Bergwacht Hinterstein | Sechsstündige Rettungsaktion unter schwierigen Bedingungen

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Am späten Freitagnachmittag,25.09.2020, wurde die Bergwacht Hinterstein im Oberallgäu durch die Integrierte Leitstelle Allgäu zu einem Einsatz alarmiert, der sich bis in die Nacht hinein zog.
Eine 39-jährige Bergsteigerin machte sich trotz der widrigen Wettervorhersage auf den Weg vom Prinz-Luitpoldhaus zur Landsberger Hütte. An der sogenannten Lahnerscharte, oberhalb des Schrecksees, auf knapp 2.000 Meter Höhe, gab es für die Frau, die alleine unterwegs war, kein Weiterkommen mehr. Bei dichtem Nebel und Schneetreiben konnte sie den markierten Weg nicht mehr finden, worauf sie einen Notruf absetzte.
Der zur Unterstützung angeforderte Rettungshubschrauber „Christoph 17“ konnte die Einsatzmannschaft aufgrund des Wetters lediglich bis auf ca. 1.300 Meter fliegen. Ein etwa zweistündiger Fußmarsch stand den Rettern der Bergwacht bis zur Einsatzstelle bevor. Bei Dunkelheit und 35 Zenitmetern Neuschnee konnte die unverletzte Wanderin an der von ihr beschriebenen Stelle aufgefunden werden. Trotzdem dass sie etwa fünf Stunden bei Kälte und starkem Schneefall ausharren musste, war sie noch in einem guten körperlichen Zustand, so dass die Retter mit ihr den Fußmarsch in Richtung Hinterstein antreten konnten.
Ein nachtflugtauglicher Polizeihubschrauber war zwischenzeitlich in Hinterstein im Allgäu eingetroffen, um im Falle einer Wetterbesserung, den langen Abstieg zu verkürzen. Da aber immer wieder Schneeschauer einsetzten, war ein Hubschrauberflug kaum möglich. Dennoch wagte der Pilot einen Versuch und konnte so die Patientin und Einsatzmaterial im Bereich der Taufersalpe auf 1.300 Meter abholen und zur Bergwacht Rettungswache in Hinterstein bringen. Weitere Flüge waren nicht mehr möglich, so dass die Bergwachtmannschaft weiter zu Fuß absteigen musste. Nach insgesamt sechs Stunden waren alle zurück im Tal und der Einsatz beendet. Am Einsatz beteiligt waren 16 Einsatzkräfte der Bergwacht Hinterstein, der Rettungshubschrauber „Christoph 17“, sowie ein Polizeihubschrauber.
Bereits am Donnerstag war die Bergwacht Hinterstein bis in die Nacht gefordert. Aufgrund einer gesichteten Leuchtrakete im Bereich des Schänzleskopf musste von einem Notfall ausgegangen werden. Das für so einen Fall von der Bergwacht Allgäu zur Verfügung stehende Technikfahrzeug, konnte das beschriebene Gebiet mit einer Drohne und Wärmebildkamera abfliegen. Ein Hubschraubereinsatz war an diesem Abend aufgrund des Wetters ebenfalls nicht möglich. Nach weiteren Recherchen durch Polizei und Bergwacht, konnte der Einsatz gegen Mitternacht abgebrochen werden.
Hinweis der Bergwacht Hinterstein
Die Bergwacht weist nochmals darauf hin, dass bei Touren zu dieser Jahreszeit eine genaue Tourenplanung unerlässlich ist. Das Wetter und die frühe Dunkelheit können so schnell zur Gefahr werden. Ebenfalls zu beachten sind die aktuellen Neuschneemengen von bis zu 50 Zentimetern in den Hochlagen der Allgäuer Alpen. Bei Temperaturanstieg in den nächsten Tagen warnt der Bayerische Lawinenwarndienst vor Selbstauslösungen an steilen und glatten Wiesenhängen. Es ist oberhalb von 1.200 Metern mit Gleit- und Lockerschneelawinen zu rechnen!
Und wichtig, bevor die Kommentare ausufern: Ja, die Gerettete muss den Einsatz aus eigener Tasche bezahlen, es sei denn, sie hat eine private Versicherung für Bergekosten. Wir bitten euch dringend, keine Kommentare zum Verhalten unserer Patienten abzugeben, auch wenn es in dem Fall ein klarer Fehler war, eine solche Tour bei den vorherrschenden Bedingungen zu unternehmen. Jeder Mensch macht Fehler und trifft mal falsche Entscheidungen. Die Bergwacht ist dazu da, Menschen zu retten unabhängig davon, warum jemand Hilfe benötigt!