Fliegt der eResCopter bald über Memmingen und das Unterallgäu? – Modellregion startet Pilot für elektrische Patiententransporte

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Die Gesundheitsregionplus Unterallgäu-Memmingen wurde als Modellregion ausgewählt, um den eResCopter – ein elektrisch betriebenes eVTOL (Vertical Take-off and Landing) – praxisnah in die Rettungskette einzubinden. Ziel ist es, Interhospital-Verlegungen schneller, leiser und wirtschaftlicher abzuwickeln – als Ergänzung zu RTW/NEF und Rettungshubschrauber, nicht als Ersatz. Eine gemeinsame Absichtserklärung von Stadt, Landkreis und Projektpartnern markierte im Mai 2024 den Start von Vorbereitung, Pilotbetrieb und Evaluation.

Was hinter dem „System eResCopter“ steckt

Der eResCopter ist mehr als ein Fluggerät: Zum System gehören Leitstellen-Prozesse, medizinische Standards, Einsatzabläufe und Infrastruktur (Start/Lande- und Ladepunkte an Kliniken). Einsatzarten: Primär- (Einsatzstelle → Klinik), Sekundär- (Klinik → Klinik) und Tertiärtransporte (Fachpersonal/Equipment).

Warum gerade Memmingen & Unterallgäu?

Die flächenhafte, ländliche Struktur mit mehreren Klinikstandorten bietet ideale Bedingungen, Wegezeiten zu verkürzen und Schwerpunktversorger (u. a. Klinikum Memmingen, Klinikverbund Allgäu) schneller anzubinden. Ein Lenkungsbeirat aus Medizin, Wissenschaft, Kommunen und Ministerien steuert das Vorhaben.

Die Partner

  • eRC-System GmbH (IABG-Gruppe) in Kooperation mit TU München: Entwicklung der Plattform für medizinische Missionen.

  • DRF Luftrettung: bringt operative Erfahrung ein, testet ab 2025 Klinik-zu-Klinik-Szenarien.

  • TH Rosenheim: wissenschaftliche Begleitung (medizinischer Outcome, Gesundheitsökonomie).

  • Stadt Memmingen/Landkreis Unterallgäu: Koordination der Modellregion.

Modellkabine mit medizinischer Ausrüstung

Das Fluggerät in Zahlen

Ziel-Serienmuster „Charlie“: ~200 km/h Reise, ~190 km Reichweite, ~450 kg Nutzlast für Pilot:in, Mediziner:in, Patient:in und Equipment. 5,2 m³ Kabine mit 1,4 × 1,4 m Hecköffnung. Zehn E-Propeller (DEP-Redundanz) erhöhen Sicherheit. Zulassungs-/Markteintrittsziel: 2029.

Rolle in der Rettungskette

Der eResCopter schließt die Lücke zwischen Straße und Heli – besonders bei geplanten Interhospital-Transfers auf mittleren Distanzen, wenn Boden zu langsam und Heli zu aufwendig wäre. Leitstellen-Integration, Klinik-Landeplätze und Ladeinfrastruktur sind Teil der regionalen Entwicklung.

Zeitplan

  • 2024: Plattform vorgestellt, Modellregion startet.

  • 2025: Pilotbetrieb in Unterallgäu-Memmingen (DRF).

  • Ab 2029: angestrebte Zulassung/Markteinführung (abhängig von Prüfungen/EASA).

Regulatorik

Die EASA SC-VTOL mit fortgeschriebenen Means of Compliance definiert Sicherheits- und Designziele (u. a. Redundanzen, „safe flight and landing“). Für Memmingen gilt: Betrieb erst nach belastbarer Zertifizierung.

Nutzen für die Region

  • Zeitgewinn bei Verlegungen (z. B. Schlaganfall/STEMI/Polytrauma).

  • Leiser und lokal emissionsfrei – Vorteile an Klinikstandorten.

  • Wirtschaftlichkeit: Zielkosten deutlich unter Heli-Niveau; geringere Wartung erwartet.

Offene Punkte

Dispatch-Kriterien, Winter-/Wettertauglichkeit, Infrastruktur, Akzeptanz und Rollenmodell im Zusammenspiel mit boden- und luftgebundenen Mitteln werden im Pilot messbar geklärt.

Stimmen & Ausblick

Vertreter aus Stadt und Landkreis sehen einen Meilenstein für die Versorgung im ländlichen Raum – bei realistischer Einordnung: Zulassungsjahre liegen noch vor dem Projekt. Fazit: Die Chance ist real, dass der eResCopter bald im Pilotbetrieb über Memmingen und dem Unterallgäu zu sehen ist. Ob daraus Standard wird, entscheiden Evidenz, Zulassung und Akzeptanz.


