation mit einer Gruppe von rund 20 Anhängern des Schweizer Vereins. Wie die späteren Ermittlungen ergaben, befand sich unter der Gruppierung auch etwa halbes Dutzend von Personen aus dem Raum Landshut. Sofort nach Eintreffen der Ravensburger Gruppe kam es dabei zu massiven Ausschreitungen. Es folgten Flaschenwürfe und körperliche Attacken, wobei auch mehrere Personen zu Boden gingen und Fußtritte einstecken mussten. Um nicht identifiziert werden zu können, maskierten sich mehrere Randalierer mit Sturmhauben, wechselten teilweise ihre Oberbekleidung und begannen anschließend auch gegen die eingesetzten Polizeibeamten vorzugehen. Ein Polizist wurde dabei durch einen Kopfstoß, ein weiterer durch einen Tritt gegen die Brust verletzt.

Nach dem Eintreffen weiterer Verstärkungskräfte gelang es schließlich einem Großaufgebot von über 50 Polizeibeamten die gewalttätigen Gruppen zu trennen. Während die Ravensburger Gruppierung westlich der Eissporthalle festgehalten wurde, wurden die Schweizer an der östlichen Seite der Halle eingekesselt. Durch Lautsprecherdurchsagen wurden die Randalierer von der polizeilichen Einsatzleitung mehrfach aufgefordert, sich ruhig zu verhalten. Zudem erfolgte die Ankündigung der weiteren polizeilichen Maßnahmen. Sämtliche Personen wurden darauf hingewiesen, dass sie die Örtlichkeit erst nach einer Durchsuchung, dem Fertigen von Lichtbildern und einer zweifelsfreien Feststellung der Identität verlassen dürfen. Während die Schweizer Gruppierung die Maßnahmen anschließend weitgehend friedlich über sich ergehen ließ, kam es seitens der Ravensburger Randalierer nach wie vor zu Provokationen und versuchten Übergriffen auf die eingesetzten Beamten. Im Anschluss wurde gegen die Personen ein Betretungsverbot für das Stadion und einen Umkreis von 100 Metern ausgesprochen. Die überwiegend mit einem Bus angereisten Schweizer wurden anschließend in ihr Fahrzeug gesetzt und traten die Heimreise an. Sie wurden dabei von Polizeikräften bis zur Landkreisgrenze begleitet. Im Zuge der Nachaufsicht musste eine Gruppe von Ravensburger Anhängern im Bereich des Bärengartens erneut festgesetzt werden. Unter der Androhung von Gewahrsamnahmen löste sich die Gruppe schließlich auf. Zu Straftaten kam es hierbei nicht mehr.

Um die gewalttätigen Vorfälle lückenlos aufzuarbeiten und die rund 50 beteiligten Personen gegebenenfalls zur Rechenschaft ziehen zu können, wird von der Polizeidirektion Ravensburg eine sechsköpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet. Ziel ist es, durch die Auswertung des gefertigten Bildmaterials und die Befragung von Zeugen einzelnen Personen Straftaten nachweisen zu können. Neben Landfriedensbruch, Gefährlicher Körperverletzung und Widerstands gegen Polizeibeamte steht dabei auch der Vorwurf der versuchten Gefangenenbefreiung im Raum. Eine Gruppe von etwa zehn Personen war im Zuge der Ausschreitungen unter massiver Gewaltandrohung auf einen Polizeibeamten losgestürmt, der gerade ein Mitglied ihrer Gruppe festgenommen hatte.

Insgesamt sechs Personen konnten bereits am Freitagabend einzelne Straftaten zugeordnet werden. Sie wurden auf ein Polizeirevier verbracht, erkennungsdienstlich behandelt und anschließend auf freien Fuß gesetzt. Neben der Einleitung von Strafverfahren werden auch die jeweiligen Polizeidienststellen der Heimatorte der Randalierer über die Ermittlungen unterrichtet. Ferner werden die Personaldaten gespeichert und für jene, die aus der Gruppe heraus gewalttätig waren oder sich polizeilichen Maßnahmen widersetzt haben, Stadionverbote angeregt. Gegen sechs der bislang über 50 namentlich identifizierten Personen bestanden solche Verbote bereits. Zudem waren etliche von ihnen bereits wegen Gewaltdelikten auffällig geworden.