Die Fakten im Überblick

Was hinter dem „System eResCopter“ steckt

Der eResCopter ist ein eVTOL (electric Vertical Take‑off and Landing): Er startet und landet senkrecht, fliegt rein elektrisch und besitzt eine Kabine, die von Anfang an für begleitete Patiententransporte ausgelegt wurde. „System“ meint mehr als das Fluggerät: Es umfasst Leitstellen‑Integration, Medizin‑Standards, Einsatzabläufe sowie Infrastruktur an Kliniken und definiert so den Betriebsrahmen für sichere, nahtlose Transporte. Die Modellregion will dieses Gesamtsystem entwickeln, testen und – bei Erfolg – auf andere Regionen übertragen.

Einsatzarten im Fokus sind klar definiert:

  • Primärtransport: von der Einsatzstelle in ein Krankenhaus,

  • Sekundärtransport: Verlegung zwischen Kliniken,

  • Tertiärtransport: Transport von Fachpersonal/Equipment.


Warum gerade Memmingen & Unterallgäu?

Die Region ist großflächig, ländlich geprägt und verfügt über mehrere Klinikstandorte, deren Anbindung an die Schwerpunktversorgung (u. a. Klinikum Memmingen, Klinikverbund Allgäu) verbessert werden soll – insbesondere für zeitkritische Diagnosen. Die Gesundheitsregionplus koordiniert dazu Akteure von Kliniken über Leitstelle bis Verwaltung und bildet für das Projekt einen Lenkungsbeirat mit Vertreter:innen aus Medizin, Wissenschaft, Kommunen und Ministerien.


Die Partner – Entwicklung, Betrieb, Wissenschaft

  • eRC‑System GmbH (IABG‑Gruppe): Entwickler des Fluggeräts in Kooperation mit der TU München; 2024 erfolgte die öffentliche Vorstellung der Plattform für medizinische Missionen.

  • DRF Luftrettung: bringt Einsatzerfahrung ein und testet ab 2025 gemeinsam mit Partnern die Einsatzmöglichkeiten für Klinik‑zu‑Klinik‑Verlegungen in der Modellregion.

  • TH Rosenheim: verantwortet die wissenschaftliche Begleitung – mit Blick auf medizinische Wirkung und Gesundheitsökonomie.

  • Stadt Memmingen / Landkreis Unterallgäu (Gesundheitsregionplus): koordinieren die Modellregion, binden Netzwerke ein und moderieren die Umsetzung.


Das Fluggerät in Zahlen: Sicherheit, Reichweite, Kabine

Das geplante Produktionsmodell („Charlie“) ist auf Pilot:in, Mediziner:in und Patient:in ausgelegt. Zielwerte: ~200 km/h Reisegeschwindigkeit, ~190 km Reichweite und ~450 kg Nutzlast – ausreichend für Besatzung, Patient und medizinische Ausrüstung. Die Kabine (5,2 m³) ist über große Heckklappen (ca. 1,4 × 1,4 m) beladbar; zehn elektrisch angetriebene Propeller sorgen für verteilten Auftrieb (DEP‑Redundanz) und damit zusätzliche Sicherheit. Zulassungs‑/Markteintrittsziel: 2029.


So fügt sich der eResCopter in die Rettungskette ein

Der eResCopter zielt auf die „Lücke“ zwischen Straße und Hubschrauber: Wenn Bodentransporte zu langsam und Helikoptereinsätze zu aufwendig wären, kann ein leiser, lokal emissionsfreier Lufttransport geplante Interhospital‑Verlegungen beschleunigen und Ressourcen in RTW/NEF und HEMS schonen. Genau dieses Zusammenspiel – Straße, Helikopter, eResCopter – will die Modellregion konkret ausprobieren und bewerten.

Die Leitstellen‑Integration (Alarmierung/Disposition), Start‑ und Landeplätze an Kliniken sowie Ladeinfrastruktur sind Teil der regionalen Systementwicklung. Der jüngste Hangar‑Besuch in Erding zeigte u. a. die medizinische Modellkabine – und verdeutlichte, dass bis zur Einsatzreife noch Zulassungsjahre zu gehen sind.


Zeitplan: Vom Prototyp zur Modellregion

  • 2024: Offizielle Vorstellung der Plattform; die Modellregion nimmt Arbeit auf.

  • 2025: Pilotprojekt der DRF Luftrettung in Unterallgäu‑Memmingen startet, um Einsatzszenarien für Klinikverlegungen zu testen.

  • Ab 2029: Gegenwärtiges Ziel für die flugrechtliche Zulassung/Markteinführung des Serienmusters – abhängig von Prüfungen und EASA‑Zertifizierung.


Regulatorik: EASA SC‑VTOL als Wegweiser

Das europäische Zulassungsregime für eVTOLs basiert auf der EASA Special Condition VTOL (SC‑VTOL) inklusive fortgeschriebener „Means of Compliance“ (u. a. MOC‑4, 2025). Das Regelwerk definiert Sicherheits‑ und Designziele (z. B. Redundanzen, Leistungsanforderungen, „safe flight and landing“) und wird schrittweise präzisiert – in Abstimmung mit der US‑FAA. Für den Praxisbetrieb in Memmingen bedeutet das: Die Technik kann voranschreiten, der Regelbetrieb setzt aber belastbare Zertifizierungsnachweise voraus.


Nutzenversprechen: Was die Region konkret gewinnen kann

  • Zeitgewinn bei Verlegungen: Bei Schlaganfall, STEMI oder Polytrauma zählt jede Minute – schnellere Interhospital‑Transporte verbessern die Chance auf das richtige Zielkrankenhaus. Das ist der primäre Fokus des Herstellers und der Modellregion.

  • Leiser & lokal emissionsfrei: Elektrischer Antrieb reduziert Lärm und lokale Emissionen – ein Plus für Klinikstandorte nahe Wohngebieten.

  • Wirtschaftlichkeit: Nach heutigem Stand liegt der Anschaffungspreis deutlich unter jenem von Rettungshubschraubern – publiziert ist die Zielgröße „rund ein Drittel“ bzw. etwa ~4 Mio. € je Gerät; geringere Wartungskosten kommen hinzu.


Offene Punkte: Was zu klären bleibt

  1. Indikationskatalog & Disposition: Wann ist der eResCopter wirklich schneller als Straße oder Heli? Die Modellregion erarbeitet klare Kriterien fürs Dispatching.

  2. Infrastruktur & Wintertauglichkeit: Landeplätze, Energieversorgung, Enteisungs‑/Schneebetrieb – hier greifen Technikentwicklung und EASA‑Vorgaben ineinander.

  3. Akzeptanz & Einbindung des Personals: Transparenz, Schulungen, Lärmmessungen und Evaluation sind Voraussetzung für den breiten Rückhalt.

  4. Rollen & Betrieb: DRF Luftrettung testet 2025 die Potenziale und bringt Betriebserfahrung in die Konzeption ein.


Stimmen aus der Region

Beim jüngsten Hangar‑Besuch sprach Staatssekretär Sandro Kirchner von einem „Meilenstein“ für den ländlichen Raum; Oberbürgermeister Jan Rothenbacher und Landrat Alex Eder betonten die Chance, das Rettungsnetz effizient zu ergänzen und Klinikstandorte zu sichern. Die Stadt verweist zugleich auf die notwendigen Zulassungsjahre bis zur Einsatzreife.


Blick in die Praxis: Ein typisches Szenario

Ein Patient mit Verdacht auf schweren Schlaganfall wird in einer Grundversorgungsklinik stabilisiert. Statt eines straßengebundenen, überregionalen Transports wird der Sekundärtransfer in die geeignete Schwerpunktklinik per eResCopter disponiert – liegend, begleitet von Notarzt/Intensivpflege, direkt Klinik‑zu‑Klinik. Gerade auf mittleren Distanzen kann das Zeit‑Kosten‑Verhältnis günstiger sein, bei zugleich geringerem Lärmteppich am Klinikstandort. Genau solche Fälle will die Modellregion messen und evaluieren.


Faktenbox: eResCopter & Modellregion

  • Fluggerät: eVTOL „Charlie“ (Ziel) mit 1 Pilot:in, 1 Mediziner:in, 1 Patient:in, 10 E‑Motoren/Propeller (DEP), Reise ~200 km/h, Reichweite ~190 km, Nutzlast ~450 kg, Kabine 5,2 m³, große Hecköffnung 1,4 × 1,4 m.

  • Primäre Anwendung: Interhospital‑Verlegungen; Ergänzung zu RTW/NEF und Hubschrauber.

  • Partner: eRC‑System (IABG‑Gruppe) & TUM, DRF Luftrettung (Test/Operator), TH Rosenheim (Evaluation), Gesundheitsregionplus Unterallgäu‑Memmingen (Koordination).

  • Fahrplan: 2025 Tests in der Modellregion; Zulassungsziel/Markteintritt ab 2029.


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